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Das Arrangement

Das Arrangement

Titel: Das Arrangement Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Suzanne Forster
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sollte.
    Vielleicht funktionierte das Telefon nicht mehr, vielleicht war auch das Kabel herausgezogen oder es war einfach nur niemand zu Hause, doch sie konnte nicht mehr länger auf eine Antwort warten. Keines von Andrews Argumenten überzeugte sie so sehr von der Notwendigkeit heimzukehren wie das Schweigen am anderen Ende dieser Leitung.
    Für sie war Mirage Bay die Hölle auf Erden, ein Friedhof am Meer, wo all die Dämonen ihrer Vergangenheit lauerten. Doch genauso wie man sich seinen Ängsten stellen musste, um sie zu überwinden, musste sie diesen Dämonen entgegentreten, um sie ein für alle Mal loszuwerden. Wenn du vor ihnen davonrennst, heften sie sich für die Ewigkeit an deine Fersen.
    So wie ungefähr neunzig Prozent der männlichen US-Amerikaner unter dreißig mit Computer und Internetanschluss besaß Bret Fairmont ein gewisses Faible für virtuelle Pornos. Besonders die Seiten mit Sexfilmchen hatten es ihm angetan. Doch anders als die meisten Anhänger dieser Websites machte er sich nicht die Mühe, seine kleine schmutzige Angewohnheit vor anderen zu verbergen. Es gefiel ihm, das Ganze auf dem Bildschirm zu lassen, sodass es für alle Welt, vor allem für seine Mutter, sichtbar war.
    Bret stellte sich vor, wie sie bei dem Anblick so weiß wurde wie die Schlankheitspillen, die sie schluckte, und vor Abscheu fast erstickte. Nicht dass es tatsächlich passieren würde. Hinter ihrer Fassade von perfekten Umgangsformen und Designerkleidung steckte nämlich ein glubschäugiger Barrakuda. Doch ein einziges Mal nur hätte er gern gesehen, wie seine Mutter zusammenbrach. Er konnte sich kaum etwas Besseres vorstellen.
    Trauriges Bild, Bret, sehr traurig. Wie alt bist du jetzt? Fünfundzwanzig oder zwei?
    Tief im Bauch der Hängematte verborgen, die im Garten hinter dem Haus hing, gähnte er und streckte sich. Langeweile überkam ihn, während er nach oben in das Geäst des riesigen Maulbeerfeigenbaums blickte. Desinteresse und Trägheit zeigten ihre ganz eigenen Schmerzsymptome. Den gesamten Morgen über lag er nun schon in T-Shirt und Shorts herum, schlürfte Eiskaffee und hatte auch für den Rest des Tages nicht die Absicht, irgendetwas anderes zu tun.
    Er wusste, wie sehr Julia Fairmont Müßiggang hasste.
    Und wo er gerade an sie dachte, wo war diese Oberschlampe überhaupt?
    Du bist krank, Bret. Ein armseliger kranker Typ. Warum zum Teufel hasst du sie so? Sie hat dir nie was getan …
    Doch wenn er die Augen schloss, sah er vor sich, wie sich ihr schönes Gesicht bei seinem Anblick vor Verachtung verzog. Dieser Blick ließ ihn einfach nicht los.
    …
sich nur gewünscht, du würdest nicht existieren. Das ist alles.
    Er lachte auf, und das Geräusch hatte etwas Abstoßendes, wie ein stinkender Aschenbecher. Ihre Ablehnung tat ihm nicht mehr weh. Er fühlte nichts. Vielleicht lag ganz tief in ihm noch eine Spur von Verletztheit, aber an der Oberfläche war er genauso kühl und sarkastisch wie sie. Er scherte sich einen Dreck darum, was sie dachte. Warum sollte er auch?
    “Bret! Wo bist du?”
    Das war sie, wahrscheinlich rief sie von einem der Balkone herunter. Ihre schrille Stimme ließ ihn zusammenzucken. Das war ihm seit seiner Kindheit nicht mehr passiert. An ihrem Tonfall erkannte er, dass sie stocksauer war, doch er hatte nichts anderes erwartet. Er hatte sein Vorstellungsgespräch heute Morgen, das von ihr arrangiert worden war, versäumt, es vollkommen verschwitzt.
    “Bret? Warum antwortest du nicht?”
    Er sah sie auf sich zukommen, wie sie in ihren gebügelten Caprihosen, der schulterfreien Bluse und den strassbesetzten Sandaletten über den grünen Rollrasen gelaufen kam. Sofort legte er den Arm über die Augen, tat so, als schliefe er, konnte sie aber noch weiter beobachten.
    Offensichtlich ärgerte sie sein Schweigen, denn als sie vor ihm stand, tat sie etwas völlig Unerwartetes. Sie packte den Rand der Hängematte mit beiden Händen und zog diesen ruckartig nach oben, sodass Bret herausfiel und auf dem Boden landete.
    Er kam mit einem Plumps auf. “He! Was zum Teufel soll das? Ich krieg die Grasflecken nie wieder aus der Hose raus!”
    Sie hielt einen Brief hoch. “Ich habe eine wichtige Nachricht, die auch dich was angeht.”
    “Du stirbst und ich werde alles erben?” Er stand auf und klopfte sich das Gras von der Kleidung.
    “Sei nicht albern. Deine Schwester kommt zu Besuch, und ich brauche deine Hilfe, um alles vorzubereiten.”
    Ihre Stimme war wirklich sehr schrill. Sie zitterte

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