Das Areal: Thriller (German Edition)
Marlboro-Packung war ungewöhnlich schwer. »K amera«, formte der Mann mit den Lippen. Turner steckte beides ein und forderte den Mann mit einem Rucken der Waffe auf, sich zu erheben. Dann geleitete er ihn aus der Bar hinaus und wandte sich zum dritten, geschlossenen Kinosaal und der daneben befindlichen Toilette. Wenn jemand die Waffe bemerkte, so reagierte er nicht.
Auf der Toilette stank es nach leckenden Abwasserrohren und aufgekochtem Heroin. Auf den geborstenen Bodenfliesen lagen Klopapier, zerbrochene Spritzen und Glasscherben. Turner warf Funkgerät und Kamera in eine Kloschüssel, in der sie gluckernd versanken.
Er zog die Waffe des Mannes aus dem Knöchelhalfter und forderte ihn auf, vor ihm niederzuknien. Der Typ schob notdürftig den Dreck beiseite und tat wie geheißen. Er wirkte nervös, aber nicht verängstigt. »D ie Kamera«, sagte Turner. »H at sie ein Livebild übertragen oder nur Fotos für die spätere Auswertung gespeichert?«
»N ur Fotos«, antwortete der Mann. »H ören Sie, was soll das alles? Was wollen Sie?«
»W issen Sie, wer ich bin?«
Der Typ schüttelte den Kopf. Turner brach ihm mit dem Pistolenkolben die Nase. Der Kopf des Mannes ruckte nach hinten. Er spuckte fluchend Blut und musste sich anstrengen, um nicht rücklings auf den dreckigen Boden zu fallen.
»D as Komische daran ist«, sagte Turner, »m an hat mir beigebracht, es auf die sanfte Tour zu machen. Normalerweise hätte ich es auch erst mal so versucht. Aber ich weiß nicht, ob du dich regelmäßig bei deinen Leuten melden musst, deshalb kann ich es mir nicht leisten, mich länger als ein paar Minuten mit dir abzugeben. Ich bin in Eile, und wir wissen beide, wenn du hier stirbst, wird nicht mehr passieren, als dass man dich hier rausschleppt und in den Fluss wirft. Im Areal schert man sich einen Dreck um einen Toten. Das solltest du im Hinterkopf behalten, wenn du dir deine Antworten zurechtlegst.«
Der Typ fasste sich die Nase und blinzelte benommen.
»F ür wen arbeitest du?«, fragte Turner.
»F ür Barnard Security.«
»F ür wen?«
»D as ist ein privates Sicherheitsunternehmen.«
»S o wie Rentacops oder Iraq?«
»W ie Iraq.«
»E in ziemlich schweres Geschütz für ein amerikanisches Wohnprojekt.«
»D er Unterschied zwischen dem Areal und Bagdad ist gar nicht so groß. Die Turbanträger sind auch nicht schlimmer als der Abschaum hier.«
»W er hat dich eingestellt?«
»W oher soll ich das wissen?«
Turner schlug ihm mit der Waffe ins Gesicht und versetzte ihm einen Tritt in den Bauch, sodass der Mann sich zusammenkrümmte und Blut auf den verdreckten Boden spuckte.
»I ch habe keinen beschissenen Schimmer!«, keuchte der Mann. »U ns sagen die doch nichts. Nur das, was wir wissen müssen.«
»U nd das wäre?«, fragte Turner mit harter Stimme. Offenbar gehörte der Mann zu den Leuten, die ihn und Ghost in Charlies Wohnung überfallen hatten. In Anbetracht der Umstände hatte Turner nicht viel Mitgefühl mit ihm.
»Ü berwachung.« Der Mann sprach jetzt leiser, schleppender. Er wirkte geschlagen. »I ch beobachte das Lokal jeden zweiten Tag und soll Meldung erstatten, wenn jemand einen der Namen von der Liste erwähnt, und Fotos von ihm machen. Andere Leute überwachen andere Orte. Herrgott noch mal, Sie haben mir einen Zahn ausgeschlagen. Einen Scheißzahn!«
»E rzähl mir von der Liste, sonst schlage ich dir noch mehr aus.«
»D a stehen nur Namen drauf.« Er leierte etwa zwei Dutzend Namen herunter, darunter auch Charlies. Turner forderte ihn auf, die Namen zu wiederholen, und prägte sich möglichst viele ein. Sie schienen den Namen auf dem Umschlag zu entsprechen, den er in Charlies Wohnung gefunden hatte.
»W er sind diese Leute?«, fragte er.
»K eine Ahnung.« Der Mann hob die Hände, um den erwarteten Hieb abzuwehren. »G anz ehrlich. Das hat man uns nicht gesagt. Wir sollen nur Meldung erstatten, wenn jemand einen der Namen erwähnt. Den Grund haben sie nicht genannt.«
»W eißt du, was mit denen passieren soll, die ihr weitermeldet? Weißt du das?«
Der Mann schüttelte wortlos den Kopf. Bei Turner kochte die Wut hoch. Er hatte Leute hierhergeschickt, die sich nach Charlie erkundigt hatten, hatte seinen eigenen Namen hinterlassen, und entweder dieser Typ oder dessen Kollege hatte das gemeldet. Dann hatte jemand ihn erschossen – oder gemeint, er habe ihn erschossen. Ein Mensch war nur deshalb gestorben, weil jemand an einem bestimmten Ort einen bestimmten Namen erwähnt
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