Das Arrangement
mehr vor Augen, wenn er am Schießplatz sein Ziel anvisierte. Er war von dem Prinzesschen, sein Spitzname für Alison aus alten Zeiten, nicht mehr besessen, doch der Gedanke an sie zusammen mit Andrew tat immer noch weh. Dieser selbstgefällige Mistkerl glaubte wahrscheinlich, er hätte Tony Bogart gezeigt, dass er stärker war.
Oder besser, dieser dumme Mistkerl, korrigierte Tony sich. Er hatte Villard jetzt schon eine ganze Weile beobachtet. So hatte er auch von der geplanten Reise nach Mirage Bay erfahren. Er hatte Villards Assistentin angerufen und sich als der Besitzer einer Firma namens Fortune 500 vorgestellt, die ein Benefizkonzert sponsern wolle. Sie hatte ihm von sich aus die Information gegeben, dass Andrew und seine Frau eine private Reise nach Südkalifornien machten. In der Lokalzeitung hatte dann ein Artikel bestätigt, dass ihr Ziel Mirage Bay war.
Er sah zur Villa hinüber. Durch die Eisenstäbe des Zaunes hatte er einen erstklassigen Blick auf das Grundstück. Das Fenster von Alisons Schlafzimmer zeigte zur anderen Seite hinaus. Er konnte sich noch gut daran erinnern, wie er am Gitter hochgeklettert war, um hineinzugelangen, und von ihr mit einem sexy Lächeln und sonst nichts weiter am Körper begrüßt worden war. Sie war eine heiße Nummer, und das wusste sie auch. Was ihn zur Weißglut brachte, war, dass sie sich mit ihm amüsiert hatte, bis ihr etwas Besseres begegnet war. Dann hatte sie ihn fallen lassen wie einen dummen Jungen.
Er hatte gewusst, dass er sie verlieren würde, als sie begann, Ausreden zu finden, um sich nicht mit ihm zu treffen. Als sie dann volljährig war, begann sie allein zu reisen, unternahm Trips nach New York, wo die Fairmonts ein Apartment besaßen. Tony hatte sie in Mirage Bay mit Villard herumhängen sehen, aber sie hatte geschworen, er sei nur ein Freund vom Segeln, und Tony hatte ihr geglaubt. Ihm war klar, dass er ihr nichts bieten konnte. In seiner Verzweiflung hatte er sie dazu überredet, ihn im hiesigen Restaurant zu treffen, und ihr sein Herz ausgeschüttet. Er würde aufs College gehen, etwas aus sich machen. Er wolle sie heiraten.
Sie glaubte, er mache einen Witz, und ihr Lachen traf ihn wie ein Schlag in die Magengrube. Schlimmer noch, es blieb ihm keine Zeit, sich zu erklären. Villard spazierte herein, und Alison rief aufgeregt seinen Namen, ohne ihre freudige Überraschung zu verbergen. Tony erkannte die Situation sofort. Sie liebten sich, oder zumindest war sie in ihn verknallt.
Diese Schlampe hatte ihn betrogen. Sie hatte seine Gefühle und seine Träume mit einem Lachen weggewischt. Wahrscheinlich lachte sie sich immer noch einen. Damals hatte er sich geschworen, ihr das irgendwann heimzuzahlen.
Schlief sie in diesem Zimmer mit ihrem Ehemann? Mit dem Mann, von dem jeder glaubte, er habe versucht, sie zu töten? Tony fand ihre wundersame Auferstehung von den Toten immer noch sehr mysteriös. Verdammt praktisch außerdem, vor allem für Villard. Er würde inzwischen wahrscheinlich im Todestrakt sitzen, wenn Alison nicht wieder aufgetaucht wäre.
Männer wie Villard hatten einfach Glück im Leben.
Und sie ebenfalls. Zumindest war es mal so gewesen. Früher einmal.
Das alles würde sich jetzt nämlich ändern.
Tony zog sein Handy aus der Gürteltasche und wählte seine Mailbox an. Er hatte bereits mehrere Male die Nachrichten seines anonymen Informanten abgehört, aber es bestand immer noch die Möglichkeit, dass ihm etwas Entscheidendes entgangen war. Ein Hinweis auf die Identität des Anrufers. Etwas, das die Motivation für diese Anrufe preisgab.
Er drückte eine Taste, um die Nachricht noch einmal zu hören.
“Die Polizei hat nichts kapiert”, flüsterte die Stimme. “Am zweiten Februar sind zwei Menschen gestorben. Marnie Hazelton hat Butch nicht getötet. Sie ist auch umgebracht worden und wurde dann beschuldigt, ihn erstochen zu haben.”
Der Anrufer schwieg, und Tony erinnerte sich, dass er beim ersten Abhören gedacht hatte, es käme nichts mehr. Doch die Pause war nur dazu da gewesen, die Spannung zu erhöhen.
“Das wirkliche Monster von Mirage Bay ist eine alte Bekannte von Ihnen”, fuhr die Stimme fort. “Alison Fairmont-Villard ist eine Doppelmörderin. Sie hat beide auf dem Gewissen.”
Tony schaltete das Handy aus. Er lächelte nicht, obwohl ihm danach war. An diesem Fall hatte er ein großes persönliches Interesse, und er hatte bisher noch niemandem davon erzählt, auch nicht der dafür zuständigen Polizeibehörde.
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