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Das andere Ufer der Nacht

Das andere Ufer der Nacht

Titel: Das andere Ufer der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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musste ihn im Gesicht und an der Brust getroffen haben. Seine Kleidung war blutüberströmt, aber er lebte. Mit letzter Kraft hatte er sich durch den Gang geschleppt, es aber nicht mehr geschafft, den Rittersaal zu erreichen.
    Mühsam hob er die Hand, während wir vor ihm knieten. Seine Worte wurden von einem dünnen Blutfaden begleitet, der über seine Unterlippe sickerte, als er uns bekannt gab, wer ihn so fürchterlich zugerichtet hatte.
    »Es war die Senora…«
    Die vier Worte hatten ausgereicht, um uns allen einen Schock zu versetzen, denn auch Bill und Viviana waren inzwischen eingetroffen und standen in dem von einer Fackel nur spärlich erleuchteten Gang. Dann starb der Mann. Es war furchtbar für uns, zuschauen zu müssen. Das Mädchen wandte sich ab und presste ihre Stirn gegen die Wand, weil sie es einfach nicht sehen konnte.
    Auch ich fühlte mich mies, drückte dem Toten die Augen zu und sah, als ich auf meine Fingerkuppen schaute, dass sie blutbeschmiert waren.
    »Die Senora also«, flüsterte ich im Hochkommen. »Glaubt ihr daran?«
    Forschend schaute ich in die Gesichter meiner Freunde, aber auch sie konnten mir keine Antwort geben.
    »Welchen Grund sollte er für eine Lüge haben?« fragte Bill. Ich wusste keinen, Suko ebenfalls nicht. Er dachte weiter. »Wenn diese Frau tatsächlich existiert, davon können wir ja wohl ausgehen, wird sie mit einem Rachefeldzug beginnen und all diejenigen töten, die früher mit ihr zu tun gehabt haben. Ramon, der Wirt, ist tot. Ob die drei anderen noch leben, wissen wir nicht, jedenfalls befinden sie sich in einer großen Gefahr, wie ich meine.«
    »Ja«, murmelte ich, »das sehe ich auch so.«
    »Wo könnten wir sie warnen?« fragte Bill. »Befinden sich die Leute überhaupt noch im Schloss?«
    Keiner wusste darauf eine Antwort. Dafür fiel mir etwas ein. »Okay, gehen wir einmal davon aus, dass uns der Wirt nicht belogen hat. Dann sind nicht nur seine Freunde in Gefahr, auch noch andere.«
    »Nämlich wir!« stellte Bill trocken fest. »Richtig.«
    Suko warf einen unauffälligen Blick zu dem an der Wand stehenden Mädchen. Er sah auch mein Nicken, denn ich war ebenfalls der Überzeugung, dass die Senora auch auf ihre Tochter keine Rücksicht nehmen würde.
    Niemand von uns wusste, was ihr in der anderen Dimension oder am anderen Ufer der Nacht widerfahren war. Viviana und ich hatten sie nur kurz von der Ferne gesehen, ohne zu wissen, was mit ihr geschehen war. Sie musste noch vor der Aktivität meines Kreuzes in einen mörderischen Kreislauf hineingeraten sein, der sie zu einer schrecklichen Mordbestie verändert hatte.
    Bill Conolly fasste unsere Lage mit einem Satz zusammen. »Mir scheint, dass unsere Zeit hier noch nicht vorbei ist!«
    Das sahen Suko und ich auch so.
    »Und wie geht es weiter? Wen sollen wir alles beschützen?« Bill drehte sich. »Sollen wir überhaupt in diesen Mauern bleiben oder nicht lieber verschwinden?«
    »Ein Rückzug wäre schlecht«, antwortete Suko. »Wenn sich diese Person tatsächlich hier herumtreibt, müssen wir sie stellen. Sie wird es bei uns versuchen, wir sind die Lockvögel für sie.«
    Der Ansicht war ich auch.
    »Okay«, stimmte Bill zu. »Dann bleiben wir eben.«
    Jetzt erst regte sich Viviana. Wir wussten nicht, ob sie unser Gespräch mitbekommen hatte, jedenfalls hörten wir ihre Schritte. Sie glichen denen eines Roboters. Sie ging durch den Gang, ohne nach links und rechts zu blicken. Hocherhoben war der Kopf, bleich das Gesicht, blutleer die vollen Lippen. »Ich gehe in mein Zimmer«, sagte sie leise.
    »Warum?«
    »Ich will es!«
    Eine weitere Frage stellte ich nicht. Auf keinen Fall wollte ich sie allein und schutzlos in ihr Verderben laufen lassen. Den anderen beiden bedeutete ich, zurückzubleiben.
    »Du willst ihr nach?«
    »Ja, Bill, wahrscheinlich ist sie der Schlüssel zu diesem Geheimnis. Ich rechne sogar damit, dass ihre Mutter sie besuchen wird, um sie ebenfalls zu töten.«
    »Dann wärst du aber auch in Gefahr, John.« Ich lachte. »Sind wir das nicht alle irgendwie immer?«
    »Kann sein.«
    »Ihr haltet Wache, wenn es geht, ja?«
    So recht waren sie damit nicht einverstanden, das las ich von ihren Gesichtern ab, aber sie stimmten dennoch zu und ließen mich gehen. Ich nahm die Verfolgung des Mädchens auf. Sie hatte sich inzwischen umgezogen, trug schwarze Samthosen und eine locker bis zu den Hüften fallende weiße Bluse.
    Auch die Waffen hatte sie wieder abgegeben, und sie sah jetzt so aus wie ein

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