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Das Antlitz der Ehre: Roman (German Edition)

Das Antlitz der Ehre: Roman (German Edition)

Titel: Das Antlitz der Ehre: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Schweikert
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Johann der Schiedsrichter, dessen Ausspruch gültig sein soll.«
    »Das wird ihm gefallen«, murmelte Elisabeth.
    »Ich weiß es nicht, jedenfalls ist keine Seite der Kapitulare bereit, das zu siegeln, und auch ich kann diesen Vertrag nicht gut finden.« Verdrossen legte er den Brief beiseite.
    »Und so geht es auch mit all den anderen Schreiben und möglichen Verträgen. Es wird verhandelt, und die Schreiber kritzeln sich die Finger wund, aber am Ende werden die Siegel verweigert. Und selbst wenn die Parteien einen Vertrag unterzeichnen, halten sie sich nachher nicht an das, was vereinbart wurde. Ich will dir gar nicht sagen, was alles zwischen dem Marienberg und dem Konzil in Basel hin- und hergeschickt wird. Der Bischof beschwert sich über mich, ich klage über ihn, und das gespaltene Kapitel mit seinen Domherren hat auch noch jede Menge Beschwerden beizusteuern. Es werden Untersuchungskommissäre gesendet, die sich die Lage in Franken ansehen sollen, die aber genauso unter die Hufe geraten und in dem Tauziehen der Parteien rasch den Überblick verlieren – wenn sie sich nicht gleich aus Gründen, die ich nicht nennen mag, von einer der Parteien einverleiben lassen und nur noch deren Lied posaunen.«
    Elisabeth legte ihre Hand auf die seine. »Ja, ich kann es dir nachempfinden, dass du dich zerrissen fühlst. Doch vielleicht lässt du es auch zu, dass dich die anderen zum Spielball ihrer Interessen machen.«
    »Und wie soll ich das verhindern? – Nein, sag nichts. Der Tag ist zu schade, um über die leidige Politik zu streiten. Lass
uns hinausgehen – nein, lass uns ausreiten. Du sagst, früher wären wir mit unseren Falken auf die Jagd gegangen? Dann lass uns das jetzt tun!« Er nahm sie bei der Hand. Elisabeths Augen leuchteten.
    »Ja, lass uns ausreiten. Hast du denn ein Pferd für mich in deinem Stall?«
    »Nimm, was du magst. Alle deine Pferde, die du zurückgelassen hast, sind noch hier.«
    Sie sah ihn erstaunt an. »Du hast sie nicht verkauft? Aber ich dachte, du musstest alles Unnütze zu Geld machen, um die drückende Schuldenlast zu erleichtern. Und außerdem habe ich ja meine beiden Lieblingspferde bereits mitgenommen, obwohl mir das vermutlich nicht zustand«, gab sie reumütig zu. Er winkte ab.
    »Mach dir darüber keine Gedanken. Die meisten Pferde des Bischofs dienen nun anderen Herren des fränkischen Adels. Aber ich habe es nicht übers Herz gebracht, auch deine Tiere zu verkaufen.«
    »Wenn ich das gewusst hätte, wäre ich als Erstes in den Stall gelaufen!«, rief Elisabeth. »So aber dachte ich, ich könne den Anblick der leeren Pferdeboxen nicht ertragen, und habe ihn bislang gemieden.« Sie machte sich von ihm los. »Ich beeile mich. Ich muss mich nur rasch umkleiden. Dann können wir die Pferde satteln lassen.« Sie lief so schnell davon, dass sie auf der Treppe fast gestolpert wäre. Ihr Herz schlug ihr in Vorfreude bis zum Hals, und sie hätte jauchzen mögen, als sie mit wehenden Röcken über den Hof zu ihrem Gemach lief.

Kapitel 25
    S ie ritten durch das Tor und über den grasigen Hügel auf das nahe Wäldchen zu. Vier Geharnischte folgten ihnen zu ihrem Schutz, doch sie ließen so viel Abstand, dass zumindest die Illusion aufkommen konnte, sie wären ganz allein in Gottes geheimnisvoller Natur unterwegs. Albrecht ritt seinen großen, braunen Hengst mit der weißen Blesse, der bereits stolz an Jahren, doch noch immer von feurigem Temperament war. Nicht wenige seiner Nachkommen hatten einst im Stall des Bischofs gestanden. Elisabeth hatte den schwarzen Wallach gewählt, den sie vor einigen Jahren Albrechts Oheim Michael von Wertheim abgekauft hatte. Schon beim ersten Blick hatte sie sich in das herrliche Ross verliebt. Nun genoss sie es, neben Albrecht über den kahlen Hügel zu galoppieren. Nicht zu schnell, denn Albrecht trug einen Habichtterzel auf dem Arm, den er auf Fasanenjagd schicken wollte.
    Als das gerodete Grasland in niederes Buschwerk überging, zügelten sie die Pferde und ließen sie nebeneinander gemächlich im Schritt gehen. Der Habicht, den Albrecht im Gegensatz zu seinen Falken ohne Haube zur Beiz trug, sah sich aufmerksam um. Der Kopf ruckte von einer Seite zur anderen, und Elisabeth war überzeugt, dass den gelben Augen nicht die kleinste Bewegung im dichten Buschwerk entging.
    »Lass ihn aufsteigen!«, rief sie voller Freude.
    Es war stets von Neuem ein herrliches Bild, wenn die wundervollen Vögel ihre Schwingen ausbreiteten und sich mit einem Stoß ihrer

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