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Das Antlitz der Ehre: Roman (German Edition)

Das Antlitz der Ehre: Roman (German Edition)

Titel: Das Antlitz der Ehre: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Schweikert
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mich. Das hat der Mann gesagt, der mich auf seinem Pferd hierhergebracht hat. Und Junker von Baiersdorf hat mich erkannt.«
    Friedlein nickte. »Ja, und so wurdet Ihr hierher ins Stadthaus des neuen Amtmanns der Stadt gebracht.«
    Elisabeth stemmte sich in ihrem Bett hoch. »Ich liege im Bett des von Thüngen?« Angeekelt sah sie sich um.
    »Seiner Tochter Annemarie«, korrigierte Friedlein mit einem Grinsen.
    »Das macht die Sache nicht viel besser. Er hat den rechtmäßigen Amtmann der Stadt davongejagt!«
    »Nicht direkt. Die Bürger haben sich entschlossen, dem Ansinnen Pfleger von Wertheims nicht nachzukommen und die Domherren, die hier in diesen Mauern Schutz gesucht haben, ihm nicht auszuliefern. Ihr Amtmann wollte diese Entscheidung nicht mittragen, daher hat der Rat ihn durch einen anderen Mann ersetzt, der diesem Vorschlag Beifall schenkte.«
    »Das kann ich mir denken«, murrte Elisabeth. »Die von Thüngen haben schon immer versucht, Albrecht einen Knüppel zwischen die Beine zu werfen.«
    Der Narr klatschte in die Hände. »Und schon sind wir wieder mitten in einem Disput über Politik und die Geschicke des Landes. Mein Fräulein, mir fällt ein Stein vom Herzen. Euch muss es ja bereits wieder prächtig gehen, wo ich mich doch noch vor Stunden sorgen musste, dass Ihr gar mit dem Tode ringt. Was für ein Schlag wäre das für seine Exzellenz!«
    »Das hat der Bischof ja wohl billigend in Kauf genommen, als er den Zug, mit dem ich reiste, angreifen ließ«, entgegnete Elisabeth scharf. Friedlein hob abwehrend die Hände.
    »Nein, nein, nein, das könnt Ihr Eurem Vater nicht anlasten. Es war nur ein zufälliges Zusammentreffen. Der Propst und seine Domherren waren mit einer Reiterschar von fünfhundert Mann auf dem Rückweg von Würzburg nach Karlstadt, wo sie auf unseren verehrten Bischof mit seinem Gefolge treffen wollten. Das schlechte Wetter ließ es nicht ratsam erscheinen, weiter in der Nähe von Würzburg zu bleiben. Auf der anderen Seite sahen sie eine Möglichkeit zu verhindern, dass Karlstadt in die Hände des Wertheimers fiel. So ritten sie also los und stießen unverhofft auf der Zeller Steige in Finsternis und bei widrigem Wetter auf die Würzburger Schar.«
    »Wie ist das Treffen ausgegangen?«, fragte Elisabeth leise. Sie dachte an Gret und Jeanne, doch noch konnte sie es nicht über sich bringen, nach ihrem Verbleib zu fragen. Zu sehr fürchtete sie die Antwort.
    »Ich muss die Panierträger des Bischofs nicht übergebührlich loben, wenn ich sage, dass sie den durch das Wetter in Unordnung geratenen und völlig überraschten Zug der Würzburger nach nur kurzer Gegenwehr in die Flucht schlugen.«
    Elisabeth atmete erleichtert aus. Wenigstens hatten sie sich retten können. Aber wie viele waren auf der Strecke geblieben?
    »Gab es viele Tote und Verletzte?«
    »Auf der Seite Eures Vaters? Nein, seine Männer können nicht klagen.«
    Elisabeth knurrte unwillig.
    »Falls Euch aber interessiert, wie viele Verluste der Feind erleiden musste, so lautet die vorläufige Meldung um die drei Dutzend, wobei wohl auch etliche abgetrennte Arme und Beine auf der Landstraße zurückblieben.«
    Elisabeth dachte an den Bader und das Blut, das ihm aus dem abgetrennten Stumpf geschossen war. Hatte er überlebt, oder war er noch an Ort und Stelle verblutet?
    »Und?«, fragte sie, da sie den Eindruck hatte, Friedlein sei mit seiner Schreckensmeldung noch nicht zu Ende.
    »Oh, wir dürfen uns über nahezu zweihundert Gefangene freuen. Man hat die meisten hierher nach Karlstadt gebracht, wo sie nun auf verschiedene Keller verteilt darauf warten, wie seine Exzellenz über ihr Schicksal entscheiden wird.«
    »Ist jemand darunter, den ich kenne? Wurde Albrecht gefangen? Ich meine, ist es den Männern des Bischofs gelungen, des Pflegers habhaft zu werden?«
    Friedlein grinste breit. »Nein, keiner der Wertheimer, weder Oheim noch Neffe, ging ihnen ins Netz.«
    »Und Frauen? Sind Frauen unter den Gefangenen oder unter den Toten?« Sie schluckte. Friedlein sah sie verdutzt an.
    »Frauen? Was für Frauen? Sprecht Ihr von Euren Mägden? Nein, von ihnen habe ich nichts vernommen, aber ich kann mich umhören, wenn Ihr wollt.«
    Elisabeth nickte. Sie wusste nicht, ob die Nachricht sie beruhigen oder erschrecken sollte. Waren Gret und Jeanne entkommen, oder hatte sie der Tod in der Finsternis des Waldes ereilt? Die Ungewissheit nagte an ihr und wurde den Tag über immer schlimmer. Friedlein gelang es nicht, etwas über ihren

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