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Das Amulett

Das Amulett

Titel: Das Amulett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan R. Bellem
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anderen Weg suchen«, knurrte Dergeron. »Totenfels gehört mir!«
    »Es werden weitere Magier kommen«, prophezeite sie. »Ein mächtiger Magier ist vor einem Mond gestorben, und nun wagen sich Männer wie Tizir erneut ans Tageslicht.«
    »Xandor ist also tot?«, fragte Dergeron neugierig.
    »Ihr kanntet Tarvin Xandor?«
    »Er war mein Meister«, verriet Dergeron. »In gewisser Weise war ich auch sein Sklave.« Sein Blick verlor an Härte. Er konnte nachempfinden, wie die junge Frau sich fühlen musste. Dergeron hatte den Einfluss von Xandors Zauber gehasst. Mittlerweile begrüßte er die körperlichen Vorteile, dennoch wünschte sich Dergeron häufig sein altes Leben zurück. Hätte Tharador ihn nur nicht in Surdan zurückgelassen ... »Wieso nur, Tharador«, flüsterte er bei sich.
    Seine Stimme war kaum lauter als ein Atemzug, trotzdem vernahm Alynéa jedes Wort. Noch vermochte sie mit dem Namen nichts anzufangen, doch wie alles legte sie auch dies sorgfältig in ihrem Gedächtnis ab, an einem Ort den Tizir nicht so einfach finden könnte. Sie war stets auf ihren Vorteil bedacht, den sie sich am ehesten durch Wissen verschaffen konnte.
    »Ich werde darüber nachdenken«, durchbrach Dergeron die plötzliche Stille. »Doch ein falsches Wort von Euch, ein Grund, Euch zu misstrauen, und ich schlitze Euch die Kehle auf.«
    Noch ehe sie zu einer Erwiderung ansetzen konnte, war der Kommandant bereits aus dem Zelt verschwunden.
    Alynéa schalt sich für ihre Torheit. Den Krieger ohne geeigneten Schutzzauber derart zu reizen, war mehr als leichtsinnig gewesen. Der Punkt, an dem seine Klinge ihren Hals aufgeritzt hatte, schmerzte noch immer. Allein sein Hochmut hatte sie gerettet. Dergeron war sich viel zu sicher gewesen, dass er sie in der Hand hatte.
    Allerdings besaß sein Hochmut durchaus eine Grundlage. Den Mann umgab eine Aura der Macht, die sie deutlich gespürt hatte. Auch wenn sie nicht sagen konnte, welchen Ursprungs sie hatte, sie wusste, dass den Krieger etwas durchflutete, das nicht von dieser Welt stammte.
    * * *
    Undurchdringlicher Nebel baute sich vor ihm auf. Diesmal war er darauf vorbereitet und wartete, bis der Dunst ihn völlig eingehüllt hatte. Er streckte den Arm aus, ließ ihn von der kalten, grauen Masse umwogen. Dergeron vermochte nicht, den Nebel zu durchbrechen. Wann immer er versuchte, ihn mit den Händen beiseitezuschieben, füllte sich die entstehende Lücke augenblicklich.
    »Zeig dich!«, rief er ins Nichts. Diesmal ertönte seine Stimme kräftig. Er wusste tief im Inneren, dass er träumte, und diese Gewissheit beruhigte ihn.
    Als hätte man ihn erhört, lichtete sich der Nebel vor ihm, und er konnte wie beim letzten Mal eine menschengroße Gestalt ausmachen.
    »Was willst du von mir?«
    Die richtige Frage lautet: Was willst du von mir! antwortete die Stimme in seinem Kopf.
    »Ich will wissen, wer du bist.«
    Was willst du wirklich von mir? Die Stimme wurde lauter, und Dergeron musste an sich halten, um das Gesicht nicht vor Schmerz zu verziehen. Er hatte so viele Fragen, welche sollte er dem Wesen stellen?
    Sein Gegenüber begann zu schreien, und aus seinem Körper entwich pure Energie. Dergeron konnte sie fühlen, sie durchflutete ihn und alles um ihn herum. Der Nebel wurde von einer Druckwelle vertrieben, die sich kreisförmig von der Gestalt ausbreitete, und wenige Augenblicke danach standen sie sich in völliger Dunkelheit gegenüber.
    Dergeron hatte alle Mühe, sich auf den Beinen zu halten, doch irgendwie gelang es ihm, der Gestalt aufrecht gegenüberzutreten.
    Was willst du wirklich von mir! Die Stimme erklang direkt in seinem Kopf. Jedes Mal. Sein Gegenüber gab keinen Laut von sich, stand nur da.
    »Du bist ein Teil von mir«, stellte der Krieger fest. Plötzlich wusste Dergeron, was er von der Gestalt wollte. »Ich will deine Macht.«
    Als er erwachte, hallte noch immer das Lachen der schattenhaften Gestalt in seinen Ohren wider. Er hatte die richtige Frage gestellt, und der Schatten würde ihm antworten.
    Ein schwaches Leuchten erhellte den Raum, und Dergeron wunderte sich, woher es stammte, bis er an sich hinunterblickte. Das Amulett schimmerte in schwächer werdendem Rot, und kurz, nachdem er es bemerkt hatte, hörte es auf.
    Dergeron erinnerte sich an Xandors Worte, als er ihm den Anhänger geschenkt hatte: Er könne ihm das Leben retten, sollte er im Kampf fallen. Er drehte den Anhänger in der Hand und betrachtete ihn genauer. Es handelte sich um einen kleinen Obsidian in

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