Das Angebot des Milliardaers
„Ich muss dich überreden, auch noch den Rest der Woche zu bleiben. Wir reden später darüber.“
„Will, die Tutoren, die ich empfehle, sind besser auf dem Gebiet als ich.“
Lächelnd schwamm Will zu Caroline zurück, und Ava dachte sich, dass sie es mit einem Mann zu tun hatte, der es gewohnt war, immer seinen Willen durchzusetzen.
Nach dem Schwimmen aßen sie gemeinsam, spielten sie ein paar Spiele, bis Will mit Caroline nach oben ging, um sie ins Bett zu bringen. Nach einer halben Stunde war er wieder unten. „Ich soll dich holen, damit du ihr eine Geschichte vorliest. Ich habe Caroline gefragt, ob sie das möchte, und sie hat genickt.“
„Klar, gerne.“ Hocherfreut stand Ava auf.
„Ava, du bist näher an Caroline herangekommen als alle anderen, wenn man von mir absieht. Sie reagiert sogar besser auf dich als auf meine Brüder oder auf Rosalyn.“
„Es sind nur winzige Anzeichen, lies nicht zu viel hinein.“
„Was mich angeht, ist es überwältigend. Auf ihre Erzieherin hat sie überhaupt nicht reagiert.“
„Du darfst das nicht überbewerten, Will“, sagte Ava sanft.
„Wir werden ja sehen.“
In ihrem Zimmer saß Caroline auf dem Fußboden und spielte mit einem Puppenhaus nebst Puppen und dem kleinen Teddybären.
„Noch eine Geschichte, dann ist Bett angesagt“, verkündete Will. „Hol ein Buch für Miss Ava und geh ins Bett. Sie liest dir vor, und dann komme ich zum Gute-Nacht-Sagen.“
Kurz darauf lag Ava neben Caroline im Bett und las vor. Während Caroline umblätterte, lehnte sie sich ein wenig an Ava – noch ein kleiner Fortschritt! Ruhig las Ava weiter und legte dabei den Arm um das Kind.
Dann waren sie fertig. „Soll ich noch was vorlesen, ehe dein Onkel Will kommt?“
Caroline schüttelte den Kopf, und Ava stand auf und deckte sie zu. „Das hat heute Spaß gemacht, Caroline, morgen bin ich auch noch da. Vielleicht machen wir dasselbe noch mal.“
Caroline sah Ava aus großen braunen Augen an, ohne zu antworten. „Tut es weh?“, flüsterte sie dann kaum hörbar.
Fast hätte Ava sie nicht gehört. Instinktiv wusste sie, dass das Mädchen von Ethans Tod sprach. „Ja. Es kommt und geht, aber er ist immer in meinem Herzen.“
Caroline sah auf das Laken herunter und drehte es in den Fingern. „Ich habe keine Eltern, ich hatte immer nur Daddy.“
„Ich weiß“, erwiderte Ava. „Es tut weh, aber es gibt andere Menschen, die du lieben kannst und die dich lieb haben. Dein Onkel Will hat dich lieb.“
Als Caroline nichts mehr sagte, dachte Ava bekümmert an die Welt des Schweigens, in die das Kind sich eingeschlossen hatte. Ava wollte Caroline nicht bedrängen, aber sie konnte nicht anders, als sie sacht zu umarmen. „Du wirst sehr geliebt, Caroline.“
Ganz kurz legte Caroline einen Arm um Avas Hals. Dann ließ sie los, und Ava stand auf. „Du bist sehr tapfer“, sagte sie.
Doch Caroline sah weg, und der Moment der Nähe war vorbei.
„Zeit zum Gute-Nacht-Sagen“, rief Will fröhlich, als er hereinkam. „Wenn du willst, lese ich dir auch noch was vor, und dann wird geschlafen. Miss Rosalyn ist zurück und kommt auch gleich.“
„Gute Nacht, Caroline“, sagte Ava, lächelte ihr zu und wandte sich ab.
Ava ging hinunter ins Wohnzimmer. Das Erlebnis mit dem Kind hatte sie aufgewühlt.
Eine halbe Stunde später kam Will mit großen Schritten auf sie zu, zog sie in seine Arme und drückte sie an sich. „Du hast ein Wunder vollbracht“, sagte er. „Ich habe gesehen, dass sie dich umarmt hat. Ich bin leise wieder rausgegangen, um den Moment nicht zu stören.“
Ava machte sich frei. „Immer mit der Ruhe, Will, das ist vielleicht ein kleiner Schritt, aber noch lange kein Durchbruch.“
Will sah auf sie hinunter. Seine Nähe erregte sie.
„Es ist ein Riesenfortschritt, Ava. Ich habe schon so viel ausprobiert, aber keiner ist je so weit gekommen wie du.“
„Ich glaube, sie fühlt sich mir nahe, weil ich meinen Mann verloren habe.“
„Mag sein, aber sie kennt auch andere Menschen, die jemanden verloren haben, sogar Kinder, die auch ein Elternteil verloren haben. Aber auf die hat sie nie so reagiert.“
„Das überrascht mich.“
„Vielleicht sind sie zu schnell vorgegangen, mir ist aufgefallen, dass du dich sehr zurückhältst.“
„Rezepte gibt es nicht. Ich weiß nicht, warum sie ein bisschen auf mich reagiert.“
„Ein bisschen! Sie hat dich umarmt, das ist gewaltig.“
„Du übertreibst, ich mag dir ja gar nichts mehr
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