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Das andere Ende der Leine: Was unseren Umgang mit Hunden bestimmt (German Edition)

Das andere Ende der Leine: Was unseren Umgang mit Hunden bestimmt (German Edition)

Titel: Das andere Ende der Leine: Was unseren Umgang mit Hunden bestimmt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia B. McConnell
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warf ich den Hunden zur Aufheiterung Bälle zu und gab ihnen mit Leckerchen gefülltes Spielzeug. Offensichtlich mochten sie das Geräusch nicht, aber sie ließen sich weniger davon beeinflussen, als ich zunächst befürchtet hatte. Luke und Pip waren vielleicht ein bisschen anhänglicher als sonst und reagierten nachts schneller auf Geräusche als gewöhnlich, aber den ganzen Tag über ruhten sie zu meinen Füßen. Ich dachte, dass Luke zurechtkam. Ich hatte mich geirrt und ihn damit fast umgebracht.
    Luke muss den Hof verlassen haben, als die Handwerker ankamen. Ich telefonierte noch, als meine Nachbarn John und Connie Mudore ein paar Minuten später mit Luke auftauchten. Es ist ein Wunder, dass er nicht überfahren wurde. Noch nie habe ich so viel Verkehr auf dieser Straße erlebt.
    Ich liebe alle meine Hunde so sehr, dass es manchmal wehtut. Aber so sehr ich jeden von ihnen auch mag, mit Luke ist es etwas anderes. Ich verguckte mich in Luke, sofort nachdem ich ihn bekommen hatte und bin auch heute immer noch hoffnungslos in ihn verliebt. Luke ist der eine Hund unter Millionen, den die meisten Menschen nie bekommen, nicht einmal Hundetrainer oder Züchter, die Hunderte von Hunden kennen. Ab und zu kommt es in einem meiner Seminare vor, dass jemand zu mir kommt und mir von seinem oder ihrem Luke-Äquivalent berichtet, einen Hund, der so etwas Besonderes ist, dass sie nicht über ihn sprechen können, ohne Tränen in die Augen zu bekommen. Vielleicht hatten Sie auch mal so einen Hund, der so durch und durch gut war, dass Ihnen das Herz in der Brust schwillt, wenn Sie an ihn denken. Vielleicht haben Sie jetzt gerade so einen Hund. Ich hoffe es für Sie.
    Luke ist der hübscheste Hund, den ich je gesehen habe. Ich habe mit zu vielen Hunden gearbeitet, die toll aussahen, aber so schwierig waren, dass man kein Auge mehr für ihr Aussehen hatte. Luke sieht aus wie der schöne Rhett Butler in »Vom Winde verweht«, benimmt sich aber wie Ashley, der gute, freundliche, tugendhafte Ashley, den Scarlett geheiratet hätte, wenn ihr IQ größer gewesen wäre als ihr Brustumfang. Luke ist nobel, geradlinig und einfach. Er liebt Menschen, aber anstatt sie in seinem Enthusiasmus über den Haufen zu rennen, geht er zu ihnen und setzt sich an ihre Seite, so als ob er sich in ihrer respektablen Gesellschaft wohl fühle. Luke ist ein Zen-Hund, immer in der Gegenwart. Er strahlt etwas aus, was wie eine spirituelle Art von Frieden wirkt – der Dalai Lama der Hunde.
    Luke ist großzügig zu anderen Hunden und unfehlbar höflich zu Kindern. Er ist ein hervorragender Hütehund, athletisch, zielbewusst und klug. Er hat einen tollen »Sheep Sense« und weiß viel besser als ich, was die Schafe als Nächstes vorhaben – lange, bevor sie es tun. Es ist Luke, auf den ich zählen kann, wenn ich die Marktlämmer in den LKW bringen muss. Es ist Luke, den ich immer auf die Weide mit dem aggressiven Schafbock mitnahm. Und es ist Luke, der eines Tages sein Leben riskierte und dabei möglicherweise meins rettete.
    Ich war in die Scheunenecke gedrängt worden von Colleen, einem verrückt gewordenen, gehörnten Schaf, das fest entschlossen schien, mich umzubringen. 1 Das mürrische schottische Schwarzkopfschaf Colleen hatte gerade ein Lamm geworfen und ich war hineingegangen, um ihr Futter und frisches Wasser zu bringen. Aber ihre mütterlichen Schutzinstinkte verwandelten sich in rasende Wut: Sie senkte den Kopf und versuchte mehrmals, mich in die Betonmauer zu rammen. Bei jedem Angriff sprang ich zur Seite und sie schlug anstelle meiner in die Wand ein. Bei jedem Stoß wackelte die Scheune und Farbstückchen fielen von den Wänden. Ich griff nach einem losen Brett und hieb es ihr über Kopf und Hörner, als sie das nächste Mal auf mich losging, in der Hoffnung, dass sie zurückweichen und ich es bis zur Tür schaffen würde. Ich drosch so fest auf ihren dicken, knochigen Schädel, dass Schockwellen meinen Arm hinauf liefen. Sie schien es nicht zu merken. Ich glaube, sie hätte ohnehin kaum etwas bemerkt. Dies war kein überlegter Angriff. Colleen war außer sich und in der gleichen Art von rasender Wut, die ich bei aggressiven Hunden gesehen habe, wenn sie vollkommen außer Kontrolle geraten sind.
    Mit irrem Blick ging Colleen weiter auf mich los und donnerte in die Wand, der Putz bröckelte, ich sprang von rechts nach links. Meine Irritation verwandelte sich in Angst, als meine Beine müde wurden und meine Knie zu zittern begannen. Es schien

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