Das andere Ende der Leine: Was unseren Umgang mit Hunden bestimmt (German Edition)
Cartoonfigur. Pip, die sich kürzlich erst gewälzt hatte und folglich gebadet worden war, roch immer noch nach Shampoo. Luke roch beinahe herb, während Lassie einen weicheren, fruchtigeren Geruch hatte. Tulip, die schafbewachende Pyrenäenberghündin, wird eher nach dem Plan für Wachhunde anstatt dem für Haushunde gebadet. Als Ergebnis ist ihr Geruch sehr stark, markant und irgendwie bittersüß. Ich fand ihn nicht unangenehm, aber als Parfüm würde er sich nie verkaufen. Der wenigste Geruch fand sich an Ayla, der Katze, die Pip unter dem Heu erschnüffelt hatte. Ich konnte sie so gut wie gar nicht riechen.
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Als eine Freundin und ich uns für eine Fahrradtour fertig machten, war ich mit dem Schließen von Fenstern und Türen beschäftigt und damit, nachzusehen, ob keine Lebensmittel mehr offen herumlagen. Pip mag zwar mit großen Augen am Fenster stehen, wenn ich wegfahre, aber sie ist nicht traurig über mein Fortgehen. Hauptsächlich schaut sie, um sich zu vergewissern, dass ich auch wirklich weg bin und sie auf Einkaufsbummel nach etwas Fressbarem gehen kann. Auf meinem Weg nach draußen entdeckte ich einen guten, leckeren Brotlaib auf der Anrichte, den ich noch schnell in den Schrank legte. »Oh, Entschuldigung,« sagte meine Freundin, »ich habe das Brot nicht weggelegt, weil ich dachte, die Hunde würden es nicht riechen. Es war doch in Plastik eingewickelt.« Meine Freundin war eben nicht daran gewöhnt, mit Nasen zusammenzuleben, neben denen jeder Geheimdienst verblasst. Eine Titanverpackung könnte Pips Nase nicht abschrecken, wenn sie auf der Jagd nach Futter ist. Falls ich je in einer Lawine verschüttet werden sollte, bitte lassen Sie Pip in die Nähe, oben auf den Schnee und ihre Nase gebrauchen. Ich weiß, sie wird mich finden, es sein denn, irgendjemand hat ein paar Meter weiter einen Schokoriegel weggeworfen. In diesem Fall würde ich ersticken und dabei zuhören, wie Pip sich beharrlich durch den Schnee zu ihm hingräbt.
Hunde haben etwa 220 Millionen Geruchsrezeptoren, während Menschen nur mit fünf Millionen angeben können. Aus diesem Grund wird manchmal argumentiert, dass Hunde etwa vierundvierzigmal besser riechen können als Menschen. Aber Geruchswahrnehmung hat nicht nur etwas mit der Anzahl der Neuronen in Ihrer Nase zu tun. Wie Stephen Budiansky in seinem Buch Die Wahrheit über Hunde schreibt, hängt sie auch davon ab, was gleichzeitig aufgenommen werden kann. Hunde können manche Düfte erkennen, die Menschen erst dann wahrnehmen können, wenn sie etwa fünfzigmal so stark konzentriert sind. Andere von Hunden wahrgenommene Gerüche müssen dagegen Hunderte Male intensiver sein, damit Menschen sie riechen können. Bei jeder Spezies gibt es bestimmte Geruchskombinationen, die leichter wahrgenommen werden als andere, und das gilt auch für Hunde.
Hunde sind als Geruchsdetektoren geboren: mit beweglichen Nasenlöchern (versuchen Sie mal, die ihren nach links oder rechts zu bewegen, ohne dabei den Kopf zu drehen); einer besonderen Knochenstruktur, dem vomero-nasalen Organ, an das sich große Geruchsmoleküle wie an ein Klettband anheften; und einem Riechkolben im Gehirn, der etwa viermal größer ist als unserer. Hunde können menschlichen Geruch auf einer Glasscheibe wahrnehmen, die nur einmal kurz angefasst und dann zwei Wochen draußen oder vier Wochen drinnen stehen gelassen wurde. Es ist für sie eine triviale Sache, mit ihrer Nase herauszufinden, welches unter all den im Garten liegenden Stöckchen sie gestern aufgehoben haben. Sie können von Zwillingen getragene T-Shirts je nachdem unterscheiden, was die beiden Unterschiedliches gegessen haben.
In der ganzen Welt werden Hunde eingesetzt, um versteckte Landminen zu finden. Es gibt einfach keine bessere Methode dafür, denn Minen bestehen heute meistens aus Kunststoff, sodass Metalldetektoren nutzlos sind. Glen Johnson beschreibt in seinem hervorragenden Buch Tracking Dog: Theory and Methods (Suchhunde: Theorie und Methode), wie sein Deutscher Schäferhund 150 undichte Stellen an einer über 200 Kilometer langen, tief im nassen Lehmboden eingegrabenen Gaspipeline erschnüffelt hat. Johnson und sein Hund waren die letzte Hoffnung der Betreiberfirma, die Lecks zu finden; sie hatten schon jede zur Verfügung stehende Technologie ausprobiert und nichts gefunden, das funktioniert hatte.
Das medizinische Zentrum von Cornell untersucht den Einsatz von Hunden in der Krebsfrüherkennung, nachdem
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