Das Arrangement
verfolgt er dich womöglich. Ich möchte, dass du dich von ihm fernhältst. Am besten bleibst du hier im Haus.”
“Du meinst, ich soll das Haus nicht verlassen? Überhaupt nicht?”
“Versprich mir einfach, dass du nicht auf eigene Faust nach deiner Großmutter suchst. Das ist zu gefährlich.”
“Du meinst, jemand will mir was antun?”
“Ich weiß es nicht genau. Ich will nur sichergehen, dass dir nichts passiert, wenn ich nicht da bin.”
“Wenn du nicht da bist?”
“Ich muss nach Mexiko. Es gibt Probleme mit einem Konzert, das dort stattfinden soll, und meine Assistentin wird nicht allein damit fertig.” Er sah, wie ihr Blick immer misstrauischer wurde. Verdammt, das würde scheußlich werden. Er spürte es.
“Was für ein Problem gibt es denn?”
“Eine Art Aufruhr. Der Sänger der Band, die zum Auftakt spielen soll, liegt im Krankenhaus. Vielleicht muss ich die ganze Südamerika-Tour aus dem Programm nehmen. Ich habe einen Nachtflug gebucht.”
“Du fliegst
heute
Abend nach Mexiko?”
“Ich werde nicht lange brauchen. Vielleicht bin ich sogar schon morgen wieder zurück.” Nur eine Notlüge, sagte er sich.
Sie war bereits vom Bett aufgesprungen und lief barfuß auf und ab. Er glaubte, sie befürchte weitere Annäherungsversuche seinerseits. Aber da täuschte er sich gewaltig. Das wurde ihm klar, als sie stehen blieb und sich zu ihm umdrehte. Ihr vorwurfsvoller Blick sagte ihm, dass er der Grund ihrer Verärgerung war.
Marnie ging zu ihrer Handtasche und zog etwas heraus. Dann marschierte sie an Andrew vorbei zur Hausbar, griff nach der geöffneten Weinflasche und nahm einen Schluck.
“Hör zu”, sagte sie frustriert und wütend. “Bevor du irgendwohin gehst, haben wir noch eine Angelegenheit zu klären.”
“Was für eine Angelegenheit?”
Sie öffnete die Hand und zeigte ihm die Ohrstecker mit den rosafarbenen Diamanten. “Das waren
ihre
Ohrringe. Regines. Ich will sie nicht, vielen Dank.”
Mit einem leisen Klicken fielen die Diamanten auf die Glasplatte der Hausbar, gefolgt von einem Plopp, als sie erneut den Korken von der Flasche löste.
“Diese Ohrringe haben meiner Mutter gehört”, sagte Andrew. “Und sie bedeuten mir sehr viel.”
“Aber du hast sie Regine geschenkt. Wie konntest du sie dann unter solchen Umständen an mich weitergeben?”
“Unter welchen Umständen?”
“Unter denen sie gestorben ist.” Marnie durchquerte das Zimmer, holte die Akte und überreichte ihm die Berichte der Polizei. “Erklär mir das mal.”
Seine Gesichtszüge verhärteten sich, als er sah, was sie ihm gegeben hatte. “Woher hast du das?”
Marnie schüttelte den Kopf. Er war derjenige, der gelogen hatte. Sie schuldete ihm keine Erklärung. “Du hast behauptet, Regines Tod sei ein Unfall gewesen. In dieser Akte steht, dass du angeklagt wurdest, sie ermordet zu haben.”
“Die Anklage wurde fallen gelassen, weil ich ein Alibi hatte. Woher hast du diesen Bericht? Nein, sag es mir nicht. Von Julia, nicht wahr?”
Er warf die Papiere beiseite und ging zum Kamin hinüber, wo ein kleines Feuer knisterte. “Sie wollte mich nicht in der Nähe ihrer kostbaren Tochter haben. Offensichtlich hat sich daran nichts geändert. Meinst du, sie hat nur zufällig den Teil des Berichts weggelassen, in dem steht, dass die Anklage wieder fallen gelassen wurde?”
“Was für ein Alibi hattest du denn? Du warst also doch nicht da, als Regine ertrunken ist?”
“Nein, ich war da, halb ohnmächtig auf der Liege neben dem Pool. Alison war an dem Abend vorbeigekommen, um mit Regine einen zu trinken, und ich hatte einige Drinks zu viel, wie so oft in dieser Zeit.”
“Was hat Alison denn in New York gemacht?”
“Sie wohnte im Familienapartment und studierte an der Juilliard. Kaum war sie eingezogen, rief sie an und meinte, sie wolle unbedingt Regine kennenlernen, weil sie ein großer Fan von ihr sei. Ich wollte das eigentlich nicht, aber sie ließ nicht locker, und irgendwann wusste ich keine Ausrede mehr. Sie freundeten sich sofort an, wahrscheinlich, da bin ich sicher, weil Alison gar nicht aufhören konnte, von Regines neuer CD zu schwärmen.”
Der Zynismus über Alisons Motive war nicht zu überhören, aber sie wollte seine Rolle dabei nicht aus den Augen verlieren. “Du sagst, du hattest an diesem Abend zu viel getrunken?”
Er nickte. “Regine wollte schwimmen. Sie fragte mich, ob ich mitkommen wolle, aber ich war nicht in der Lage dazu. Alison musste ein paar Anrufe erledigen
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