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Das Antlitz der Ehre: Roman (German Edition)

Das Antlitz der Ehre: Roman (German Edition)

Titel: Das Antlitz der Ehre: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Schweikert
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der Trossweiber, die sie mit sich führten. Sie fuhren mit dem Bader in seinem Wagen und versuchten in den Wald zu entkommen. Ich will sie irgendwo ins Trockene bringen. Sie hat ganz schön was abgekriegt.«
    »Lebt sie überhaupt noch?«
    »Das will ich hoffen. Sonst hätte ich mir die Mühe umsonst gemacht, sie hierher mitzuschleppen.«
    Eine raue Hand legte sich um ihr Kinn und hob es hoch. Elisabeth versuchte die Augen zu öffnen, schaffte es aber nicht. Ihr Kopf dröhnte schrecklich.
    Zuerst sagte der Mann nichts. Vielleicht überlegte er, ob es sich überhaupt lohnte, sie vom Pferd zu laden und ein trockenes Plätzchen für sie zu suchen.
    Der Mann räusperte sich, dann sprach er mit seltsam belegter Stimme.
    »Weißt du wirklich nicht, wen du da aufgesammelt hast?«
    Baiersdorfer war sein Name, ja, jetzt erinnerte sich Elisabeth. Der Junker Heinrich von Baiersdorf, der bei der Belagerung von Ochsenfurt in Gefangenschaft geraten war, zusammen mit Vikar Weigand jedoch entkommen konnte.
    »Nein? Kennt Ihr das Weib denn?«
    »Oh ja, das kann man wohl sagen, und du solltest nicht so respektlos über sie sprechen. Das könnte dir schlecht bekommen!«
    »Was?« Der Mann, über dessen Pferderücken sie noch immer hing, schien nun völlig verwirrt.
    »Jungfrau Elisabeth von Brunn.«
    Die Worte des Baiersdorfer ließen ihren Begleiter einen Pfiff ausstoßen.
    »Eitel, du hast ihr doch nicht etwas angetan oder dich ihr
unzüchtig genähert? Das würde dem Herrn Bischof gar nicht gefallen. Du weißt, er ist völlig vernarrt in seine Tochter.«
    »Natürlich habe ich das nicht!«, rief der Mann, der offensichtlich Eitel hieß und zu den Geharnischten des Bischofs gehörte. »Sie war schon ohne Bewusstsein, als ich sie fand«, log er, »und die Wunde am Kopf hat sie sich vermutlich bei ihrer Flucht durch den Wald selbst zugefügt.« Dass er mit seinem Knüppel noch etwas nachgeholfen hatte, verschwieg er lieber.
    »Aber ich frage dich, was hat die Tochter des Bischofs bei den Männern des Pflegers von Wertheim verloren? Es war seine Truppe, die von der Belagerung Karlstadts zurückkehrte, auf die wir auf der Zeller Steige stießen!«
    Elisabeth konnte ahnen, dass Junker von Baiersdorf die Schultern hob.
    »Das kann ich dir nicht sagen. Ich habe allerdings gehört, der Bischof selbst habe den Befehl gegeben, sie zur Festung Marienberg zu bringen, während er seinen Kriegszug weiter fortführt.«
    »Dennoch hatte sie nichts auf einem Baderkarren im Gefolge der beiden Wertheimer zu suchen. Graf Michael hat das Heer angeführt!«
    »Ich weiß, ich habe selbst mit ihm die Klinge gekreuzt, doch dann ist er mir entwischt.«
    »Jedenfalls könnte man keinem einen Vorwurf machen, wenn er sie nicht erkannt hätte oder ihr im Handgemenge etwas geschehen wäre«, beharrte Eitel, der wohl um seine Haut fürchtete.
    »Nein, natürlich nicht«, beschwichtigte ihn der Baiersdorfer. »Vielleicht hast du dir gar eine Belohnung verdient, weil du sie gerettet und nach Karlstadt gebracht hast.«
    Aha, in Karlstadt befand sie sich. Welche Ironie! Hatte sie deshalb Albrecht zu diesem Zug aufgefordert und bei Sturm und Regen der vergeblichen Belagerung beigewohnt, um nun verletzt in die Stadt geführt zu werden?
    Der Gedanke an eine Belohnung schien Eitel zu gefallen. »Ja, das habe ich wirklich. Werdet Ihr das erwähnen, falls Ihr mit seiner Exzellenz sprecht?«
    »Das kann ich tun, und nun bring sie am besten zum Rathaus. Dort müsstest du den Dompropst, den neuen Amtmann von Thüngen und einige der Domherren antreffen.«
    Das Pferd setzte sich mit wiegendem Schritt wieder in Bewegung, und Elisabeth wurde erneut ohnmächtig.
     
    Als sie die Augen aufschlug, sah sie in ein schiefes Gesicht mit durchdringend grünen Augen, die sie aufmerksam musterten.
    »Seid Ihr wach, Fräulein Elisabeth?« Sie nickte mühsam.
    »Gut, das wurde auch langsam Zeit. Ihr liegt bereits seit Stunden hier. Wollt Ihr etwas trinken?«
    Er wartete keine Reaktion ab, sondern schob einen Arm unter ihren Rücken, hob sie ein wenig an und zwang ihr einen Becher auf, dessen Inhalt nach mit Honig gesüßtem Wein schmeckte. Sie schluckte und hustete. Der Narr ihres Vaters ließ sie in die Kissen zurücksinken.
    »Nun?«
    Elisabeth blinzelte und sah sich um. Sie lag in einem komfortablen Bett mit weichen Decken. Die Kammer war geräumig und wurde von einem wohl extra ihretwegen aufgestellten Kohlebecken ein wenig erwärmt.
    »Wo bin ich?«
    »In Karlstadt.«
    »Ja, ich erinnere

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