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Das Areal: Thriller (German Edition)

Das Areal: Thriller (German Edition)

Titel: Das Areal: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sean Cregan
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Flurs hatte jemand ein Frauengesicht gesprayt, der Kopf geneigt, die Augen wie im Gebet geschlossen, blutige Tränen weinend. Auf dieser Etage herrschte ein chemischer Geruch wie von verbranntem Öl vor, Hinweis auf die Produktion und Ausgabe von Drogen. Turner fragte sich, ob auf dieser Etage irgendwo Feuer brannten; Ghost hatte gemeint, sein Ziel liege ganz in der Nähe der ewig brennenden Augen des Sanctuary Towers.
    »O hne Regeln sinkt der Mensch zum Tier herab«, tönte Sorrows Stimme. Hier war sie gedämpfter, beinahe ein Flüstern. Eine andere Aufzeichnung, eine andere Endlosschleife. »I ndem wir unserer Umgebung absolute Moral aufprägen, erheben wir uns und die anderen über den Schlamm.«
    Turner horchte an der nächsten Tür, öffnete sie einen Spaltbreit. In dem Raum befanden sich Bänke aus Stahlblech, darauf verschiedene Gerätschaften, Bunsenbrenner und Laborgeräte, wie sie auch von Krankenhäusern verwendet werden. Niemand hielt sich darin auf. Turner wollte gerade die Tür schließen und weitergehen, als er in einer Ecke des Raums einige Kartons bemerkte. Neue Kartons, ohne Dellen, ohne Beschriftung und unverschmutzt. Hier im Tower wirkten sie vollkommen fehl am Platz. Und auf jedem einzelnen prangte das Logo von Sirius Bio-Life.
    Als er hinter sich ein Geräusch hörte, schlüpfte Turner in das Labor. Schloss leise hinter sich die Tür und lauschte, während jemand auf dem Flur vorbeitappte. Leichtfüßig und entspannt, zügig, aber ohne Eile. Mit angehaltenem Atem wartete er, bis die Schritte sich entfernt hatten. Hier gab es keine Drogen, alles war clean, in den Kartons von Sirius waren Gefäße mit Chemikalien und Laborgeräte, und Ghost war vielleicht schon tot.
    »U nsere Stärke liegt dort, wo sie schwach sind«, sagte die Stimme. »W ir sind die unsichtbare Hand, das wachsame Auge und der strafende Gott. Wir sind einig im Geiste und in der Verfolgung unserer Ziele. Wir dienen dem Tower, der uns dafür Schutz und Zuflucht bietet. Wir sind die Wächter und das Instrument der Vergeltung.«
    Turner trat durch die besprühte Tür, die der Besucher nicht hinter sich verschlossen hatte. Sein Kopf war vollkommen leer. Es gab nichts mehr zu überlegen, alle Bedenken hatten sich zerstreut. Er wusste nur das, was Ghost ihm erzählt hatte. Das hier war der tempelartige Saal, wo Sorrows Furien die Drogen verabreicht bekamen und sich ihre Aufträge abholten. Hier gab es keinen Hintereingang, kein heimliches Anschleichen, keine Strategie. Aller Schmerz der vergangenen Tage fiel von ihm ab, verschwand hinter einem Adrenalinvorhang.
    Er glitt wie Wasser in den von Kerzen erhellten Raum und zog mit einer geschmeidigen Bewegung Pipers Nagelkanone. An der gegenüberliegenden Seite des Raums kniete eine junge Frau, vier, fünf Jahre älter als Ghost, vor einem Mann in einer weißen Version der Sammleruniform. Der Mann nahm eine bläuliche Kapsel aus einer auf einem Tisch stehenden Schale und schob sie ihr wie bei einem obszönen Kommunionsritus in den Mund. An den Wänden Darstellungen von Sorrow, der Missetäter bestrafte, dazwischen Bilder gesichtsloser tätowierter Frauen in Kampfpose. Die gegenüberliegende Wand nahm ein großes Gemälde ein, das Sorrow als grotesken nackten Riesen zeigte, der die flammenden Augen des Towers hatte. Die Decke war mit hunderten Namen und Datumsangaben in unterschiedlicher Handschrift bedeckt, eine Art Kriegerdenkmal. Opfer der Vergeltungsmaßnahmen des Towers.
    Es hätte beinahe funktioniert.
    Obwohl Turner kaum ein Geräusch gemacht hatte, bemerkte ihn die Frau und reagierte, bevor er das Nagelgewehr im Anschlag hatte. Sie rollte sich mit katzenhafter Geschmeidigkeit seitlich ab, und als Turner abdrückte, befand sich nur noch der Mann im Streubereich der tödlichen Nägel, die sich verteilten wie Schrapnell aus einer Donnerbüchse. Das Gesicht des Mannes wurde in rosafarbene und rote Fetzen gerissen, dann brach er zusammen, während Turner losstürmte. In der Hoffnung, die Furie ausschalten zu können, bevor sie sich orientiert hatte, doch sie war bereits im Halbdunkel verschwunden, verbarg sich zwischen den Säulen aus getriebenem Stahlblech, die als Einziges vom ursprünglichen Gebäudedesign überdauert hatten.
    Er drehte sich um die eigene Achse und lud nach. Nahm eine Bewegung wahr und fuhr in dem Moment herum, als die Furie ihn von der Seite ansprang. Spürte die Messerklinge von unten nach oben über seine Rippen gleiten, den kalten, brennenden Schmerz in ihrem

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