Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Arrangement

Das Arrangement

Titel: Das Arrangement Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Suzanne Forster
Vom Netzwerk:
zerriss den Brief in Fetzen und ließ diese wie blauen Schnee zu Boden flattern. “Ich bin noch nicht bereit für dieses Aufeinandertreffen, und das weißt du auch.”
    Er hörte die Anstrengung in ihrer dunklen zittrigen Stimme. Sie spielte ihm etwas vor, eine Menge Entschlossenheit, doch im Grunde genommen war sie ängstlich. Darauf hatte er gesetzt.
    Er legte den Bleistift beiseite, öffnete die Saftflasche und nahm einen Schluck. “Kein Grund dramatisch zu werden. Niemand wird dich dazu zwingen, nach Mirage Bay zurückzugehen.”
    “Auf deiner Nachricht stand, wir
müssen
gehen, dass wir es nicht länger hinausschieben könnten.” Sie blickte ihn anklagend an, und das war bei dieser kleinen Frau keine Kleinigkeit. Das trügerische Babyblau ihrer Augen verwandelte sich in blitzende Feueropale, wenn sie wütend wurde.
    “Alison, jetzt sei nicht albern.” Er stand auf. “Es ist deine Familie.”
    “Genau. Es ist meine Familie. Die bekannt dafür ist, ihre Jungen zu fressen.” Ihr Armband klingelte leise, als sie nach dem verbeulten Kupferring griff. “Ich bin noch nicht bereit.”
    “Für manche Dinge sind wir nie bereit – Heirat, Kinder, größere Operationen. Aber wir nehmen allen Mut zusammen und machen es schließlich doch. Und danach sind wir froh, dass wir es getan haben.”
    “Andrew, bitte, du kennst sie doch. Sie werden mich ans Kreuz nageln.”
    “Es sind deine Mutter und dein Bruder.”
    “Und beide hassen mich. Meine Mutter ist sauer auf mich, seit ich auf den Treuhandfonds meiner Großmutter verzichtet habe – und wir verheiratet sind. Wen sie kontrollieren kann, hasst sie. Wen sie
nicht
kontrollieren kann, hasst sie noch mehr.”
    “Und dein Bruder?”
    “Bret hat seit seiner Geburt was gegen mich. Ich war die Ältere und die Bevorzugte, er war immer verzweifelt darauf aus, mich vom Thron zu stürzen.”
    Er nickte ihr ermutigend zu. “Gratuliere. Das bringt eure Beziehung auf den Punkt. Du kannst dich gut daran erinnern.”
    Sie schüttelte müde den Kopf. “Ich kann mich an gar nichts erinnern, vor allem nicht, wenn ich mich fürchte. Mein Kopf ist wie leer gefegt. Womöglich weiß ich nicht mal, welches Besteck ich benutzen muss. Was ist, wenn ich mir am Tisch einen Patzer erlaube? Die Situation wäre demütigend.”
    Sie rieb immer noch den Kupferring zwischen den Fingern. Es war eine verzweifelte Geste, die ihre Nervosität verriet. “Ich habe dich gebeten, diesen Ring vom Armband zu entfernen”, sagte er, als sie ihn schließlich mit den Lippen berührte. “Der Anhänger ist nicht von mir, und das wird man sicher bemerken.”
    Sie hob angriffslustig den Kopf. “Und was passiert dann, wenn man es bemerkt? Ich habe den Anhänger selbst dazugehängt, und er hat mir Glück gebracht. Ich werde ihn nicht abnehmen.”
    Er hätte zu gern seinen Willen durchgesetzt, nahm sich aber vor, es erst mal dabei zu belassen. Es gab wichtigere Kämpfe auszufechten. “Niemand in Mirage Bay wird dich demütigen”, versicherte er ihr. “Dafür werde ich sorgen.”
    “Tatsächlich?”, erkundigte sie sich sarkastisch. “Wie denn?”
    “Überlass das nur mir. Ich habe dir bisher noch immerhin deine Familie vom Hals gehalten. Du wirst es schon überstehen. Ich komme mit dir.”
    Er hatte Julias Besuche abgeblockt, als Alison im Krankenhaus gewesen war, und ihr erklärt, dass ihre Anwesenheit für ihre zerbrechliche, nur langsam genesende Tochter zu anstrengend sei. Julia hatte nachgegeben, schien verstanden zu haben, doch mit jedem weiteren Monat, der verging, bestand sie mehr darauf, Alison sehen zu wollen. Sie würde sich nicht mehr länger abwimmeln lassen.
    Andrew bemühte sich, nicht zu den Aktenschränken zu blicken, die hinter Alison standen, vor allem nicht auf das verschlossene Schubfach, in dem sich das Schriftstück befand, das er Anfang der Woche erhalten hatte. “Ich habe die Einladung deiner Mutter angenommen”, erklärte er brüsk. “Inzwischen sind sechs Monate vergangen, es wird Zeit.”
    “Das hättest du nicht tun dürfen.” Ihr traten Tränen in die Augen, die das Blau aufblitzen ließen. “Dazu hattest du kein Recht.”
    Als er den Schmerz in ihrem Blick sah, musste er sich von ihr abwenden, um nicht weich zu werden. Ihren Augen gelang es immer wieder zu seiner Seele vorzudringen. Bis auf das dunkle Haar sah sie auf unheimliche Weise aus wie die Alison, die er vor dem Unfall gekannt hatte. Doch dieser Frau hatte er widerstehen können. Die, die jetzt vor ihm

Weitere Kostenlose Bücher