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Das Antlitz der Ehre: Roman (German Edition)

Das Antlitz der Ehre: Roman (German Edition)

Titel: Das Antlitz der Ehre: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Schweikert
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sagen.
     
    Natürlich dauerte es nicht nur ein paar Minuten, bis Albrecht in voller Rüstung und mit dem Schwert an der Seite im Hof erschien, doch zwei Stunden später waren sie tatsächlich zum Aufbruch bereit. Elisabeth wäre gern an Albrechts Seite geritten, doch sie sah ein, dass das ungehörig gewesen wäre, und reihte sich daher mit dem Bader im Tross weiter hinten ein. Gret und Jeanne begleiteten sie, wobei Jeanne ihr Missfallen zumindest in gemurmeltem Protest zum Ausdruck brachte.
    »Nun sind wir glücklich heil von einem Schlachtfeld entkommen und stürzen uns freiwillig in ein neues? Und das zu dieser Jahreszeit. Das Wetter wird schon bald umschlagen, das spüre ich.«
    »Nun sei nicht so pessimistisch«, widersprach Elisabeth, die hoch aufgerichtet auf dem Rücken ihres Rappwallachs saß. »Noch haben wir einen herrlich sonnigen Herbst, und ich glaube, dass die Karlstädter sich nicht verschließen werden, wenn Pfleger von Wertheim persönlich vor ihre Tore zieht.«
    »Mir scheint, du hast noch immer nichts über die Menschen gelernt«, brummte Gret. »Ich verstehe nicht, wie du dir – trotz allem, was du erlebt hast – solch ein kindliches Gemüt bewahren konntest. Oder, anders gesagt: wie du so einfältig sein kannst!«
    »Du bist zanksüchtig, seit Georg abgereist ist«, behauptete Elisabeth, ohne auf Grets Worte einzugehen.
    Gret wies dies energisch von sich. »Du gehst von dir aus und überträgst deine Gefühle auf mich. Du vermisst Meister Thomas doch seit der ersten Minute!«
    Elisabeth nickte mit einem Seufzer. »Ja, das will ich nicht abstreiten. Und es würde mir noch schwerer fallen, müsste ich nun Tag für Tag alleine auf der Burg sitzen und an die schönen und so lehrreichen Stunden mit ihm in seiner Alchemistenküche zurückdenken.«
    »Ach, und bevor du dich langweilst, zettelst du lieber einen Kriegszug an!«, ätzte Gret. Elisabeth runzelte die Stirn.
    »Wie kannst du so etwas sagen! Es ist nicht meine Entscheidung, gegen Karlstadt zu ziehen. Meinst du, Hauptmann von Wertheim würde auf mein Wort hören?«
    Gret schüttelte den Kopf. »Der sicher nicht, aber sein Neffe Albrecht sehr wohl – und sage nicht, dass nicht du es warst, die ihm den Floh ins Ohr gesetzt hat.«
    Elisabeth spürte, wie sie rot wurde. »Ich habe ihm meine Meinung gesagt, das ist ja wohl nicht verboten. Ich will nur nicht, dass er sich vom Bischof so vorführen und sich alles, ohne sich auch nur zu wehren, aus der Hand reißen lässt. Wozu wurde der Pfleger dann überhaupt eingesetzt?«
    »Ja, das fragt man sich«, gab Gret zu. »Und so nehmen wir
halt die Unbill dieses Kriegszuges auf uns, um alles mit eigenen Augen zu sehen und an eigener Haut mitfühlen zu können.« Elisabeth hätte nicht sagen können, ob sie die Magd überzeugt hatte oder ob sie ihrer spottete.
    Leider behielt Jeanne mit ihrer schlechten Wetterprognose recht. Sie waren kaum ein paar Stunden auf dem Fluss unterwegs, als sich der Himmel zuzog. Noch ehe sie Karlstadt erreicht hatten, begann es zu regnen. Entgegen ihrer Rede wunderte es Elisabeth nicht, dass sie die Stadttore verschlossen vorfanden. Graf von Wertheim befahl, die Schiffe anzulanden, ehe sie zwischen die Karlburg hoch oben auf der Steilklippe des Prallhangs und die sich am anderen Ufer recht wehrhaft darbietende Stadt gerieten. Eine feste Mauer und mächtige Türme umschlossen die Bürgerhäuser und zogen sich einige Schritte landeinwärts am gesamten Ufer entlang.
    Der Hauptmann empfahl, das Lager in den Dörfern Mühlbach oberhalb der Stadt und Karlburg ein Stück weiter flussabwärts aufzuschlagen. Heute konnten sie eh nichts mehr erreichen. Inzwischen regnete es in Strömen. So wurde schnell Quartier bezogen. Albrecht und die Hauptmänner nahmen sich das Haus des Dorfschultheißen. Elisabeth und ihre beiden Mägde wurden in einer der Mühlen untergebracht. Die Bewohner mussten geflohen sein oder waren bei Ankunft des Heeres verjagt worden. Beschämt senkte sie unter Grets anklagendem Blick die Lider. Gab es denn eine Möglichkeit, ohne Gewalt dem Bischof und seiner Machtgier Einhalt zu gebieten?
    Diese Frage stellte sie Albrecht, als sie später bei einem einfachen Mahl und heißem Gewürzwein beisammensaßen.
    Er hob die Schultern. »Ja, eigentlich sollte das Konzil die Streitereien schlichten und eine Entscheidung herbeiführen. Doch wenn sich nicht einmal deren Abgesandte einigen können und zumindest eine der Parteien bereit ist, von ihren Forderungen abzurücken,

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