Das Angebot des Milliardaers
griff sie nach jedem Strohhalm, weil Will so sehr auf eine Reaktion wartete? „Du fängst an. Soll ich dir helfen, die Karten hinzulegen?“
Caroline schüttelte den Kopf. Sie fingen an zu spielen. Als Ava sich irgendwann umsah, sah sie Will in der Tür stehen. Sofort wandte er sich ab, aber sie fragte sich, wie lange er wohl schon zugeschaut hatte.
Bis auf das Schweigen war das Spiel wie mit jedem Erstklässler. Nur dass Caroline noch im Kindergarten war.
Danach aßen sie einen Imbiss und sahen sich einen Film an, den Ava mitgebracht hatte. Caroline sah konzentriert zu, ohne eine Miene zu verziehen, und hielt den Teddy fest. Ava hatte das Gefühl, diesem seltsamen kleinen Mädchen kein Stück nähergekommen zu sein. So sehr sie staunte, was das Kind intellektuell schon leisten konnte, so sehr verunsicherte sie der Mangel an Gefühlen.
Wer immer mit Caroline arbeiten würde, hatte eine schwere Aufgabe vor sich.
Um elf Uhr fragte Ava das Mädchen, ob sie schwimmen wollte, und sie nickte. Ihr Badeanzug lag schon bereit. Am Pool zog Ava T-Shirt und Flip-Flops aus, während sie Caroline beobachtete, die ins Wasser ging.
Ob Will sich wohl zu ihnen gesellen würde? Sie war froh um ihren neuen Badeanzug – ein konservativer Einteiler in Marineblau. Trotzdem fühlte sie sich seltsam nackt.
Das Wasser war angenehm frisch. In der Mitte des Pools gab es eine Fontäne, weiter hinten sogar einen Wasserfall. Ava entspannte sich, als Will nicht auftauchte.
Caroline planschte im flachen Wasser, aber als Ava sie bat, ihr zu zeigen, wie sie schwamm, gehorchte sie. Schließlich legten sie sich auf eine Luftmatratze und betrachteten den blauen Himmel.
Will hielt sein Versprechen und ließ sich den ganzen Tag über nicht blicken. Caroline nahm sich nachmittags einen ganzen Stapel Bücher und legte sich ins Bett.
Ava legte sich neben sie. „Okay, was soll ich zuerst vorlesen?“
Caroline gab ihr ein Buch.
„Teddys neues Haus“ , las Ava. „Du blätterst um.“
Nach dem halben Buch hörte Ava ein Wort vor dem Seitenende auf zu lesen. „Weißt du, was da steht?“, fragte sie.
Caroline nickte.
„Kannst du es mir vorlesen? Das wäre toll.“ Ava hielt den Atem an und fragte sich, ob sie Caroline damit überfordert hatte.
Lange war es still, schließlich blätterte Ava um und las weiter. Dann stoppte sie wieder am Ende und las schließlich auch das letzte Wort laut. Auf der folgenden Seite machte sie es wieder so, und auch auf der vorletzten Seite hielt sie inne.
„Schuh“, flüsterte Caroline.
„Danke, Caroline.“ Avas Herz klopfte. Es war nur ein Wort, und doch bedeutete es einen kleinen Fortschritt. Sie drängte Caroline nicht weiter.
An diesem Tag lernte Ava ein bisschen Carolines Tagesablauf und ihre Reaktionen kennen. Wahrscheinlich verhielt die Kleine sich bei Rosalyn und Will ähnlich verschlossen. Es war, als hätte sie eine Mauer um sich herum errichtet.
Ava war froh, dass Will sie alleine gelassen hatte. Auch das war eine Überraschung – sie hatte damit gerechnet, dass er den ganzen Tag in ihrer Nähe sein und versuchen würde, mit ihr zu flirten. Gut, dass er es nicht getan hat, dachte sie. Aber sie vermisste ihn trotzdem.
Erst kurz vor dem Abendessen gesellte er sich am Pool zu ihnen. Ava entdeckte Will erst, als er am Beckenrand stand. Ihr Herz machte einen Satz. Er war tief gebräunt, hatte breite, muskulöse Schultern und eine schmale Taille mit flachem Bauch. Er trug eine schwarz-weiß gemusterte Badehose. Mit einem Satz sprang er ins Wasser, dass es eine Fontäne gab, und Caroline lächelte.
Will tauchte unter sie, hob sie hoch und warf sie wieder rein.
„Nochmal?“, fragte er, und Caroline nickte und lächelte.
Mit dem Lächeln schien auch Will nicht gerechnet haben, überrascht sah er Ava an. Dann hob er Caroline hoch und ließ sie erneut ins Wasser fallen. Danach spielte er eine ganze Weile mit ihr.
Später, als Caroline im Flachen planschte, kam Will zu Ava geschwommen, und wieder spürte sie ihren Herzschlag. So ging es ihr offenbar immer, sobald er in ihre Nähe kam.
„Hallo.“
Sie lächelte ihm zu. „Hallo.“
„Du weißt, warum ich mich nur auf Caroline konzentriert habe.“
„Natürlich, das ist völlig richtig so.“
„Dass Caroline mich so anlächelt – ich glaube, das ist dein Verdienst. Das hat sie noch nie gemacht.“
„Danke, das ist wirklich zu viel des Lobes. Aber ich habe sie dazu gebracht, heute ein Wort laut zu lesen.“
Wills Augen funkelten auf.
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