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Das Amulett

Das Amulett

Titel: Das Amulett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan R. Bellem
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ein würdiger Träger. Die Gestalt schien zufrieden. Viele haben versucht, mich zu befreien – du bist der, der es vollbringen wird!
    »Und wie?«
    Das Buch!
    Dergerons Gedanken kreisten um die letzten Worte wie Geier um ein sterbendes Tier. Das Buch Karand ? Dergeron wusste kaum etwas über dieses magische Artefakt. Xandor hatte wenig davon gesprochen, außer dass es ihm zu unendlicher Macht verhelfen würde. Und nun wollte diese innere Stimme das Buch.
    Dergeron versuchte zu enträtseln, womit er es zu tun hatte. In dem Krieger keimte die Befürchtung, dass er lediglich einem weiteren Zauber von Xandor unterstand und der Hexer ihn noch aus dem Totenreich beherrschte. »Bist du Xandor?«, fragte Dergeron mit bröckelndem Selbstvertrauen.
    Xandor war ein Stümper! Die Stimme wurde zornig. Ich bin mehr, als er jemals hätte sein können. Und doch bin ich hier gefangen. Hilf mir und ich führe dich zur Macht!
    »Wie?«
    Die Gestalt deutete zu Dergerons Rechter und kurz darauf bildete sich in der Dunkelheit ein heller Fleck, der sich rasch vergrößerte, und bald waren darin Menschen und Orte zu erkennen. Ich gebe dir, was du willst! Erklang die Stimme in Dergerons Kopf, als das Bild plötzlich auf einer Gestalt haften blieb: Tharador. Deine Rache, deine Macht für meine Freiheit!
    Dergeron schwieg und betrachtete das Bild des einstigen Freundes.
    Wie lautet deine Antwort? Die Stimme wurde fordernd.
    Dergeron blickte das Wesen mit kalten Augen an. »Lies meine Gedanken.«
    Er erwachte mit hämmernden Schmerzen in der Brust. Hastig zog er das Hemd aus und trat vor den Spiegel. Das Amulett musste nicht nur geleuchtet, sondern geglüht haben. Es hatte so viel Energie ausgestrahlt, dass es einen Abdruck in die Brust des Kriegers eingebrannt hatte.
    Ihr Pakt war geschlossen.
    * * *
    »Was zum ...!«, fluchte Khalldeg am nächsten Morgen lautstark und weckte dadurch die anderen. »Wo ist dieser Holzkopf von einem Ork?«
    Ul‘goth hätte den Zwerg zur zweiten Wache wecken sollen, doch als Khalldeg die Augen aufschlug, herrschte bereits heller Tag.
    »Wieso hat er das getan?«, fragte Tharador verwirrt. »Wir wollten ihm doch helfen!«
    »Vielleicht war ja gerade das sein Problem«, meinte Calissa. »Ul‘goth betrachtet die Aufgabe vielleicht als seine alleinige Bürde. Und wahrscheinlich verbietet ihm sein Stolz, dass wir ihm dabei helfen?«
    »Der will bloß den ganzen Spaß für sich allein!«, protestierte Khalldeg laut. »Wenn er das Lager der Goblins überhaupt findet.«
    »Er hat fast eine ganze Nacht Vorsprung auf uns«, überlegte Faeron. »Ihn einzuholen, dürfte unmöglich sein. Der Wald verändert sich ständig und hat seine Spuren bereits verwischt.«
    Tharador blickte den Elfen erst fragend an, doch dann fiel ihm auf, dass der Pfad in den Wald, den sie am Abend zuvor noch bemerkt hatten, überwuchert war. Stattdessen führte zwanzig Schritte von ihrem Lager entfernt ein schmaler Weg ins Dickicht.
    »Aber wir müssen doch etwas für ihn tun«, sagte der Paladin resignierend.
    »Ul‘goth will diesen Weg allein gehen, Tharador. Das müssen wir respektieren«, entgegnete Faeron ruhig.
    »Wir können ihm trotzdem helfen – indem wir einen Haufen Goblins abmurksen!«, dröhnte Khalldeg beinah ausgelassen. Die Aussicht auf einen guten Kampf ließ ihn alles andere fast vergessen.
    »Einverstanden«, stimmte Faeron zu. »Sorgen wir dafür, dass unser Orkkönig ein zerstrittenes Goblinlager vorfindet.« Der Elfenkrieger schulterte seine Decke und betrat entschlossen den Pfad. »Kommt, und seid vorsichtig, Magras Magie vermag uns in diesem Wald womöglich nicht zu schützen!«, hörten sie ihn rufen, und die Gefährten beeilten sich, mit dem Elf Schritt zu halten.
    Das ausladende, für diese Jahreszeit höchst ungewöhnliche Blätterdach schwächte das einfallende Sonnenlicht. Die Strahlen wurden über den Tau der Blätter umgelenkt oder brachen sich darin in goldenem Licht. Sanft fiel es auf das weiche Moos am Boden, und Tharador fühlte sich fast zurück in Alirions Wald versetzt.
    Die Felder der Umgebung präsentierten sich bereits kalt und frostig, doch hier in den Trauerwäldern erfüllte der Klang zwitschernder Vögel die Luft, und im Unterholz raschelten kleine Tiere, die durch die Eindringlinge aufgeschreckt das Weite suchten. Tharador konnte kaum glauben, dass ein so schöner Ort einen so bedrohlichen Namen hatte. Die Bäume standen gut im Saft, und starke Wurzeln gruben sich vermutlich tief ins Erdreich. Der

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