Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Amulett

Das Amulett

Titel: Das Amulett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan R. Bellem
Vom Netzwerk:
wir leben? Heimtücke und Verrat?«
    Die Knöcheln an Wurlaghs Hand traten weiß hervor, und seine Kiefer mahlten hörbar aufeinander. Als er sich jedoch der misstrauischen Blicke der übrigen Häuptlinge bewusst wurde, ließ er den Griff der Waffe los und setzte eine gleichgültige Miene auf.
    Ul‘goth nickte zufrieden. »In einem Punkt hatte Grunduul Recht«, fügte er an alle gerichtet hinzu. »Wir müssen uns auf unser neues Leben vorbereiten. Morgen werden wir diese Versammlung fortsetzen, dann werde ich mich euren Fragen stellen.«
    Wurlagh verließ als Erster wutschnaubend die Kaserne. Die übrigen Häuptlinge folgten ihm bald und musterten argwöhnisch Tharador und dessen Gefährten, die keine Anstalten machten, ebenfalls zu gehen.
    Schließlich waren sie bis auf Gallak und einige Orkkrieger der persönlichen Leibwache allein.
    »Lasst uns hinaufgehen«, bat Ul‘goth. »Ich sollte mich noch ein wenig ausruhen.«
    Ul‘goth empfing sie alle in seinem Schlafgemach. Er stand mit dem Rücken zu ihnen vor dem einzigen Fenster und seufzte tief beim Anblick der Todfelsen. Tharador hatte urplötzlich den Eindruck, sein Spiegelbild in dem Ork zu erkennen, und der Gedanke ließ ein Lächeln über seine Lippen huschen.
    Gallak befand sich ebenfalls im Raum, stand aber etwas abseits und rührte sich nicht.
    Ul‘goth drehte sich langsam zu ihnen um und blickte jedem Einzelnen der seltsamen Gruppe in die Augen: »Ein Magier, ein Elf, ein Zwerg und eine kluge Frau, in deren tiefen Schuld ich stehe.«
    Ul’goth verbeugte sich anerkennend in Richtung Calissa. Die Geste ließ sie erröteten. Auch die anderen drehten sich ihr zu und bedachten sie mit einem Lächeln, dass sie endgültig verlegen zu Boden blicken ließ.
    »Du hast mächtige Verbündete, Tharador Suldras.«
    »Ich weiß«, entgegnete Tharador. »Aber vielleicht steht vor mir ja ein weiterer Verbündeter?«, fügte er mit einem entwaffnenden Lächeln hinzu. »So wie du uns gegen Xandor beigestanden hast.«
    Ul‘goth verzog bei der bloßen Erwähnung des Namens das Gesicht, und eine tiefe Falte legte sich über seine Stirn. »Er war ein Geschwür in dieser Welt, und sein Tod wird unser aller Leben verbessern.«
    »Ha! So viel ist sicher!«, dröhnte Khalldegs Stimme durch den Raum, und sein plötzlicher Gefühlsausbruch brachte ein Lächeln auf alle Gesichter.
    »Es gibt wichtige Dinge, die wir besprechen müssen, Tharador«, fuhr Ul‘goth fort. »Diese Stadt gehört nicht meinem Volk, sie gehört den Menschen. Und ich werde sie euch nur zu gerne wieder überlassen.«
    Tharador atmete lauter auf, als er es eigentlich beabsichtigt hatte, doch Ul‘goth sah darüber hinweg.
    »Allerdings kann ich meinem Volk auch nicht sagen, dass unsere Bemühungen vergebens waren«, seufzte Ul‘goth. »Du hast Grunduul – mögen unsere Ahnen ihm gnädig sein – und Wurlagh erlebt, und ihre Meinung spiegelt die vieler Orks wieder. Nein, ich kann nicht vor sie treten und ihnen sagen, dass wir wieder zurück in die Berge ziehen. Mein Volk hat Vieles erdulden müssen. Vor langer Zeit waren wir Nomaden der Steppen und bewohnten die Höhlen der Berge. Als die Goblins zu Tausenden in die Todfelsen getrieben wurden und die Menschen sich das Land nahmen, wurden wir in ein Leben gezwungen, das unsere Ahnen nicht vorhergesehen hatten. Mein Volk sehnt sich nach der Freiheit, die es einst besaß«, erklärte er dem Paladin.
    »Ich verstehe dich, aber wie kann ich dir helfen?«, fragte Tharador offen heraus.
    »Die Häuptlingsversammlung. Dort will ich verkünden, dass wir Surdan aufgeben, aber uns hier in den Steppen niederlassen und unser traditionelles Nomadentum wieder aufnehmen«, legte Ul‘goth seine Pläne dar. »Und du, besser noch ihr alle, müsst als Vertreter der anderen Völker anwesend sein und euer Einverständnis bekunden. Ich will mein Volk davon überzeugen, dass es seine neue Heimat in Frieden erhält. Ich will keinen weiteren Krieg.«
    »Den will ich auch nicht«, stimmte Tharador zu. »Wurlagh wird das vielleicht nicht gefallen«, gab der Paladin zu bedenken.
    »Wurlaghs Hass auf mich ist grenzenlos. Und ich kann es ihm nicht verübeln. Er sehnt sich nach einem Kampf mit mir, und er verdient ihn mehr als jeder andere«, sagte Ul‘goth traurig.
    »Weshalb?«, fragte Faeron interessiert.
    »Ich habe seinen Vater getötet«, seufzte Ul‘goth. »Es ist kaum einen Mond her. Wantoi wollte gegen die südlichen Städte in den Krieg ziehen, ich hingegen nicht. Er forderte

Weitere Kostenlose Bücher