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Das Antlitz der Ehre: Roman (German Edition)

Das Antlitz der Ehre: Roman (German Edition)

Titel: Das Antlitz der Ehre: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Schweikert
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wurde und verklebte. Der andere Teil der Mannschaft machte sich daran, die Kugel im Flug zu verpissen und zu verschoppen, was bedeutete, dass die Zwischenräume zwischen dem Geschoss und der Fluginnenseite abgedichtet wurden. Lange bevor der erste Schuss abgegeben werden konnte, waren Elisabeth und Gret bereits bis auf die Haut durchnässt. Zähneklappernd machten sie sich auf den Rückweg zu ihrem vorläufigen Quartier. Die beiden Edelknechte begleiteten sie bis zur Tür, lehnten es aber ab, mit hineinzukommen und sich bei einem heißen Met vor dem Feuer aufzuwärmen.
    »Die sind froh, von uns wegzukommen«, meinte Gret, als sie ihnen nachsah, wie sie durch den Regen davonhasteten. »Es ist für sie sicher nicht besonders reizvoll, Kindermädchen für uns spielen zu müssen.«
    »Vermutlich«, gab Elisabeth zu, die sich von Jeanne aus den nassen Sachen helfen ließ. Mit einem Seufzer schlüpfte sie in ein frisches langes Hemd und wickelte sich in einen fellgefütterten Umhang. Sie fragte sich, ob Albrecht früher auch so empfunden hatte, als ihr Vater ihn zu ihrem Beschützer
bestellte, der dem neugierigen Mädchen überall hin folgen musste, statt sich mit den anderen jungen Rittern auf dem Schlachtfeld die Sporen zu verdienen. Sie wusste es nicht. Zumindest hatte er ihr nie das Gefühl gegeben, sie sei ihm lästig.
    Versonnen starrte Elisabeth in die Flammen, bis ein Donnern und das Beben des Bodens sie aus der Erinnerung riss. Erschreckt fuhr sie herum. »Was war das?«
    »Wo bist du denn mit deinen Gedanken?«, spottete Gret gutmütig. »Sie haben es endlich geschafft, die Büchse zu laden!«
    Unvermittelt drang blendende Helligkeit durch die kleinen Fenster, und wieder rollte und dröhnte es.
    »Das war aber kein Geschütz!«
    Die Frauen stürzten zu den Fenstern und schoben die Tücher zur Seite. Der morgendliche Regen hatte sich zu einem Unwetter ausgewachsen. Schlimmer als Kanonenschüsse hallte der Donner an der aufsteigenden Felswand wider, über der sich die Karlburg erhob. Dann feuerte die zweite Büchse, die den Würzburgern gehörte, doch die Gewalt des Unwetters brach ihre Kraft, sodass das Geschoss auf der anderen Seite lediglich den Uferschlamm aufspritzen ließ. Elisabeth sah die Männer mit dem Pulverkarren ins Dorf zurückkehren. Nun galt es nur noch, die Vorräte trocken zu halten.
    Der nächste Tag war nicht besser. Wieder zogen Sturmböen über das Land, und Gewitter entluden sich, als wollte das Jüngste Gericht über sie hereinbrechen. Obwohl heute Sonntag war, ließ der Hauptmann die Geschütze laden, doch wieder richteten die Geschosse keinen nennenswerten Schaden an. Als Albrecht bei Einbruch der Dunkelheit zurückkehrte, war er nicht nur schmutzig und völlig durchnässt. Elisabeth versuchte ihn aus seiner trüben Stimmung zu reißen, doch weder die Wärme noch das Mahl, das er gierig herunterschlang, konnten ihn aufheitern. Kurz darauf polterten sein Oheim und die Grafen von Epstein und Leinungen in die Stube. Gret
beeilte sich, auch ihnen dicke, warme Suppe und Wein zu bringen.
    Die Männer verteilten den Schlamm ihrer Stiefel auf Jeannes frisch gescheuertem Boden und setzten sich auf die roh gezimmerte Bank des Müllers.
    »Gottverdammtes Wetter«, fluchte Michael von Wertheim. Sein Neffe ließ es sich nicht nehmen, den Onkel zu rügen und ihm Buße für diesen lästerlichen Fluch zu empfehlen.
    »Das Beten überlasse ich dir«, gab der Hauptmann zurück. »Falls du eine Verbindung zu dem Herrn und seinen Heiligen dort oben hast, dann nutze sie und sorge für besseres Wetter, denn wenn das so bleibt, werden wir nicht viel ausrichten.«
    Götz von Epstein nickte. »Ja, bei dem Regen sind unsere Geschütze bald nutzlos.«
    »Und unsere Männer werden am Fieber krepieren, wenn sie weiterhin Tag und Nacht draußen lagern müssen«, bemerkte Heinrich von Leiningen und streckte Gret seinen leeren Becher entgegen. Die Vorräte des Müllers würden bald zu Ende sein, wenn sich die Männer weiterhin so frei an ihnen bedienten. Elisabeth hatte trotz schlechten Gewissens Gret angewiesen, aus seinem Speck und dem Gemüse, das sie im Keller fand, Suppe zu kochen. Das Brot, das der Bäcker noch vorrätig hatte, ließ Albrecht unter den Männern verteilen. Einige Knechte schleppten die Mehlsäcke aus dem Speicher des Müllers über die Straße, damit weiter Brot gebacken werden konnte. Nichts wäre schlimmer, als wenn die Männer bei Kälte und Nässe auch noch hungern müssten.
    Die vier Anführer

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