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Das Antlitz der Ehre: Roman (German Edition)

Das Antlitz der Ehre: Roman (German Edition)

Titel: Das Antlitz der Ehre: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Schweikert
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wie soll es dann friedlich zu einer Lösung
kommen? Eine, die anders aussieht, als dass Bischof von Brunn alle Macht wieder in die Hände bekommt, bis sein Tod das Land von dieser Bürde befreit.« Erschrocken sah er Elisabeth an. »Es tut mir leid. Das Letzte hätte ich nicht sagen sollen. Er ist immer noch dein Vater.«
    Sie wehrte ab. »Ja, das ist er, und dennoch bin ich geneigt, dir recht zu geben. Zumindest mein Verstand kann dem folgen. In meinem Herzen bin ich immer noch ein wenig das kleine Mädchen, das seinen Vater liebt und zu dem starken Mann in den prächtigen Gewändern aufsieht, dem alle mit Respekt und Ehrfurcht begegnen.«
    Albrecht nickte nur und starrte schweigend in die Flammen des Feuers, das Gret entfacht hatte. Endlich erhob er sich. »Wir sollten sehen, dass wir ein wenig Schlaf bekommen. Wer weiß, was der nächste Tag uns bringen wird.«
    »Na, hoffentlich besseres Wetter«, versuchte Elisabeth zu scherzen, aber Albrecht nickte nur ernst und küsste sie auf die Stirn, ehe er sich zu seinem Lager zurückzog.

Kapitel 26
    J ohann von Brunn lagerte zum zweiten Mal über Ochsenfurt. Es regnete in Strömen. Der Bischof trat in die Zeltöffnung und starrte hinaus über das, was einmal blühende Wiesen und in Frucht stehende Felder gewesen waren, was nun aber nur noch einer zerfurchten Schlammwüste glich. Soweit es ihnen möglich war, suchten die Männer in Zelten Schutz, unter notdürftig gespannten Bahnen aus gewachstem Tuch oder lediglich unter den herbstlich verfärbten Bäumen am Rand der Senke, deren Blätterdach mit jedem Windstoß lichter wurde. Die meisten waren durchnässt und froren jämmerlich, und auch der Hunger war nun im Heereslager des Bischofs zu Gast. Wie sollten seine Männer sich hier noch versorgen? Die umliegenden Höfe und Dörfer hatten sich in den wenigen Wochen noch nicht von der letzten Belagerung erholen können. Die Überlebenden wussten selbst nicht, wie sie den Winter überstehen sollten. Das Vieh und die Vorräte waren geraubt, viele Häuser und Scheunen niedergebrannt. Mancherorts waren die Bewohner gar nicht zurückgekehrt. Vielleicht hatten sie in Ochsenfurt Zuflucht gesucht. Doch das kümmerte den Bischof im Moment nicht. Ihm machte das Wetter zu schaffen, das geradezu verflucht zu sein schien. Wie sollte er bei diesem Regen eine Stadt erobern? Nach langen Beratungen hatten die Hauptleute in Absprache mit den Büchsenmeistern beschlossen, eine der Kanonen den Berg hinunterzubringen und näher an der Stadt aufstellen zu lassen, um die Mauer endlich zu Fall zu bringen. Doch wieder waren sie gescheitert. Ja, der Bischof hatte
gar seine wertvolle Steinbüchse eingebüßt! Sich der Gefahr bewusst, hatten die Ochsenfurter einen heldenhaften Ausfall gewagt und die überraschten Männer des Bischofs vertrieben. Ehe diese mit Verstärkung zurückkehrten, war es den Ochsenfurtern gelungen, die Wagen mit der zerlegten Büchse in die Stadt zu schaffen und die Tore wieder zu schließen.
    Friedlein trat neben seinen Herrn. »So trübsinnig, Exzellenz? Wo sind Euer Stolz geblieben, Eure Kraft und die Zuversicht?«
    »Vom Regen der göttlichen Sintflut davongespült, die alles Böse und Verderbte von der Erde tilgt.«
    Friedlein beugte sich vor, bis der eisige Regen ihm ins Gesicht sprühte, und wich dann mit einem Schauder wieder zurück. »Es regnet, ja, das ist nicht zu bestreiten. Doch ich kann bislang nirgends die steigenden Wasser der Sintflut erkennen, die alles zu verschlingen suchen. Und wenn schon. Würde Euch nicht ein Platz in Noahs Arche zustehen?«
    Johann von Brunn sah seinen Narren misstrauisch an. Verspottete er ihn wieder? Das ließ sich bei Friedlein oft nicht so genau sagen. Seine Miene war zumindest ernst, und auch seine Stimme hatte nicht spöttisch geklungen, und dennoch …
    »Und selbst wenn uns die Wasser nicht verschlingen: Sie spülen mir mein Heer davon und haben mich meine große Büchse gekostet!«
    Dem konnte Friedlein nicht widersprechen. »Ein Rückschlag, ja. Aber seit wann lasst Ihr Euch von einem Rückschlag entmutigen?«
    Der Bischof hob die Schultern. »Diese Belagerung ist zu Ende. Ich kann nichts mehr tun. Ja, vermutlich werde ich bis zum Frühling nichts mehr unternehmen können.«
    Der Narr nickte. »Dem würde ich zustimmen. Freuen wir uns auf gemütliche Monate vor den flackernden Feuern in den Kaminen des Zabelsteins, ehe wir mit neuer Kraft und himmlischem Eifer wieder zu Felde ziehen, um Eure ungehorsamen
Untertanen zur Ordnung

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