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Das Amulett

Das Amulett

Titel: Das Amulett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan R. Bellem
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Tharador wusste um die Gefahr, die von einem gut geführten Orkmesser ausging, einem Hauschwert, das über eine zweite, widerhakenartige Spitze verfügte. Und dieser Ork schien ihm äußerst erpicht darauf, die Waffe auch zu benutzen.
    Grunduul belegte den Häuptling mit einem seltsamen Blick, der den Ork verstummen ließ. Es war weder ein strafender, noch ein ärgerlicher Blick; vielmehr schien zwischen den beiden eine Art Vertrautheit zu bestehen. Und Grunduul wirkte über die Wortmeldung keineswegs überrascht. Dieser da steht in Grunduuls Gunst , erkannte Tharador.
    Er blickte Faeron verstohlen von der Seite an, und der Elf gab ihm mit einem ebenso unmerklichen Kopfnicken zu verstehen, dass er zu demselben Schluss gekommen war.
    »Wurlagh hat Recht!«, fuhr Grunduul fort und verlieh seiner Stimme einen noch kratzigeren Unterton. »Ul‘goth führte uns aus unserer Heimat in dieses Land, das vor Feinden nur so wimmelt! Und nun lässt er uns zurück. Ohne Führung und ohne Hoffnung!«
    »... zehn, elf, zwölf«, zählte Khalldeg leise durch. »Das könnte spaßig werden.«
    Gordan verschränkte die Arme vor der Brust und zupfte sich mit der Linken am kurzen Kinnbart. »Grunduul scheint sich seiner Sache sehr sicher zu sein«, flüsterte er.
    »Ul‘goth starb für uns!«, schrie Grunduul nun beinah ekstatisch. »Er starb für sein Volk! Lasst uns Ul‘goth ehren, indem wir seinen Plan weiter verfolgen und uns noch mehr fruchtbares Land erobern!«
    Die Häuptlinge verfielen in ungläubiges Schweigen, wodurch Grunduul nur umso eindringlicher weitersprach. Tharador hörte ihm nicht mehr zu, denn hinter Grunduul war der eigentliche Grund für die Verwunderung der Häuptlinge erschienen.
    Ul‘goth stand zwar auf leicht wackeligen Beinen, aber aufrecht hinter dem zwei Köpfe kleineren Ork und spannte sämtliche Muskeln seines gewaltigen Körpers.
    Noch während Grunduul voller Vorfreude verkündete, wie man die Menschen des Südens abschlachten könnte, schossen Ul‘goths Hände vor und legten sich wie Eisenschellen um die Kehle des alten Orks.
    Grunduul versuchte, sich aus dem Griff zu befreien, und besann sich seiner magischen Fähigkeiten. Der Schamane formte mit den Lippen einen lautlosen Fluch, und seine Hände begannen, schwach rot zu glühen.
    Gordan deutete mit dem linken Zeigefinger auf den Schamanen und flüsterte ein einfaches » Nein «, woraufhin das Leuchten verschwand. Grunduul bemerkte den Gegenzauber und wollte aufschreien, doch kein Laut fand den Weg aus ihm. Voller Verzweiflung huschten seine Augen umher, fanden jedoch keine Rettung.
    »Du predigst meinen Tod, aber dein Gift ist wirkungslos geblieben!«, brüllte Ul‘goth mit erstaunlich fester Stimme.
    Grunduul wollte etwas erwidern, doch die Pranken des Orkkönigs quetschten selbst das kleinste Quäntchen Luft aus seiner Kehle. Er griff nach Ul‘goths Händen, zerrte an den Unterarmen des mächtigen Orks. Vergeblich. Blut staute sich rot in seinen Augen und vertrieb den gelblichen Glanz, der sie sonst umspielte. Kraftlos schlug er gegen Ul‘goths Schultern, aber der Hüne ließ in seiner Wut nicht von ihm ab.
    »Durch dein Gift sollte ich sterben! Nicht durch meine Wunden im Kampf! Du wolltest mich meucheln wie ein Feigling!« Ul‘goth spannte die Rückenmuskeln und hob Grunduul senkrecht einen Fuß in die Höhe. »Ich bin der König!«, brüllte er dem Schamanen ins Gesicht und ließ auch für die übrigen Häuptlinge keinen Zweifel an seiner Lebendigkeit aufkommen.
    Die Arme des alten Orks erschlafften; ein letztes, trockenes Röcheln stieg aus seiner Kehle, dann war er still, hing reglos in den Pranken des Totgesagten. Ul‘goths Blick klarte auf, als seine Wut allmählich verflog. Er betrachtete den toten Körper und warf in mit einem abfälligen Schnauben achtlos zu Boden, wo die leblose Gestalt des Schamanen sich unnatürlich verbog.
    Der junge Häuptling, den Grunduul zuvor als Wurlagh bezeichnet hatte, sprang auf, und seine Rechte schloss sich bedrohlich um den Griff des Orkmessers. »Du hast Grunduul getötet, Ul‘goth! Und du bist ihm nicht von Angesicht zu Angesicht gegenübergetreten!«
    »So wie er mir«, entgegnete der Hüne beherrscht, ging dabei allerdings fast unmerklich in die Knie. »Was will Wurlagh, Sohn des Wantoi, nun tun?«
    Der junge Heißsporn zögerte.
    »Gibt es noch mehr unter euch, die gegen mich sind?«, fragte Ul‘goth geschickt in die Runde der versammelten Häuptlinge. »Sind dies nun die Gesetze, nach denen

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