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Das andere Ende der Leine: Was unseren Umgang mit Hunden bestimmt (German Edition)

Das andere Ende der Leine: Was unseren Umgang mit Hunden bestimmt (German Edition)

Titel: Das andere Ende der Leine: Was unseren Umgang mit Hunden bestimmt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia B. McConnell
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anderer meiner Hunde außer Luke es auf sich genommen hätte, über eine zwei Meter hohe Holzwand zu klettern, um dahinter in die Löwengrube zu springen. Luke ist nicht perfekt, aber man kann fast die Trompeten der Kavallerie hören, wenn er der Meinung ist, dass man Hilfe braucht.
    Vielleicht liebe ich ihn deshalb so sehr, weil ich das Gefühl habe, dass er auf mich aufpasst und ich mich auf ihn verlassen kann. Vielleicht auch nicht; vielleicht ist das nur eine von diesen Erklärungen, die wir zu finden versuchen, um unsere Gefühle einzuordnen. Eigentlich ist es auch nicht wirklich wichtig, warum ich Luke so liebe, wie ich noch nie einen Hund geliebt habe. Es ist einfach so, und weil der Zwischenfall in der Scheune schon ein paar Jahre her ist, ist meine Liebe seitdem noch weiter gewachsen. Er ist mein seelenverwandter Hund, und wenn Sie mich heute bitten würden, meine drei besten Freunde in der ganzen Welt aufzuzählen, stünde sein Name auf der Liste. Ich werde für den Rest meines Lebens dankbar sein, dass er nicht an diesem Morgen sinnlos auf der Straße starb, als ich wieder einmal daran erinnert wurde, wie einzigartig jeder Hund ist und wie tief die Liebe zwischen einem Mensch und einem Hund sein kann.
    J EDER H UND IST ANDERS
    Meine Liebe zu jedem meiner Hunde ist anders, weil jeder Hund anders ist. Jeder meiner Hunde hat seine einzigartigen Stärken und Schwächen, genau wie jeder meiner zweibeinigen Freunde. Wir nennen es Persönlichkeit, die Reihe psychologischer und verhaltenstypischer Merkmale, die jeden von uns unverwechselbar definiert. Nichtmenschlichen Lebewesen eine Persönlichkeit zuzuschreiben, erscheint manchen, die noch immer eine mechanistische Auffassung von Tieren als Reiz/Reaktionsmaschinen haben, als radikal. Ich war erschüttert, als ich letztes Jahr eine E-Mail von einer Universitätsstudentin erhielt, in der sie schrieb, dass ihr Philosophieprofessor in der Vorlesung gesagt hätte, Tiere seien nicht fähig zu fühlen, denken und lernen. Er war der Meinung, einzelne Tiere könnten genauso wenig eine Persönlichkeit haben wie Uhren. Es ist eine Sache, so etwas bei einem lange verstorbenen Philosoph aus dem siebzehnten Jahrhundert wie Descartes zu lesen, aber der Gedanke, dass ein gebildeter Professor das seine Studenten im Jahr 2001 an einer Universität lehrt, ist schlichtweg fürchterlich. Ich gebe zu, dass die Fragen zum Thema »nichtmenschliches Denken bei Tieren« kompliziert und komplex sind, aber unser Wissen über die Grundlagen des Lernvorganges beim Menschen stammt aus Versuchen mit Ratten und Mäusen. Selbst einzellige Organismen können lernen, verdammt noch mal, und das Argument, Tiere könnten nicht lernen, ist völlig absurd. Genau absurd ist es, die offensichtlichen Unterschiede im Verhalten von Individuen einer so komplexen Spezies wie Hunden oder Katzen zu ignorieren.
    Tierbesitzer wissen, dass ihre Hunde eigene Persönlichkeiten haben und viele objektive Wissenschaftler berichten das gleiche Phänomen von Wildtieren. Auch wenn die meiste Tierverhaltensforschung nach generellen Trends sucht, die nur von individuellen Unterschieden verwischt werden (Unterscheiden sich männliche und weibliche Rotschulterstärlinge in ihrer Reaktion auf Eindringlinge in ihr Territorium? Probieren ältere Rotgesichtsmakaken mit höherer oder geringerer Wahrscheinlichkeit neues Futter aus als juvenile Tiere?), berichten die Forscher oft von erstaunlichen individuellen Unterschieden im Verhalten innerhalb einer Spezies. Shirley Strum, eine renommierte Wissenschaftlerin, die jahrzehntelang Grüne Paviane beobachtet hat, beschreibt ein hochrangiges Weibchen, Peggy, als »starkes, ruhiges, soziales Tier, selbstsicher aber nicht grob fordernd, gewalttätig oder gar tyrannisch.« Ein bisschen weiter in ihrem Buch Fast Menschen beschreibt sie Peggys Tochter Thea: »Thea war in der Tat eine Ziege. In der Gruppenhierarchie stand sie als zweite direkt hinter ihrer Mutter, und das nutzte sie tyrannisch aus. Sie war ohne Provokation aggressiv und schüchterte andere Weibchen in Situationen ein, in denen Peggy die ganze Angelegenheit mit einem tadelnden Blick geklärt hätte oder sie hätte sie näher kommen lassen und gewartet, was sie wollte.« 3
    Steve Suomi ist ein Primatologe, der nicht zögert, Rhesusäffchen verschiedene Persönlichkeiten zuzuordnen. Jahrzehntelang war das Thema seiner Forschungen. Er und seine Kollegen fanden heraus, dass man bei diesen Affen schon im Alter von einem Monat

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