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Das Amulett

Das Amulett

Titel: Das Amulett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan R. Bellem
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nicht tot!«, widersprach Tharador. »Wir sollten versuchen, ihn zu retten.«
    »Die Konzentration des Giftes scheint nicht besonders hoch«, überlegte Calissa. »Mondschimmel färbt die Haut in einem trügerischen Blau. Ich vermute, dass Grunduul Ul‘goth gerade genug Gift einflößt, um dessen Genesung zu verhindern.«
    »Er will ihn nicht töten, sondern durch einen anderen Häuptling ersetzen«, vermutete Faeron.
    »Wenn dem so ist, bleibt uns noch Zeit bis zur Häuptlingsversammlung«, meinte Gordan.
    »Ich könnte ein Gegenmittel herstellen, wenn ich die richtigen Zutaten zur Hand hätte«, überlegte Calissa.
    Gordans Miene hellte sich deutlich auf. »Xandor hatte einen großen Fundus an alchemistischen Zutaten hier im Arkanum. Wir sollten alles Nötige finden. Was brauchst du? Morgentau und Sonnengras?«
    »Sonnengras würde seine Heilung zu sehr beschleunigen«, sagte Calissa mit einem Kopfschütteln. »Grunduul würde es bemerken und ihn im Gegenzug stärker vergiften. Ich denke eher an eine Mischung aus Morgentau und Minze. Das wird das Gift in seinem Magen binden und eine weitere Verschlechterung verhindern. So kann sich Ul‘goth erholen, und Grunduul wird nicht zu bald Verdacht schöpfen.«
    »Wie schnell kannst du ein solches Heilmittel zubereiten?«, fragte Khalldeg.
    »Ich kann es ihm schon heute Nacht verabreichen«, antwortete Calissa mit einem Lächeln.
    * * *
    Blitze durchzuckten seinen Geist, und Donnergrollen rauschte in seinen Ohren. Alles war schwarze Nacht und blendende Sonne zugleich. Sein Herz raste wie wild, und sein Körper krümmte sich wie ein erstickender Fisch an Land, als heißer Schmerz seine Lungen füllte.
    Das Bild einer dämonischen Fratze entstand vor seinem inneren Auge. Erst bildeten weiße Zähne ein grinsendes Maul, dann folgte faltige Haut, die sich über spitze Knochen spannte. Er kannte dieses Gesicht, und Xandor verhöhnte ihn mit seinem Lachen.
    »Du hast dein Volk in die Verdammnis geführt«, erklang eine vertraute Stimme, doch es war nicht die des Magiers. »Schon bald findet deine Herrschaft ein Ende.«
    Der Schmerz blieb, und Xandor lachte weiter über seine Qualen.
    Plötzlich veränderte sich etwas. Die Blitze blieben aus, der Donner verhallte. Eine sanfte Berührung ließ seinen Geist sich beruhigen. Und eine zweite Stimme sprach zu ihm: »Man versucht, dich zu vergiften. Trink das, Ul‘goth, und schon bald wirst du genesen.«
    Kühler Saft rann wohltuend seine Kehle hinab und vertrieb den brennenden Schmerz. Er spürte, wie die Krämpfe verflachten, und mit der neu gewonnenen Ruhe kehrten die ersten klaren Gedanken zurück.
    Man versucht, mich zu vergiften? Wer?
    »Ich muss nun gehen«, sagte die neue, sanfte, Stimme.
    Wer spricht da? wollte er sagen, doch seine Zunge gehorchte ihm noch nicht.
    Der Schmerz verschwand, und die Nacht verlor ihren Schrecken.
    Ul‘goth öffnete vorsichtig die Augen und blinzelte gegen die ungewohnte Helligkeit. Das Mondlicht fiel durch die Fenster herein und tauchte den kleinen Raum in bläuliches Licht.
    Er war am Leben.
    Mit einem Mal erinnerte sich Ul‘goth an die beiden Stimmen ... und wusste plötzlich, wem sie gehörten.
    * * *
    Akribisch studierte Dergeron den letzten Bericht seines Hauptmanns. Die Dinge entwickelten sich gut, die Ausbilder formten die neuen Rekruten und präsentierten ihm ihre vielversprechendsten Anwärter für weitere Aufgaben. Nun saß Dergeron über den Empfehlungsschreiben und wählte jeden Tag eine Handvoll Männer aus, die er als Kämpfer dem kleinen, aber stetig wachsenden Heer des Grafen Totenfels hinzufügen würde. Am Ende der Mondphase würde er sie vereidigen und dabei auf seine Ziele einschwören. Ein besseres Leben für alle.
    »Ihr seht, Herr«, erklärte er dem Grafen, »mit jedem Tag wird unser Heer ... Euer Heer größer und damit schlagkräftiger. Schon bald wird es selbst König Jorgan erblassen lassen.«
    Graf Totenfels wedelte langsam mit dem rechten Zeigefinger vor Dergerons Gesicht hin und her. »Verstohlenheit, mein lieber Dergeron. Verstohlenheit. Wir können uns einen offenen Konflikt mit Berenth noch nicht leisten.«
    »Aber schon bald«, warf Dergeron ein.
    Der Graf verdeutlichte durch einen Blick, dass er nicht unterbrochen werden wollte. »Noch nicht. Und deshalb stellt Ihr dieses Heer weiterhin im Verborgenen auf.«
    »Gewiss, Herr.«
    Totenfels nickte zufrieden und verließ den Raum. Das Verhallen der sich entfernenden Schritte kündete davon, dass er sich

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