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Das Amulett

Das Amulett

Titel: Das Amulett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan R. Bellem
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die schrecklichen Bilder aus seinem Geist zu verbannen.
    Lantuk ahnte, welche Gedanken Gluryk quälten. Seit er selbst in Ma‘vol verletzt worden war, fürchtete sich Lantuk vor dem Tod. Früher hatte er derlei Gedanken mit Beginn eines Kampfes abgelegt, doch seitdem er im Kampf beinahe gefallen wäre, war sein Selbstvertrauen gebrochen. Seine Furcht wandelte sich im Kampf in Grausamkeit. Er hatte seinen letzten Gegner an diesem Tag nicht nur getötet, er hatte ihn geschlachtet. Die Ermahnung seiner Freunde hatte ihm die Dunkelheit aufgezeigt, die sich in seiner Seele ausbreitete. Lantuk wusste nun, dass er sich seiner Angst stellen musste, um wieder zu dem Mann zu werden, der er einst gewesen war. Er würde sich in Zukunft zusammenreißen, um seinen Freunden zur Seite zu stehen, und gemeinsam würden sie einen Weg aus all der sinnlosen Gewalt finden. An diese Hoffnung klammerte er sich wie an den Schaft seines Speeres. Sie schien alles, was ihm blieb.
    * * *
    Dergeron saß in seinem Arbeitszimmer und las die Berichte der Ausbilder. Es waren wieder einige sehr viel versprechende junge Rekruten unter den Rängen. Die Garde von Totenfels würde bald mehr Männer umfassen als die Armee von Grimbar.
    Dergeron hatte Grimbar zu seinem ersten Ziel auserkoren. Die kleine Baronie lag östlich von Totenfels und bot geografische Reize, die der Krieger in seinem Königreich nicht missen wollte.
    Dergeron lächelte kalt, als ihm bewusst wurde, dass er erneut über sein Königreich nachgedacht hatte.
    Ein kalter Schauder, der ihm über den Rücken lief, riss ihn jäh aus seinen Gedanken. Mit einem Satz sprang der Kommandant aus dem Stuhl auf und griff nach seinem Schwert, das neben dem Stuhl am Tisch lehnte. Als Dergeron die Klinge zog, öffnete sich die Tür, und Alynéa tauchte darin auf.
    »Mit dieser Begrüßung hatte ich nicht gerechnet«, sagte sie verblüfft. Es war ihr unbegreiflich, wie Dergeron ihr Kommen bemerkt haben konnte. Sie hatte mehrere Zauber eingesetzt, um unbemerkt an den vielen Wachen vorbeizukommen und jedes Geräusch ihrer Bewegungen zu unterdrücken. »Ihr seid ein Mann erstaunlicher Fähigkeiten«, fügte sie anerkennend hinzu.
    Dergeron entspannte sich, ließ die Spitze der Waffe jedoch weiter auf die junge Frau gerichtet.
    »Wollt Ihr mir denn ewig misstrauen?«, fragte sie lächelnd.
    »Solange ich es für nötig erachte«, lautete seine knappe Antwort.
    Sie deutete auf einen freien Stuhl und setzte sich nach Dergerons zustimmendem Nicken.
    »Also, weshalb seid Ihr hier?«, wollte der Kommandant wissen.
    »Wir hatten noch nicht zu Ende besprochen, wie ich Euch zu Diensten sein kann.«
    »Ihr verliert keine Zeit, das gefällt mir«, lobte Dergeron.
    »Die Leute auf den Straßen reden viel. Ich habe schon so manches gehört und weiß, wie man derlei Wissen verwerten kann«, fuhr sie fort. »Ich kann Euch Totenfels liefern«, sagte sie und fügte mit einem viel sagenden Lächeln hinzu, »und noch einiges mehr.«
    »Habt Ihr Verren einst dieselben Versprechen gegeben?«, fragte Dergeron unverhohlen.
    »Ihr besitzt einen scharfen Verstand, Kommandant. Verren war leider weniger willensstark als Ihr.«
    »Solche Dinge haben rein gar nichts mit Willensstärke zu tun«, widersprach Dergeron energisch. Er erinnerte sich nur zu gut daran, wie verzweifelt er sich gegen Xandors Zauber gewehrt hatte. Am Ende waren all seine Bemühungen vergebens geblieben.
    Alynéa entging der plötzliche Gefühlsausbruch ihres Gegenübers nicht, und er weckte ihre Neugier. Sie nutzte einen schwachen Zauber, der ihr magische Quellen anzeigte; sie vermutete, dass Dergeron unter dem Einfluss eines Magiers stand.
    Während ihrer Zeit bei Tizir hatte Alynéa sich beigebracht, ihre Zauberformeln stumm, lediglich in ihrem Geist auszusprechen. Schließlich konnte sie niemals sicher sein, wer sie gerade belauschte.
    Der Zauber wirkte, indem er die entsprechenden magischen Quellen für ihre Augen mit einem Leuchten umgab. Sie erschrak, als Dergeron völlig in Flammen vor ihrem inneren Auge erschien. Eine solche Aura hatte sie noch nie zuvor wahrgenommen. Sie versuchte, sich zu konzentrieren und den Ursprung der Kraft zu entdecken. Kein sterbliches Wesen erzeugte eine solche Energie. Auch sein Schwert umgab ein magisches Leuchten, ferner einen Gegenstand, der um seinen Hals hing – vermutlich ein Amulett. Doch seltsamerweise schienen all diese Auren miteinander verbunden, als erzeugte Dergeron sie selbst.
    Sie brach den Zauber ab, da sie

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