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Das Antlitz der Ehre: Roman (German Edition)

Das Antlitz der Ehre: Roman (German Edition)

Titel: Das Antlitz der Ehre: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Schweikert
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nicht ganz zu Unrecht«, vermutete Gret.
    »Vielleicht. Jedenfalls sind sie nach Ochsenfurt gegangen, das von jeher zu großen Teilen dem Kapitel gehörte. Die anderen Domherren, die in Würzburg blieben und sich als das wahre Kapitel ansehen, versuchen seitdem, sich wieder mit ihnen zu vereinen, doch jeder Versuch scheiterte bislang.«
    »Sie trauen sich wohl nicht nach Würzburg zurück.«
    Elisabeth hob die Schultern. »Das ist gut möglich. Jedenfalls vermute ich, dass der Dechant mit Domherr Schoder aus diesem Grund nach Ochsenfurt reist, um sie zum Einlenken zu bringen.«
    Gret pfiff durch die Zähne. »Und um zu unterstreichen, dass sie das rechtmäßige Kapitel sind und Anrecht auf die Macht haben, werden sie von dreihundert bis an die Zähne bewaffneten Reitern begleitet. Ja, das verleiht so mancher Forderung den nötigen Nachdruck!«
    »So lauten meine Vermutungen«, bestätigte Elisabeth.
    Später, als sie in Ochsenfurt angelangt waren und ihr Quartier in einem der Gasthäuser am Markt bezogen hatten, bestätigte Meister Thomas ihre Vermutung.
    »Noch heute soll im Rathaus eine Versammlung stattfinden, aus der die Domherren hoffentlich wieder vereint hervorgehen werden.«
    »Die Frage ist, wer wen auf seine Seite zieht.«
    Jeanne runzelte die Stirn. »Wie meinst du das, Lisa?«
    »Na, ob am Ende alle auf der Seite des Pflegers Albrecht stehen, wie sich dies Dechant von Masbach vorstellt, oder ob er und die restlichen Würzburger sich der Schar um den Propst anschließen. Immerhin haben der von Grumbach und damit auch Bischof von Brunn die Mehrheit auf ihrer Seite.«
    »Dafür hat der Dechant aber seine Schar von Bewaffneten als schlagkräftiges Argument«, rief Gret ins Gedächtnis.
    Meister Thomas nickte. »Das ist wahr. Allerdings hat der Dechant damit, dass er sie vor der Stadt lagern lässt und nur
eine kleine Eskorte mit hereingenommen hat, demonstriert, dass er an einer friedlichen Lösung interessiert ist.«
    »Kann er wirklich daran glauben? Ich halte das für einfältig«, mischte sich Georg ein, der sich bis dahin mit seinen Warenlisten beschäftigt hatte. »Und es ist dumm, dass er damit die Schlagkraft seiner Männer mehr oder weniger aufgegeben hat. Was nützen sie ihm, wenn die Ochsenfurter beschließen, ihre Tore zuzumachen? Dann sind die Domherren und ihre paar Männer Eskorte hier drin und die Bogenschützen draußen vor der Stadt. Sollen sie dann Ochsenfurt belagern und die Herausgabe der Geiseln fordern, oder wie stellen sie sich das vor?«
    »Da hast du schon recht, doch wie hätten sie mit dreihundert Bewaffneten vor das Rathaus ziehen können und behaupten, sie seien an friedlichen Verhandlungen interessiert?« , wandte Elisabeth ein.
    »Ich fürchte, es wird so oder so bei dieser Verhandlung nicht viel herauskommen. Sie werden auf ihren Standpunkten beharren und weiterhin gespalten bleiben«, prophezeite Meister Thomas. »Wie lange tagen sie schon? Zwei Stunden? Ich vermute, sie werden die ganze Nacht hin und her reden, ohne auch nur einen Zoll weit zu kommen.«
    »Und dann? Was wird dann geschehen?«, wollte Elisabeth wissen. »Mit dem Land muss es doch irgendwie weitergehen. Es kann nicht sein, dass der Bischof das eine beschließt und der Pfleger was anderes und die Bürger von beiden Seiten zu Treue und zu Steuerzahlungen aufgefordert werden.«
    Ihr Bruder setzte gerade zu einer Antwort an, als sich draußen auf dem Marktplatz Stimmen erhoben.
    »Ah, es tut sich was!«, meinte Gret.
    »Ja, lasst uns hören, was sie beschlossen haben«, rief Elisabeth.
    Sie sprangen auf und eilten vor die Tür. Ein Stück weiter vor dem Rathaus sahen sie eine dicht gedrängte Menge von Bürgern. Georg griff nach der Hand seiner Schwester.
    »Bleib dicht bei mir. Wir wollen zusehen, dass wir etwas erfahren, doch wenn die Sache brenzlig wird, folgst du mir sofort zurück ins Gasthaus. Hörst du? So etwas kann ganz schnell umschlagen und gefährlich werden.«
    Elisabeth verdrehte die Augen und tauschte einen Blick mit Gret, die recht belustigt dreinsah. Vermutlich dachte auch sie daran, dass die drei Frauen in Würzburg durchaus Erfahrungen mit Belagerungen und Aufständen gemacht hatten. Dies war allerdings nicht die Zeit und nicht der Ort, Elisabeths Bruder darauf hinzuweisen. Ja, vermutlich war es besser, wenn er weiterhin dachte, Elisabeth habe ein Jahr im Kloster verbracht.
    Sie drängten sich in die Menge und reckten die Hälse, um zu sehen, was vor dem Rathaus vor sich ging.
    »Ist das dort

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