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Das Amulett

Das Amulett

Titel: Das Amulett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan R. Bellem
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schweren Waffe gegen seinen ungeschützten Körper wäre verheerend. Gallak seufzte.
    »Er lässt Euch keine Wahl«, erklang Gordans Stimme aus dem Hintergrund. Ungeachtet der Empfehlungen der anderen Häuptlinge hatte Gallak darauf bestanden, Gordan an ihren Versammlungen teilnehmen zu lassen. Seit Grunduuls Verrat traute Gallak den eigenen Schamanen weniger als diesem fremden Menschen. Allein dieser Umstand war genug Wasser auf Wurlaghs Mühlen.
    »Er ist noch ein halber Junge«, meinte Gallak traurig. Er hatte schon unzählige Male im Graben gekämpft und lediglich gegen Ul‘goth verloren, als dieser die Herrschaft des Clans an sich gerissen hatte. Wurlagh hingegen hatte vermutlich weniger Kämpfe hinter sich als Finger an einer Hand.
    »Er ist ein Häuptling und für seine Handlungen selbst verantwortlich«, erwiderte Gordan.
    »Und ich bin Statthalter Ul‘goths und für alle Orks in Surdan verantwortlich«, gab Gallak zurück.
    »Genau deshalb müsst Ihr ihm entgegentreten«, bestärkte Gordan den Ork. »Nur so kann der Friede bewahrt werden.«
    Gordan öffnete dem Ork die Tür, als er erkannte, dass er für den Kampf bereit war.
    Gallak schritt entschlossen auf den großen Platz vor der Garnison. Wurlagh erwartete ihn bereits in der Mitte eines großen Kreises, den die übrigen Orks säumten, die das Spektakel mit ansehen wollten. Die Arena durchmaß mindestens sechzig Schritte. Wurlagh hielt das Orkmesser bereits in den Händen; seine muskulöse Brust hob und senkte sich heftig. Er hat Angst , erkannte Gallak und verzog das Gesicht. Verängstigte Gegner neigten zu ungewöhnlichen Kampftechniken und ließen sich schwieriger abschätzen.
    Gallak baute sich zehn Schritt entfernt von ihm auf und hob gebieterisch die Hände, bis die Menge verstummte. »Du kannst diesem Kampf entgehen, indem du deine Schuld gestehst!«, rief er Wurlagh zu, doch die einzige Antwort, die er von dem jungen Clanhäuptling erhielt, war ein wütendes Brüllen.
    Gallak zuckte resignierend mit den Schultern und zog seine beiden Haumesser. Jedes weitere Wort schien sinnlos.
    Der Ork ging kurz in die Knie, dann stürmte er explosionsartig auf seinen Gegner zu. Kurz bevor er Wurlagh erreichte, schlug er einen Haken nach rechts und versuchte, in Wurlaghs Rücken zu gelangen. Der junge Clanhäuptling ließ sich nicht überrumpeln und folgte Gallaks Bewegung, indem er sich um die eigene Achse drehte.
    Plötzlich blieb der Statthalter stehen und testete mit einem ersten Schlag Wurlaghs Verteidigung. Der parierte den Hieb mühelos, musste jedoch im nächsten Moment dem zweiten Haumesser mit einem Sprung zur Seite ausweichen.
    Nun offenbarte sich der Grund für Gallaks Manöver. Der Ork wollte lediglich die Position wechseln; nun hatte er die Sonne im Rücken, und als Wurlagh aus seinem Schatten sprang, blendete ihn das grelle Licht.
    Wurlagh wurde dadurch nur den Bruchteil eines Augenblicks abgelenkt, doch das genügte Gallak bereits. Der Ork hechtete nach vorn, schlug mit der linken Waffe Wurlaghs Orkmesser beiseite und rammte ihm den Knauf des Griffs des rechten Messers mit voller Kraft ins Gesicht. Die Wucht des Schlags und des Aufpralls von Gallaks vollem Gewicht ließen den jungen Clanhäuptling straucheln und schließlich zu Boden fallen. Gallak setzte nach und begrub Wurlagh kurzerhand unter sich.
    Noch ehe sein Gegner begriff, was geschah, war Gallak bereits wieder auf den Beinen und hatte dem jüngeren Ork die Klinge an die Kehle gesetzt.
    »Unser Kampf ist vorbei«, sagte Gallak.
    »Das ist er nicht«, entgegnete Wurlagh trotzig.
    »Sei kein Narr«, beharrte Gallak. »Entweder du ergibst dich, oder ich schneide dir die Kehle durch.« Um keine Zweifel an seiner Ernsthaftigkeit aufkommen zu lassen, drückte er die Schneide fester gegen den weichen Hals seines Gegners.
    Wurlaghs Augen zuckten umher, als suchte er nach einem Ausweg, doch es gab keinen.
    »Sei nicht dumm«, bat Gallak. »Finde dich mit der Niederlage ab und behalte dafür dein Leben.«
    »Ein Leben in Schande und ohne meinen Clan!«, spie Wurlagh ihm entgegen.
    »Aber eines, das noch lange andauern kann. Dies ist meine letzte Warnung.«
    Als Gallak den Druck der Klinge erneut leicht verstärkte, ließ sein Gegner die Arme erschlaffen und fügte sich in sein Schicksal. »Ich werde gehen«, stieß Wurlagh leise, niedergeschlagen hervor.
    »Dann sag es laut und deutlich.«
    Wurlagh blickte seinem Gegner hasserfüllt in die Augen. Er wusste, was Gallak damit bezweckte.

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