Das Areal: Thriller (German Edition)
Bunker.«
Kabelbündel schlängelten sich in dem Raum wie Schiffstaue. An den Fensterrahmen war dicke Plastikfolie festgetackert, damit kein Lichtstrahl hindurchfiel. An der gegenüberliegenden Wand standen Klapptische mit einem Dutzend kleiner LCD -Monitore, die körnige schwarz-weiße Überwachungsbilder anzeigten. Die Monitore waren mit einer Art Kommunikationsanlage im Aktentaschenformat verbunden, an deren Rückseite eine dicke schwarze Stummelantenne angebracht war. Weitere Kabel führten zu mehreren Notebooks und einem Satellitentelefon. Alle paar Meter waren Handleuchten an den Wänden befestigt, die den Raum in ein kaltes, steriles Licht tauchten. Mit Filzstift beschriebene Tafeln aus Plexiglas, daran befestigt Namenslisten und zwei Polizeifotos. Das eine zeigte Jarred Bayle in jungen Jahren, das zweite einen erwachsenen Mann, den Kate nicht kannte.
Knightly folgte ihrem Blick mit den Augen und sagte: »D er Typ heißt Nathan Turner, Ex- CIA -Mann. In Kürze werden Sie mehr über ihn erfahren.«
In dem Raum waren außer ihnen drei Männer und zwei Frauen anwesend. Alle nachlässig gekleidet; der bestangezogene trug einen schwarzen Rollkragenpullover und Cargohose und hatte eine tiefrote Schramme an der geschwollenen Wange. Wie Marquez waren auch alle anderen bewaffnet. Harte, kalte Augen. Kate fragte sich, wie viele von ihnen ehemalige Cops wie Knightly sein mochten. Sie musterte die Leute und die Elektronik. Die Werkstatt war eingerichtet wie eine konspirative Wohnung im Kalten Krieg oder die Kommandozentrale einer Terrorzelle. Auf einmal hatte sie ein mulmiges Gefühl. Als wäre sie aus einem Flugzeug gesprungen, ohne zu wissen, ob sie einen Fallschirm dabeihatte. So ähnlich hatte sie sich gefühlt, als die Drogenbehörde bei ihr aufgetaucht war.
An der anderen Seite des Raums war eine Treppe, die, wie Knightly erklärte, zu den Schlafunterkünften führte. Er geleitete sie zu einer zweiten Treppe, die in den Keller hinunterging. Stufen aus nacktem Beton, dann durch eine Stahltür und hinein in einen großen, niedrigen Lagerraum mit einem kleinen Büro an der anderen Seite. Auf Klapptischen an der Wand lagen verschiedene Waffen: mattschwarze Glocks, gedrungen und hässlich, ein halbes Dutzend kurzläufige Schrotflinten, Taser, auch ein paar kleinere Automatikwaffen. In Regalen säuberlich gestapelte Munition. Genug, um einen kleinen Straßenkrieg zu beginnen. Die Sammlung wurde vervollständigt durch einen Klumpen Plastiksprengstoff; die davon ausgehenden Drähte verschwanden im Kabelsalat.
Auf der anderen Seite des Raums waren mit medizinischen Symbolen gekennzeichnete Säcke und identische Kartons gestapelt, dem Aufdruck nach zu schließen gefüllt mit Notrationen.
Knightly klopfte an die Tür des Büros und trat ein. Hinter einem Schreibtisch saß Thorne, vor sich einen Laptop, ein kabelloses Headset auf dem Kopf. Weitere Kabel. Kate vermutete, dass sie zum Telefonsystem gehörten.
»G uten Abend, Friedman«, sagte er, und sein weißes Auge wirkte farblos in dem fahlen Licht. »H at Knightly Sie schon ins Bild gesetzt?«
Sie blickte ihren Begleiter an. »B is zu einem gewissen Grad, ja. Abgesehen davon, dass er mir nicht gesagt hat, warum Bayle Ihre Leute umbringt, woher Sie wussten, dass er gestern Abend am Blanco’s sein würde, oder weshalb Sie Ihre Informationen nicht an die Polizei weitergeben. Das hier …« Sie schwenkte die Hand. »D as alles war bestimmt nicht billig. Also, was läuft hier?«
»B ayle hat kürzlich versucht, zusammen mit ein paar Freunden in einen flussaufwärts gelegenen Laborbau einzubrechen. Anscheinend hat er geglaubt, er könnte reich werden, wenn er unsere Forschungsergebnisse oder Entwicklungen stiehlt – indem er sie uns zum Rückkauf anbietet oder an Konkurrenten weiterverkauft. Der Einbruch ging schief und kostete seinen Freunden das Leben, aber Bayle entkam. Als wir an einem der Tatorte sein Bild sicherstellten, verglichen wir das Foto mit den Überwachungsvideos vom Einbruch und identifizierten ihn. Bei dem Einbruch kam Bayle mit einem Impfstoff in Berührung, den wir für den Kriegseinsatz entwickeln und der die Soldaten gegen biologische Waffen immunisieren soll. Bei Tierversuchen wirkt er für gewöhnlich innerhalb von Tagen oder Wochen tödlich, und im Endstadium treten höchst unerfreuliche Nebenwirkungen auf.«
Thornes Gesicht war eine undurchdringliche Maske. Kate fragte: »W as wollen Sie schützen, indem Sie den Cops die Informationen
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