Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Amulett

Das Amulett

Titel: Das Amulett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan R. Bellem
Vom Netzwerk:
rede ich mit dem Wind?«, fragte Dezlot verwirrt.
    »Pah!«, schnaubte Gordan verächtlich. »Du kannst ihm einen Blitz entlocken, weiter nichts! Wieso hat dir Malvner Wibran nur so wenig beigebracht?«
    »Er hatte gerade erst mit meiner Ausbildung begonnen, als er von einem Magier angegriffen wurde«, sagte Dezlot traurig. »Als er starb, sagte er Euren Namen und trug mir auf, Euch zu finden. Kurz darauf wurde ich nach Surdan versetzt ... und den Rest kennt Ihr ja«
    Gordans Blick verklärte sich. »Malvner. Ich kannte ihn gut, wir waren alte Freunde. Als ich ins Exil ging, haben wir uns aus den Augen verloren.« Er trat an Dezlot heran und legte ihm väterlich die Hand auf die Schulter. »Ich wollte nicht schlecht über ihn sprechen. Malvner war ein weiser Mann. Er hätte dich mehr lehren können als ich.«
    »Aber Ihr seid der mächtigste Magier in Kanduras!«, entgegnete Dezlot.
    »Ich bin aber auch der älteste, mein Junge. Ich werde nicht für immer hier sein. Also hör mir gut zu und streng dich etwas mehr an.«
    Dezlot nickte eifrig und machte sich sogleich bereit, den Zauber ein weiteres Mal zu versuchen, brach jedoch mitten in der Formel ab und blickte Gordan fragend an. »Malvner sprach oft von fünf Elementen, Meister, was meinte er damit?«
    »Wie ich schon sagte, Malvner war ein sehr weiser Mann«, wiederholte Gordan. Der alte Magier zog die Stirn in tiefe Falten, doch schließlich nickte er seinem Schüler aufmunternd zu: »Einverstanden, ich denke du solltest einige Dinge verstehen, bevor du mit ihnen herumprobierst. Die vier Elemente sind dir bekannt. Lange vor unserer Zeit führten die Götter einen Krieg gegen die vier Elementarprinzen. Sie besiegten sie und erschufen den magischen See, doch sie vermuteten, dass es einen Meister der Elemente gab, ein Wesen, das alle vier Elemente in sich vereint und unvorstellbare Macht besitzt.«
    »Wie kann man alle Elemente gleichzeitig in sich vereinen? Ich dachte, das wäre unmöglich?«
    »Oh, das ist es ganz und gar nicht«, widersprach Gordan. Mit einem Zwinkern fügte er hinzu: »Es ist nur nicht so einfach. Zauber eines einzigen Elementes bezeichnet man als einfache Zauber. Wenn du zwei Elemente in einem Spruch bindest, ist es ein Zauber der zweiten Stufe und so weiter, bis zur letzten, der vierten Stufe, auf der man alle Elemente gleichzeitig meistert.«
    »Seid Ihr ein Meister der Elemente?«, fragte Dezlot neugierig.
    Gordan lachte: »Bei Weitem nicht. Kein lebender Magier kam je über die dritte Stufe hinaus. Einer hätte es beinah geschafft und so sogar die Götter stürzen können, doch er wurde von Throndimar besiegt, dem mächtigsten aller menschlichen Krieger.«
    »Karandras«, sprach Dezlot den Namen des Sohnes der Dunkelheit aus.
    »Ganz recht. Malvner hat dich doch etwas gelehrt«, stellte Gordan anerkennend fest.
    »Zeigt mir einen Spruch der zweiten Stufe, Meister«, bat Dezlot.
    »Nein«, lehnte Gordan entschieden ab. »Zuerst musst du lernen, mit den einzelnen Elementen umzugehen. Es ist noch zu gefährlich für dich.«
    »Mir wird schon nichts geschehen«, versuchte Dezlot, den Magier umzustimmen.
    »Pah!«, schnaubte Gordan erneut. »Du bist sehr begabt, keine Frage, doch du bist noch nicht in der Lage, mit solch gewaltigen Kräften zu hantieren. Alles zu seiner Zeit, hab Geduld. Dies wird eine gute Lektion für dich. Feuriges Temperament durch die Ruhe der Erde zu ersetzen. Du wirst einiges mehr begreifen, wenn du das schaffst. Nun geh in die Bibliothek und lern aus den Büchern.«
    Dezlot setzte zwar eine mürrische Miene auf, doch er gehorchte, ohne zu zögern, und verschwand durch die Tür.
    Die Fortschritte des Jungen waren beeindruckend. Dezlot würde einst ein mächtiger Magier werden, das stand fest. Gordan hoffte, er könnte Dezlot zu einem ähnlich rechtschaffenen Mann wie Malvner machen; er sollte kein verblendeter Emporkömmling wie Xandor werden. Bisher hatte Gordan noch keinen von Xandors Aurasteinen gefunden, obwohl er bereits jeden Winkel des Arkanums abgesucht hatte. »Die sprichwörtliche Nadel im Heuhaufen«, sagte er laut, als ihm bewusst wurde, wie sinnlos sein Unterfangen war. Xandor konnte die Aurasteine überall versteckt haben. Es wäre unmöglich, sie zu finden. Vielleicht waren sie sogar zerstört worden.
    Hätte er jenen Stein gefunden, der in die Zwergenfeste führte, hätte er Tharador dorthin bringen können. Doch er verwarf den Gedanken sogleich wieder. Die gnomischen Druiden würden seine Magie spüren

Weitere Kostenlose Bücher