Das Areal: Thriller (German Edition)

ihren genetischen Code eingebaut wird, nicht aber die Mutation, und dass einstweilen nicht mit weiteren Ansteckungen gerechnet werden muss. Wenn Turner an Bayle herankäme, könnte er eine Probe des mutierten Virus nehmen und sie an Terroristen oder andere Staaten weiterverkaufen, die daraus eine Biowaffe oder einen ansteckenden Virusstamm entwickeln könnten. Außerdem geht es um die öffentliche Gesundheit; je länger Bayle aktiv ist, desto mehr Leute steckt er an und desto wahrscheinlicher kommt es zu weiteren Mutationen, die das Virus in die Lage versetzen könnten, sich ohne Wirt zu verbreiten. Dann hätten wir es mit einer ausgewachsenen Epidemie zu tun. Wir unternehmen alles, damit es nicht dazu kommt.«
    »D ie Behörde für Seuchenbekämpfung könnte …«
    »G ar nichts tun, außer Panik zu verbreiten und dafür zu sorgen, dass wir unter ihrer Leitung tätig werden, und genau das tun wir bereits. Ich weiß nicht, ob Sie sich noch an die Sharp-Unruhen erinnern, aber ein Aufstand im Areal ist kein schöner Anblick und könnte zu zahlreichen Toten und beispiellosen Verwüstungen führen.« Thorne lehnte sich zurück. »W ir versuchen, Bayle zu fangen, um die Bewohner des Areals zu schützen und zu verhindern, dass ein illegal freigesetztes militärisch-medizinisches Produkt den Feinden Amerikas in die Hände fällt. Außerdem sind wir bestrebt, die Gesundheit unserer unschuldigen Bevölkerung zu schützen. Aus all diesen Gründen enthalten wir der Polizei und den Behörden, die offen gesagt auf ein solches Ereignis völlig unvorbereitet sind, Informationen vor. Wenn Sie nicht bereit sind, Ihre Bedenken zurückzustellen und mit uns zusammenzuarbeiten, muss ich das jetzt wissen. Sie haben uns schon genug Schwierigkeiten gemacht.«
    Eine Pause. Kate schüttelte den Kopf.
    »G ut«, sagte Thorne. Nach einigen weiteren Mausklicks wurde ein Diagramm angezeigt. »S ie haben übrigens ein ganz persönliches Interesse an einem guten Ausgang, Miss Friedman. Das hier haben wir vom histologischen Labor bekommen. Den Blutanalysen zufolge, die im Zuge Ihrer Behandlung durchgeführt wurden, haben auch Sie sich mit Bayles Virus infiziert. Wenn wir ihn nicht fangen und herausbekommen, was ihn am Leben erhalten hat, damit wir Sie entsprechend behandeln können, sind Sie binnen einer Woche tot.«
    Wie aufs Stichwort begann die Bissverletzung an Kates Schulter zu jucken.

9
    D as Mädchen hatte sich zwischen Duschkabine und Wand zusammengerollt und sich so unsichtbar wie möglich gemacht. Auf ihren Knien lag eine schäbige rote Jacke, das lockige dunkle Haar hing ihr ins Gesicht und bis hinunter auf ein verdrecktes T-Shirt. Sie war höchstens sechzehn. Den Kopf hatte sie an die Kacheln gelehnt, und sie war anscheinend bewusstlos. Da ihre Arme bedeckt waren, waren keine Einstiche zu sehen, doch der Verdacht lag nahe, dass sie ihren Rausch ausschlief. Sie wirkte vollkommen weggetreten.
    Er betrachtete sie eine Weile, vergewisserte sich, dass sie atmete, und ging dann hinüber in die Kochnische. In einem Schrank fand er Kaffee, aber keinen Wasserkessel. In einer Pfanne kochte er Wasser auf und goss es in einen Becher, der leidlich sauber schien. Der bittere Kaffeeduft vertrieb den Modergeruch und schuf eine etwas heimeligere Atmosphäre. Als er auf dem Weg zum Bad einen Blick aus dem Fenster warf, war der BMW verschwunden. Er hatte nicht mal den Anlasser gehört.
    Turner setzte sich auf den heruntergeklappten Klodeckel, trank einen Schluck Kaffee und wartete darauf, dass das Mädchen zu sich kam. Versuchte, sich einen Plan für den nächsten Tag zurechtzulegen, zählte die verschiedenen Möglichkeiten auf, nach Charlie zu suchen. Versuchte, sich einen Reim auf die Ereignisse zu machen, und ging im Geiste sämtliche Spuren durch, die er auf der Suche nach Will Parkham im Areal hinterlassen haben mochte. Versuchte dahinterzukommen, weshalb ihn jemand hatte töten wollen. Und als ihm das nicht gelang, überlegte er, weshalb jemand so großen Wert darauf legte, Will Parkhams Aufenthaltsort geheim zu halten, dass er jemanden abknallen ließ, nur weil er sich nach einem Mann erkundigt hatte, der möglicherweise wusste, wo er steckte.
    Er hatte sich gerade in wilde, um die NSA kreisende Verschwörungstheorien versponnen, und der Kaffeebecher war inzwischen so gut wie leer, als das Mädchen mit einem Keuchen zu sich kam. Sie zog die Hand unter der Jacke hervor und bedrohte Turner mit einem gefährlich aussehenden Butterflymesser. Ihre Augen