Das Arrangement
einzige Tochter gedrängt, und selbst wenn sie nichts auf den ganzen Medienrummel um den Villard-Fluch gab, so war sie zweifellos um Alisons Sicherheit besorgt. Womöglich dachte sie auch, er versuchte durch Alison an den fünfzig Millionen schweren Treuhandfonds der Familie zu gelangen.
Wie viel ist Ihnen das Geheimnis wert?
Dieser plumpe Erpressungsversuch ließ ihn an Bret Fairmont denken. Es gäbe keinen anderen Grund für Bret, ihn bloßzustellen, als Geld. Ihm ginge es ganz sicher nicht darum, seine Schwester zu schützen. Geschwisterliebe gab es zwischen den beiden nicht. Unglücklicherweise schloss die Tatsache der Erpressung eine Menge Verdächtiger ein, die Andrew vielleicht nicht einmal kannte. Jeder konnte irgendetwas gehört oder gesehen haben, andererseits, warum sollten sie so lange warten? Der zweite Satz bezog sich wohl auf Regine, was bedeutete, dass der Absender gewisse Dinge über seine Vergangenheit wusste. Allerdings, wer wusste die nicht?
Er legte die Zeitung zurück in die Schublade und schloss diese wieder zu, in Gedanken immer noch mit seinem Dilemma beschäftigt. Was
waren
denn seine Geheimnisse wert? Himmel noch mal, so viel Geld gab es gar nicht.
An seinem Zeichentisch vorbei ging er zum Fenster. Aus unerfindlichem Grund musste er beim Anblick des hellen blauen Horizonts an die erste Begegnung mit Alison vor zwölf Jahren denken. Er war an die Westküste geflogen, um sich einen Traum zu erfüllen und bei Voyager Yachts, einer der teuersten Werften des Landes, ein exklusives Segelboot in Auftrag zu geben. Andrew hatte damals keine Ahnung, dass Voyager im Besitz von Grant Fairmont war, dessen Tochter Alison sich oft auf dem Werftgelände aufhielt.
Auch an diesem Tag war sie dort, flatterte auf dem Gelände herum wie ein junger Schmetterling, eine schön gewachsene Sechzehnjährige im Bikini, die ausgiebig mit den Studenten vom Ruderklub nebenan flirtete. Sie war noch nicht volljährig und für Andrew viel zu jung, doch das hinderte sie nicht daran, ihm bei jeder Gelegenheit ein hingebungsvolles Lächeln zuzuwerfen.
Im Laufe des folgenden Jahres, während er ständig hin- und herreiste, um den Fortschritt des Segelbootes zu überwachen, sah er sie noch häufiger, und irgendwann hatte er sich in sie verknallt. Als er mit ihr ins Bett ging, hatte er ernste Absichten, doch als sie ihn zu ihrer Mutter nach Hause brachte, änderte sich alles. Niemand war für Julia Fairmonts Tochter gut genug.
Andrew traf Alison trotzdem weiterhin, auch als die Bladerunner fertiggestellt war und zurück nach Oyster Bay geschickt wurde. Zu ihrem achtzehnten Geburtstag schenkte er ihr das Armband mit den Musikamuletten, in Anspielung an ihren Wunsch, Sängerin zu werden. Julia Fairmont verlangte, er solle es zurücknehmen. Sie hatte ihm zu dieser Zeit bereits angeboten, einen Scheck für ihn auszustellen, wenn er nur seinen Preis nannte und aus Alisons Leben verschwand. Er wollte weder das Armband noch das Geld, dennoch trennte er sich von Alison. Julia hatte recht. Er war nicht gut genug.
Es war das letzte Mal, dass er Alison sah, bevor sie im folgenden Jahr nach Manhattan zog, um die Juilliard-Akademie zu besuchen. Zu jener Zeit hatte er eine Beziehung mit Regine, einer jungen Nachwuchskünstlerin, die bei ihm unter Vertrag stand. Alisons unerwarteter Besuch in dem Loft, das er mit Regine bewohnte, war nicht gerade eine willkommene Überraschung. Aber Alison schwor, sie wolle lediglich Regine kennenlernen, die sie sehr verehrte.
Andrew starrte aus dem Fenster auf den Horizont.
Wer hatte ihm diese Drohung geschickt? Und was bezweckte man damit?
Er hatte sogar schon in Erwägung gezogen, dass der Brief zu Alisons Plan gehören könnte, ihn fertigzumachen. Das setzte natürlich voraus, dass ein solcher Plan überhaupt existiert hatte. Vielleicht versuchte ein Komplize nun, das Vorhaben zu Ende zu bringen, mit oder ohne sie. Das schien ziemlich weit hergeholt, aber Andrew musste jeder Spur nachgehen – und er würde dort beginnen, wo alles angefangen hatte, in Mirage Bay. Ob Alison nun bereit war oder nicht.
Mit dem ersten Schuss jagte er ein Loch durch das Herz des Verbrechers. Kugel Nummer zwei traf den Gangster direkt zwischen die Augen. Und dann, zu guter Letzt, schoss Special Agent Tony Bogart dem Typ die Eier weg. Das war die falsche Reihenfolge. Wenn man jemanden schnell und sicher töten wollte, zielte man zuerst auf den Kopf. Ziele, die am Kopf getroffen wurden, schossen nicht zurück. Doch Tony
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