Das Arrangement
und sie ging ins Haus, um ungestört zu sein. Ich streckte mich auf einer der Liegen am Pool aus. Das Nächste, an das ich mich erinnere, ist, dass Alison mich schüttelte. Sie war ganz aufgelöst und sagte, sie habe Regine gefunden, wie sie mit dem Gesicht nach unten im Wasser trieb.”
So wie er darüber sprach, schien es, als ginge ihm der Tod seiner ehemaligen Verlobten immer noch sehr nahe. Marnie sprach ihm ihr Beileid aus, aber es fehlte das aufrichtige Mitgefühl in ihrer Stimme.
Er starrte ins Feuer. “Sie war bereits tot.”
“Warum bist du dann angeklagt worden?”
“Wegen meiner eigenen Dummheit, nehme ich an. Ich konnte mich an den ganzen Abend nur noch verschwommen erinnern. Alison verschwand, bevor die Sanitäter eintrafen. Sie musste noch etwas Dringendes erledigen, und ich sagte ihr, sie solle gehen, was ich nicht hätte tun sollen. Ich war immer noch völlig benebelt. Offensichtlich bin ich zusammengebrochen und habe den Sanitätern erzählt, es wäre meine Schuld, dass Regine tot ist. Sie dachten, das wäre ein Geständnis, und verständigten die Polizei, die mich sofort mit aufs Revier nahm und einsperrte. Als Alison auftauchte und alles erklärte, wurde die Anklage fallen gelassen.”
“Alison hat alles erklärt?”
“Sie hat an der Terrassentür gestanden, während sie telefonierte. Mich konnte sie auf dem Liegestuhl sehen, aber Regine war wohl außerhalb ihres Sichtfelds. Sie hat der Polizei erklärt, dass ich eingeschlafen sei und mich nicht von der Stelle gerührt habe. Ein Bluttest hat bestätigt, dass ich einen entsprechend hohen Alkoholpegel hatte.”
Marnie brauchte einen Moment, um das zu verdauen. Es klang irgendwie plausibel, aber sie hatte immer noch nicht alles verstanden. “Warum hast du mir das nicht erzählt?”
“Es ist kein Thema, über das ich gern spreche. Ich war stockbesoffen, als Regine ertrank. Wenn ich nüchtern gewesen wäre, wäre sie jetzt noch am Leben. Jetzt, in diesem Moment. Ich fühle mich für ihren Tod verantwortlich.”
Er klang so angespannt, als drohe er jeden Moment zusammenzubrechen. Sie hörte die Wut und die Reue in seiner Stimme.
“Du solltest wirklich versuchen, es zu vergessen”, beruhigte sie ihn schließlich. “Sicher bin ich nicht die Erste, die das sagt. Was geschehen ist, kannst du nicht mehr rückgängig machen, und es
war
ein Unfall.”
Er schwieg so lange, dass Marnies Gedanken zu rasen begannen. “Kann es vielleicht auch Selbstmord gewesen sein?”
“Nein, Regine hat sich nicht das Leben genommen. Das hat jemand anders für sie erledigt.”
Er hob den Kopf, und sie sah, wie er die Kiefer zusammenpresste. Marnie wusste, sie sollte nichts überstürzen, aber die Frage rutschte einfach heraus. “Jemand hat sie umgebracht? Wer?” Dann beantwortete sie die Frage selbst. “Alison?”
Er nickte. “Ich habe mich lange Zeit danach ständig in einem Alkoholnebel befunden, habe versucht, die Schuldgefühle und alle Gedanken daran zu ertränken. Alison war direkt zur Stelle, um mir dabei zu helfen, und anfangs war ich auch dankbar dafür. Erst als wir verheiratet waren und ich nüchtern wurde, dämmerte es mir. Regine stand Alisons großen Ambitionen im Weg, ihrer Karriere als Popstar – und ich war ihr Mittel zum Zweck.”
Er atmete zitternd ein. “Sie kannte keine moralischen Grenzen, kümmerte sich nur um ihre eigenen Bedürfnisse.”
Jetzt verstand Marnie die Ablehnung in seinem Blick, die unverhüllte Abneigung. Er hatte Gründe, Alison zu hassen, nachvollziehbare Gründe. Ihretwegen würde er sein ganzes Leben mit Schuldgefühlen und Selbstvorwürfen ringen. Hatten ihn diese Emotionen letztlich vielleicht dazu getrieben, seinem Hass auf Alison Luft zu machen?
Wieder schossen die Gedanken wie wild durch ihren Kopf. Vielleicht war es nicht Alisons Treuhandfonds, der ihn interessierte. Vielleicht waren es Rachegefühle gewesen, die ihn zu Alisons Mörder werden ließen.
Erneut rückte sie von ihm ab, Richtung Tür. “Für manche wäre das ein Motiv, Andrew. Man könnte glauben, du hättest Alison für das bestrafen wollen, was sie Regine deiner Meinung nach angetan hat. Ist Alison deshalb ins Meer gefallen und ertrunken? Weil sie Regine umgebracht hat?”
Er wandte sich zu Marnie um und sah sie wütend an. “Wenn ich Alison hätte töten wollen, dann hätte ich sie an dem Abend mit meinen bloßen Händen umgebracht. Sie wäre in dem Moment tot gewesen, in dem ich herausgefunden habe, was sie getan hat. Ich hätte
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