Das Areal: Thriller (German Edition)
dabeizuhaben. Der starke Schwefelgeruch geschmolzenen Asphalts und verrotteten Metalls. Etwas quiekte im Dunkel der Nacht, kleine Füße trippelten übers Dach. In der Ferne grölendes Gelächter, das von flachen, unbeleuchteten Gebäuden widerhallte. Vom Werkstatttor blätterten Gefahrensymbole ab, ein verrostetes Vorhängeschloss versperrte den Zutritt. Eine ganz andere Geschichte als die Firmenzentrale, in der sie nach dem Überfall zu sich gekommen war.
»S ind wir hier richtig?«, fragte sie Knightly, der den Laptop und einen großen, schwarzen Samsonite-Koffer vom Rücksitz genommen hatte und ein paar verschimmelte Spanplatten gegen den Wagen lehnte, damit er nicht so auffiel.
»S onst hätten wir ja wohl nicht hier gehalten, oder? Was haben Sie erwartet?«
Sie zuckte mit den Schultern. »I st der Van Ihr einziges Fahrzeug?«
»L egen Sie sich gerade eine Fluchtroute für den Notfall zurecht?«, entgegnete er und wandte sich zum Eingang. »D as ist unser einziger Wagen vor Ort. Das Parken im Areal ist unsicher. In einer Mall eine halbe Meile hinter der Truman Bridge haben wir einen Wagenpool, falls sich Bedarf ergibt.«
Knightly klopfte nicht, sondern öffnete einfach die Tür. Kate bemerkte, dass das Vorhängeschloss nur am Rahmen befestigt war. Eine Attrappe, damit die Einheimischen keinen Verdacht schöpften. Vermutlich hatte Sirius Überwachungskameras installiert, aber die waren so gut versteckt, dass sie nicht zu sehen waren. Hinter der Tür befanden sich ein kurzer, unbeleuchteter Gang und eine zweite Tür, die ins Innere des Gebäudes führte. Knightly war davor stehen geblieben. Sie tippte auf eines der Warnschilder: »B iologisch gefährliche Stoffe?«
»W ürden Sie irgendwo einbrechen, wo Sie Ebola kriegen können?«
Knightly forderte sie auf, die Außentür zu schließen, dann erst öffnete er die Innentür. Kaltes, bläuliches Neonlicht fiel auf den Gang, und ein Geruch von trockenem Moder, Schweiß und schlechter Küche quoll hervor. Als Kate sich an die Helligkeit gewöhnt hatte, stellte sie fest, wie ernst Sirius die Bestie nahm.
»E r heißt Jarred Bayle«, hatte Knightly gesagt, womit er nur wiederholte, was sie auf dem Bildschirm sah. »E iner unserer Leute hat in der Nähe der Stelle, wo Fearon ermordet wurde, eine zerschmetterte Taschenlampe und ein paar Lumpen gefunden – einige davon mit Blutspuren –, und wir haben einen befreundeten Cop gebeten, sich die mal anzusehen. Er hat ein paar Jugendstrafen, unbedeutende Sachen.«
»W ieso haben Sie das nicht der Polizei mitgeteilt?«
»T horne hat seine Gründe. Ich nehme an, er wird es Ihnen erklären, wenn wir dort ankommen. Aber der Polizei würde die Information sowieso nicht viel nützen. Uns bringt sie auch nicht wirklich weiter. Im Areal, wo Bayle lebt, gibt es kein Melderegister. Wir hatten eine vier Jahre alte Adresse und eine zweite von einem Cousin väterlicherseits, die ziemlich aktuell sein sollte, aber da haben wir ihn auch nicht angetroffen. Der Bursche ist untergetaucht.«
Sie nickte. »U nd was hat er gegen die Opfer? Weshalb jagt ein Typ aus dem Areal eine Gruppe von Leuten, die mit einer Firma in Beziehung stehen, die sich im Regierungsauftrag mit biologischer Kriegsführung befasst?«
»F earon hat die Firma vergangenes Jahr vor Gericht vertreten; es ging um Gesetzesverstöße und manipulierte Akten. Hat die Sache hingebogen, die Firma hat gewonnen. Greber war als Beraterin für eine freie Klinik im Areal tätig, mit der Sirius in Verbindung steht. Fearon war auch mit anderen juristischen Angelegenheiten befasst: mit Verzichtserklärungen, Verträgen und so weiter. Morrell war bis vor einem Monat bei Sirius im Projektmanagement tätig. Die Polizei hat deshalb keine Verbindung zwischen den drei Toten hergestellt, weil der Prozess zu lange her ist und die Firmenbeziehungen zu der Klinik öffentlich nicht bekannt sind.«
In der Ferne leuchteten rote Ampeln auf. Dahinter warteten wie ein weitläufiges, vergiftetes Gefängnis, die Brückenabfahrt und das Areal.
»W arum tut er das?«
»T horne wird Ihnen alles erklären, was Sie wissen müssen.«
Ein kräftiger Bursche mit Schulterhalfter, bekleidet mit pechschwarzem T-Shirt, schmieriger Levi’s und Motorradstiefeln, nahm sie in Empfang. Sein Bart war ein paar Wochen alt, das fettige Haar hatte er zu einem Pferdeschwanz zurückgebunden. Knightly reichte ihm den Koffer und sagte: »D as ist Marquez. Marquez, Kate Friedman. Wo steckt Thorne?«
»I m
Weitere Kostenlose Bücher