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Das andere Ufer der Nacht

Das andere Ufer der Nacht

Titel: Das andere Ufer der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Verantwortung, denn ich hatte die Formel gerufen, die mein Kreuz zu einer ungemein starken Waffe des Lichts machte. Terra pestem teneto - Salus hic maneto! So lautete dieser in Latein abgefasste Spruch, dessen Kraft in der Lage war, ganze Welten zu verändern, so wie ich es hier wieder einmal demonstriert bekam. Für das Mädchen und mich riss der Faden. Wir mussten uns einfach den Kräften überlassen, die ich durch das Rufen der Formel herbeigelockt hatte.
    Die Welt des Lichts und die der Geister prallten zusammen. Es begann ein gewaltiger Kampf. Ich wollte nicht, dass die Dimension der Dunkelheit noch bestehen blieb, deshalb hatte ich zu diesem letzten Mittel gegriffen, auch wenn ich damit ein gewaltiges Risiko einging. Um mich herum war Licht. Hell und strahlend. Wo Licht ist, kann sich das Böse nicht halten, da werden die Schatten der Magie vertrieben, deshalb erfüllte mich diese gewaltige Hoffnung, die wie eine Flamme in mir hochschoss.
    Zeit war für mich uninteressant geworden. Ob Stunden, Tage oder Minuten vergingen, konnte mir egal sein. Ich wollte nur raus aus diesem gefährlichen Hexenkessel einer finsteren Dimension und wurde von diesem Licht, das mich umgab, hinausgetragen in eine andere Landschaft, eine andere Dimension, die mir bekannter vorkam, denn als die Helligkeit verschwand, hörte ich das Rauschen des Wassers hinter mir, sah einen flackernden Feuerschein und vernahm eine Stimme, die »Mein Gott« sagte.
    Ich drehte mich herum.
    Bill Conolly schaute mich an. Er hielt die Fackel in der rechten Hand, nicht weit entfernt stand Suko, noch ein wenig schwach auf den Beinen, aber unverletzt.
    Und Viviana? Ich hörte sie sprechen. Sie lehnte an einem Felsen, starrte nach vorn, sah uns an, schaute trotzdem hindurch und schüttelte den Kopf, weil sie nichts begreifen konnte.
    Selbst mir fiel es schwer.
    Als ich auf meine Freunde zuging, zitterten mir die Knie. Hinter ihnen sah ich die Umrisse der Knochenbarke und wusste nun, dass ich an dem Ufer des Flusses stand, an dem ich das Schiff auch verlassen hatte. Bill streckte mir die Hand entgegen. »Verdammt, John, du hast es geschafft - oder?«
    »Nein, nicht ich. Das Kreuz!« Automatisch übergab ich Suko die Dämonenpeitsche, denn sie gehörte ihm. Wir waren froh, es hinter uns zu haben.
    Wenn ich genauer darüber nachdachte, standen wir genau dort, wo sich einmal der Zugang in die Dimension des Schreckens befunden hatte. Sie war zerstört worden. Man konnte jetzt auch dieses Ufer frei und sicher betreten.
    »Ihr wartet hier«, wies ich meine Freunde an. »Ich glaube, dass jemand meine Hilfe braucht.«
    »Sicher.« Bill nickte.
    Ich drehte mich um und ging auf Viviana zu. Sie stand noch immer dort, wo ich sie auch beim erstenmal gesehen hatte. Einen erschöpften Eindruck machte sie. Ihr Mund stand offen, der Atem flog keuchend über die Lippen, und sie wollte lächeln, als sie mich anschaute, es wurde nur eine weinerliche Grimasse daraus.
    »Wir haben es geschafft«, sagte ich.
    »Sind wir raus?«
    »Ja. Diese Welt der Geister gibt es nicht mehr. Mein Kreuz hat sie zerstört.«
    »Wieso?«
    Ich hob die Schultern, obwohl ich eine Erklärung versuchte. »Ich will es mal so sagen. Die Welt oder die Dimension, in der wir gefangen gewesen waren, hatte keine Existenzberechtigung mehr. Es durfte sie einfach nicht mehr geben. Und genau aus diesem Grunde haben die Kräfte des Kreuzes dafür gesorgt, dass sie vernichtet wurde.«
    »So muss es sein.« Die Antwort bewies mir, dass sie nichts verstanden hatte. Es war auch nicht nötig, zudem beschäftigte sie ein anderes Problem viel stärker. »Was ist mit meiner Mutter?«
    Eine gute Frage, die auch Bill und Suko vernommen hatten und ebenfalls keine Antwort wussten.
    »Ist sie tot?«
    Meine Erwiderung klang vorsichtig. »Wir könnten eigentlich davon ausgehen.«
    Ich hatte erwartet, dass Viviana in einen Weinkrampf verfiel. Es trat nicht ein. Zuviel hatte sie inzwischen erfahren. So sahen wir ihr Nicken und hörten auch die leise gesprochene und nur schwer verständliche Antwort. »Es musste wohl so sein, nach alldem, was inzwischen vorgefallen ist.«
    »Ja, das glaube ich auch.«
    Die nächste Bemerkung bewies mir, dass Viviana trotz ihrer Trauer nachdachte. »Wenn dem so ist, müssten wir eigentlich die Leiche meiner Mutter hier irgendwo finden.«
    »Da hat sie recht, John!« mischte sich Bill ein. Er hielt noch die Fackel fest. Zusammen mit Suko machte er sich auf die Suche, während ich bei Viviana blieb.
    »Ich

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