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Das Antlitz der Ehre: Roman (German Edition)

Das Antlitz der Ehre: Roman (German Edition)

Titel: Das Antlitz der Ehre: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Schweikert
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Wangen glühten. Albrecht sah sie noch immer unentschlossen an. Dann seufzte er.
    »Gut, ich will es versuchen. Ich bete zu Gott, dass er auf unserer Seite steht und ich diese Entscheidung nicht bereuen muss. Zu viel wurde bereits geopfert.«
    Er trieb sein Pferd an und schwieg den Rest des Heimritts, die Stirn in sorgenvolle Falten gelegt. Elisabeth hielt sich zwar neben ihm, ließ ihn jedoch in seinen Gedanken. Sie ahnte, dass es ihm schwerfiel, konnte allerdings nicht so recht nachvollziehen, warum er noch immer zögerte. Hatte er seine schwerste Entscheidung nicht längst getroffen, als er sich entschloss, sie zu verlassen und dem Drängen der Familie von Wertheim und des Kapitels nachzugeben?
     
    Der Apotheker stand im Hof, als Elisabeth und Albrecht von der Jagd zurückkehrten. Er hatte gerade begonnen, seine wertvollen Instrumente aus dem Karren zu laden, als sie durch das Tor ritten. Ihre fröhliche Stimme wehte zu ihm herüber. Sie hielten ihre Pferde dicht beieinander an. Er sah, wie sich Albrecht zu ihr herüberbeugte. Elisabeth warf den Kopf in den Nacken. Ihren Lippen entstieg ein Lachen, freier und unbeschwerter, als er es je von ihr gehört hatte. Ein seltsamer Schmerz wand sich in seinem Innern.
    Sie hatte ihn noch nicht entdeckt. Wie auch? Ihr Blick schien sich nicht von ihrem Begleiter trennen zu können, der nun den Greif auf den Sattelkopf setzte und sich vom Pferd
schwang. Vertrauensvoll streckte ihm Elisabeth ihre Arme entgegen und ließ sich von ihrem Ross heben. Albrecht sagte etwas zu ihr, das Thomas nicht verstand, das Elisabeth jedoch den Kopf schütteln ließ. Mutwillig blitzte sie ihn an und kabbelte sich mit dem Pfleger des Bistums, bis er ihrer weiblichen Laune nachgab und ihr den Greif auf den vorgestreckten Arm setzte. Behutsam trug sie ihn vor sich her, während Albrecht die beiden Pferde am Zügel nahm, um sie in den Stall zu führen, obwohl die Knechte nur auf ein Wort von ihm warteten, sich nähern zu dürfen, um ihm die Tiere abzunehmen.
    »Seit sie ein Kind ist, ist sie ihm hoffnungslos ergeben, und das wird sich auch niemals ändern.«
    Thomas drehte sich nicht zu Georg um, der hinter ihn getreten war und die Szene offensichtlich ebenfalls verfolgt hatte. Er wollte nicht, dass der Freund in seinen Zügen las.
    »So sieht das Gesicht der wahren Liebe aus, nicht wahr?«
    »Ja, mein Freund. Überlege dir gut, was du tust. Oft tarnt sich das Unglück mit einer lieblichen Maske, der man nur zu gerne erliegt.«
    Thomas nickte. »Ja, denn nur zu oft forschen wir nicht gut genug in den Tiefen unseres Herzens, um zu erfahren, was wir wirklich wünschen.«
     
    Bereits am anderen Tag herrschte eine gänzlich andere Stimmung auf der Festung. Die Würzburger waren nur allzu bereit, eine Hilfsmannschaft von fünfhundert Mann unter Graf Heinrich von Leiningen aufzustellen. Sie behaupteten gar, sie könnten es alleine schaffen, doch Albrecht bestand darauf, dass sein Oheim, Graf Michael von Wertheim, als Hauptmann das Heer seiner Ritter und der Würzburger anführen sollte. Die Bürger verluden eine der großen Büchsen der Stadt auf eines der Mainschiffe, und Albrecht ließ eine zweite von der Festung herabschaffen. Elisabeth war froh, dass Georg und Meister Thomas mit ihren voll geladenen Karren
aus Würzburg zurückgekehrt waren. Allerdings währte die Freude nicht lange.
    »Was? Ihr wollt abreisen? Aber ich dachte, das Schiff läuft erst im Oktober aus?«
    »Nun schau nicht so trübsinnig, Schwesterherz«, versuchte Georg sie aufzumuntern. »Wir werden eine Zeit lang brauchen, bis wir die Alpen überquert haben, und wir wollen ja nicht riskieren, unser Schiff zu versäumen. Wir kommen vielleicht bereits im Frühsommer wieder und bringen dir wundervolle Dinge aus den fernen Ländern mit.«
    Der Tag der Entscheidung war also gekommen. Schneller, als Elisabeth gedacht hatte. Sie hatte gar keine Zeit gehabt, darüber nachzudenken. Die Zeit auf dem Marienberg war so schnell verflogen, und nun rüstete Albrecht für seinen Kriegszug gegen Karlstadt, auf den sie ihn begleiten musste. Hatte sie ihn nicht zu diesem Schritt überredet?
    Nein, das war nun alles nicht mehr so wichtig. Albrecht war nicht mehr ihr Leben. Er würde sie nicht auf dem langen Weg in ihre Zukunft begleiten. Diesen Weg würde sie mit Thomas gehen – wenn sie nun den Mut dazu fand.
    Und Gret und Jeanne? Würden sie mitkommen und ihr zur Seite stehen?
    Auch das war nicht entscheidend. Sie konnte die Freundinnen bitten, doch

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