Das andere Ende der Leine: Was unseren Umgang mit Hunden bestimmt (German Edition)
mit Zuwendung wie warmes Popcorn mit Butter. Aber ich entscheide, wann ich das tue und ich belohne kein grobes und lästiges Verhalten, indem ich sie gedankenlos streichele, wenn sie mir die Nase unter den Arm schieben. Das ist nicht leicht, und besonders Luke ist ein Profi darin, sich die Zuwendung zu holen, die er so liebt. Lukes Lieblingsereignisse sind große Festessen, bei denen er durch den Raum schlendert und wegen seines gentlemanhaften Betragens und seines eleganten, um seine Brust drappierten weißen Pelzkragens an jedem Tisch Hühnchen und Streicheleinheiten bekommt. Er sieht aus wie Rhett Butler auf einem Galaball und passt gut zu festlichen Abendessen. Es dauerte nicht lange, bis er gelernt hatte, dass er die Essensgäste zum Weiterstreicheln bringen konnte, indem er sie mit der Nase anstupste. Wenn das nicht half, so half es doch immer, die Nase unter den Unterarm zu schieben und dann plötzlich zu heben, da diese Technik dazu neigt, Silberbesteck zum Fliegen oder Getränke zum Auskippen zu bringen. Es lässt sich nicht gut essen, wenn die Gerätschaften dazu gen Himmel geschickt werden, also verzichteten die Gäste lieber auf ihren Gummiadler und streichelten stattdessen weiter Luke.
Luke versuchte, diese Technik mit nach Hause zu nehmen, aber sie war das Letzte, was ich fördern wollte. Luke ist jetzt elf Jahre alt, ein erwachsener Rüde, der keinen Anlass dazu hat, sich wie ein Welpe aufzuführen. Alles wäre einfacher, wenn ich kein Mensch wäre – ein Primat, der darauf programmiert ist, anderen stundenlang das Fell zu kraulen und nach Berührung zu suchen wie Motten nach Licht. Wie unzählige andere Menschen auch liebe ich es, meine Hunde zu streicheln. Ich bin nicht nur ein Primat, sondern in dieser Hinsicht auch ein besonders verkuschelter Primat. Ins Bett nehme ich meine Katze Ayla mit, die schnurrend auf meiner Brust liegt. Abends räkele ich mich zusammen mit meinen vier Hunden auf dem Fußboden und suche so viel Körperkontakt mit ihnen wie möglich. Ich liebe es, im Kino Händchen zu halten. Aber ich brauche keinen Hund, der für sein Lästigsein bekommt, was er möchte. Ich behandle Luke auch nicht wie ein zerbrechliches Kleinkind, das wirklich dauernd Zuwendung braucht. Also streichle ich Luke nicht, wenn er mich anstupst. Ich achte darauf, dass ich ihn dann streichle, wenn er höflich anstatt aufdringlich ist. Wenn er mich um Streicheleinheiten anbettelt, drehe ich manchmal meinen Kopf zur Seite und achte darauf, meine Nase schön arrogant hoch zu tragen, damit ich eher abweisend als schüchtern aussehe. Wenn ich ihn wirklich gerne streicheln möchte, aber er sich benimmt wie die Pest auf vier Pfoten, dann gebe ich ihm ein anderes Kommando wie »Sitz« oder Platz«, damit ich ihn zur Belohnung für gutes anstatt für schlechtes Verhalten streicheln kann.
Sie können Ihren Hund auch darin unterstützen, sich das Lästigsein abzugewöhnen und sich selbst zu beschäftigen, indem Sie ihm ein hohles, mit Futter gefülltes Spielzeug geben, nachdem er weggegangen ist. Springen Sie aber nicht auf und geben ihm das Spielzeug in dem Moment, in dem er zu Ihnen betteln kommt. So würde er nur lernen, dass Betteln ja noch produktiver ist, als er dachte. Sagen Sie lieber »genug«, wenn er an Ihrem Bein kratzt (oder was immer seine Methode ist, Ihre Aufmerksamkeit zu erregen) und schieben ihn mit Bodyblock zur Seite. Sobald er sich hingelegt und beruhigt hat, stehen Sie auf (bleiben Sie stumm, Sprechen ist nicht nötig) und geben Sie ihm das mit Futter ausgestopfte Spielzeug, das Sie vorher für genau diesen Fall strategisch günstig in der Küche deponiert haben. Legen Sie es ihm genau da hin, wo er sich hingelegt hat, auch wenn er aufgestanden war, um Ihnen aus dem Raum zu folgen. Jetzt lernt Ihr Hund, dass es sich lohnt, sich ruhig auf den Fußboden zu legen anstatt Sie wie einen Getränkeautomaten zu bearbeiten. Besonders hilfreich ist das für junge Hunde, die sich kaum im Zaum halten können. Es ist das gleiche Prinzip, nach dem man einem Kleinkind etwas mit seinen Händen zu tun gibt, bis man im Restaurant zu Ende gegessen hat. Kluge Eltern warten nicht, bis es Probleme gibt, sondern blocken sie vorher ab, indem sie ihren Kindern etwas Sinnvolles zu tun geben anstatt zu warten, bis sie mit falschem Verhalten Aufmerksamkeit auf sich ziehen wollen. Sie können das gleiche mit Ihrem Hund machen und haben wieder mehr Zeit für Entspannung.
A CHTEN S IE AUF I HRE T ÜRMANIEREN
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