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Das Amulett

Das Amulett

Titel: Das Amulett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan R. Bellem
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Getümmel.
    Der frühere Orkkönig nickte voller Genugtuung, als ein weiterer Goblin den Tod durch die Hand seines Kameraden fand. Ul‘goth verfolgte so konzentriert den Kampf, dass er nicht bemerkte, wie sich langsam ein Schatten über ihm ausbreitete. Ein leises Zischen erweckte seine Aufmerksamkeit, und er blickte den neben ihm stehenden Baum gerade noch rechtzeitig empor, um die acht Schritt lange Schlange zu erkennen, bevor sie sich auf ihn herabfallen ließ und ihn unter sich begrub.
    Ul‘goth versuchte, sich von dem Tier zu befreien und wieder aufzustehen, doch die Riesenschlange erwies sich als zu gewandt. Wenige Augenblicke nach ihrem Angriff hatte sie den Ork völlig umschlungen und wälzte sich mit ihm über den Boden. Ul‘goth schrie auf, auch wenn die Goblins dadurch möglicherweise auf ihn aufmerksam wurden – sie hatte er längst aus den Gedanken verdrängt.
    Die Wandelboa zog ihre Schlingen etwas enger, nicht viel, doch der Unterschied war spürbar. Ul‘goth gelang es irgendwie, die Arme frei zu bekommen. Doch was der Ork als kleinen Erfolg über seinen Gegner verbuchte, entpuppte sich als sein größter Fehler. Sofort, nachdem der mächtige Krieger die Arme befreit hatte, setzte die Schlange in ihrer Umklammerung nach und begann Ul‘goth die Luft aus dem Körper zu pressen. Ul‘goth versuchte mit aller Macht, Luft in die Lungen zu ziehen, doch sein Brustkorb wollte sich kaum noch heben. Verzweifelt schlug er auf den massigen Körper des Ungetüms ein, aber die Schlange zeigte sich davon unberührt. Mit kalter Grausamkeit verengte sie nach jedem seiner Atemzüge ihre Schlingen ein wenig mehr und zwang ihn zu einer immer flacheren Atmung.
    Ul‘goth stellte die ohnehin wirkungslosen Schläge ein und packte stattdessen den Körper der Schlange mit den Händen. Er presste die tellergroßen Pranken aufeinander, um den Schlangenkörper an dieser Stelle zu zerquetschen, bevor die Bestie ihm die Knochen zermahlen würde. Ul‘goth vernahm ein deutliches Knacken und grinste bereits siegesgewiss, bis er feststellte, dass es nicht der Körper der Schlange war, sondern seine erst kürzlich verheilte Rippe, die erneut gebrochen war. Die Wandelboa presste Ul‘goths Kriegshammer in seinen Körper, und die Waffe begann, ihm die Knochen zu brechen. Da die Schlange ihrerseits keine Knochen besaß, erkannte der Ork schließlich die Sinnlosigkeit seines Vorhabens.
    Dann reiße ich dich eben in Stücke , dachte er voll Zorn und krallte die Finger in den massigen Leib der Bestie. Ul‘goth zog, zerrte mit aller Kraft, doch es war vergebens. Die Schlange spannte ihre Muskeln weiter an, und Ul‘goths Finger ermüdeten durch den Mangel an Luft zu schnell.
    Die fortschreitende Erstickung vernebelte seinen Geist, dennoch erreichte ihn ein letzter klarer Gedanke: Der Kampfeslärm auf der Lichtung war verstummt. Die Goblins waren fort oder alle tot – es war ihm gleich. Ul‘goths Gesicht lief blau an. Er drehte sich auf den Bauch. Die Schlange ließ nicht von ihm ab und nutzte die Bewegung ihres Opfers, um es noch enger zu umschlingen.
    Ul‘goth grub die tauben Finger in den kalten Boden und zog sich eine Hand weit auf die Lichtung zu. Verschwommen erkannte er die Leichen der Goblins. Das Messer musste noch dort sein, oder ein Schwert, eine Axt – ihm war jede scharfe Waffe recht. Doch sein Ziel schien so unendlich weit entfernt. Hand für Hand schleppte er sich vorwärts, während die Schlange seine Atmung verhinderte.
    Ul‘goths Blick wurde schwarz, sein Verstand leer, dennoch arbeitete er sich unentwegt vorwärts. Als wären seine Arme vom Rest des Körpers losgelöst, schleiften sie ihn weiter. Er hörte nichts mehr, nur noch seinen eigenen Herzschlag, der schwächer und schwächer wurde. Schweiß rann ihm übers Gesicht und brannte ihm in den geöffneten, blicklosen Augen.
    Die Wandelboa renkte ihren Unterkiefer aus und schloss ihr nunmehr grotesk aufgerissenes Maul um Ul‘goths Kopf. Sie hatte den Kampf gewonnen. Auch wenn es lange gedauert hatte, sie hatte ihr Opfer bezwungen; nun würde sie speisen. Mit dieser riesigen Beute würde sie für lange Zeit satt.
    * * *
    »Niemals zuvor hat ein Ork jemals soviel Schande über uns gebracht!«, spie Wurlagh verächtlich aus und pfählte Gallak dabei mit einem durchdringenden Blick.
    Dezlot rutschte nervös auf seinem Stuhl hin und her, doch Gordan legte ihm beruhigend die Hand auf die Schulter. Er kannte solche Situationen zur Genüge. Magier waren in Kanduras

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