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Das Amulett

Das Amulett

Titel: Das Amulett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan R. Bellem
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»Wir haben Gäste. Lass Zimmer richten, dann geleite Gordan und ...« Jorgan blickte den jungen Magier fragend an.
    »Dezlot Nybar, M-majestät«, stammelte der Junge.
    »... Dezlot Nybar auf ihre Zimmer. Und danach lass nach der Klerikerin Phelyne schicken. Sie ist ebenfalls eingeladen.«
    »Eine interessante Gesellschaft, die Ihr Euch an Eure Tafel geladen habt«, lachte Gordan leise.

Fehleinschätzungen
    Khalldeg hatte recht behalten: Der Pass war bei Schnee kaum zu bezwingen. Es musste bereits vor Tagen zu schneien begonnen haben, und selbst in den niedrigeren Regionen der Todfelsen reichte Tharador das weiße Puder bis an die Knöchel.
    »Junge, wie lange habt ihr damals gebraucht, um den Eingang zur Feste zu erreichen?«, fragte Khalldeg nachdenklich. Sie schienen an diesem vierten Tag ihres Weges kaum vorwärtsgekommen zu sein. Khalldeg drehte sich um und beschattete die Augen mit der Linken. Offenbar hielt er in südlicher Richtung Ausschau nach der kleinen Höhle, die sie die Nacht zuvor als Unterschlupf genutzt hatten. Tharador lächelte belustigt. Selbst bei ihrem langsamen Vorankommen war die Höhle längst außer Sicht.
    »Nur ein paar Tage«, antwortete er dem Zwerg. »Drei, wenn mich meine Erinnerung nicht trügt.«
    Khalldeg schnaubte missmutig und stapfte weiter. »Wir werden bestimmt doppelt so lange brauchen.«
    »Wieso die Eile? Die Gnome laufen dir nicht davon«, lachte Faeron und betrachtete die kleinen Wölkchen, die sein Atem bildete.
    »Darum geht es nicht, Elf! Wenn wir hier zu lange festsitzen und uns ein plötzliches Unwetter überrascht, hat uns der Schnee im Würgegriff.«
    »Das ist, wie das Ertrinken, ein Schicksal, das dich vor uns ereilt«, lachte Faeron.
    Khalldeg spuckte verächtlich auf den Boden, doch kurz darauf fand ein breites Grinsen den Weg zurück in sein Gesicht. »Zur Not kann der Große ja den Weg freischaufeln.«
    Ul‘goth schenkte dem Gezeter kaum Beachtung. Er kannte die Berge viel zu gut, als dass er die Wachsamkeit sinken ließ.
    Der Ork hatte schon mehr Schneetrolle gesehen, als mancher Mensch an Jahren zählte. Schneetrolle waren entfernte Verwandte der Sumpftrolle aus dem Osten. Sie hatten langes weißes Fell, das sie im Schnee nahezu unsichtbar machte. Im Winter, wenn die Schneemassen auf den Gipfeln selbst für diese zehn Fuß großen, muskelbepackten Kreaturen zu groß wurden, wagten sie sich weiter die Berge hinab. In solchen Zeiten hatten die Orks und die Trolle gegenseitig Jagd aufeinander gemacht. Beide aus den gleichen Gründen: Nahrung. Schneetrolle boten jedoch mehr als das – ihr Fell schützte hervorragend gegen Kälte.
    Ul‘goth hatte nicht nur unzählige Schneetrolle gesehen, er hatte auch etliche erlegt. Allerdings war eine solche Begegnung nie ohne Verluste in den eigenen Reihen abgelaufen. Schneetrolle hatten sich perfekt an ihre Umgebung angepasst und verfügten über gewaltige Kraft.
    »Wir sollten uns beeilen«, drängte er die anderen. »Hier kann uns mehr als schlechtes Wetter überraschen.«
    Calissa und Tharador tauschten besorgte Blicke. »Na schön, dann weiter«, brummte Khalldeg und übernahm wieder die Führung der Gruppe.
    * * *
    Phelyne stürmte wütend durch das Tor der Ordensfestung der Kleriker. Die beiden Novizen, die Wachdienst hatten, wagten nicht, sich der Klerikerin in den Weg zu stellen.
    Die Kathedrale, die Jorgan als königlichen Palast beanspruchte, war einst das größte den Göttern geweihte Bauwerk gewesen. Jorgan hatte einst behauptet, den Göttern näher zu sein, indem er ihren strahlendsten Stern zu seinem Eigentum erklärte. Der Orden war auf den Handel eingegangen und hatte sein Quartier in die alte Herrschaftsburg verlegt, die sich auf einem südlich gelegenen Hügel gegenüber der Kathedrale befand. Die Kleriker hielten dem Götterpaar Alghor und Magra zu Ehren Messen ab, doch mit jedem Mond, der verstrich, kamen weniger Leute, um sie zu besuchen. Die Menschen verloren allmählich den Glauben an die Götter. An manchen Orten begann man sogar bereits, den Elementarprinzen zu huldigen und sich der Ketzerei hinzugeben.
    Phelyne konnte über ein solches Maß an Verblendung nur entrüstet den Kopf schütteln. Bruder Sarphin kam ihr eilig entgegen und entbot ihr den Ordensgruß: Man legte die Hände aufeinander, was die ewige Verbindung des göttlichen Paares symbolisierte, und neigte aus Demut vor den Kanduri kurz das Haupt.
    »Er erwartet dich bereits, Schwester«, sagte Sarphin. »Wie verlief deine Audienz

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