Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Arrangement

Das Arrangement

Titel: Das Arrangement Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Suzanne Forster
Vom Netzwerk:
Anschein gehabt, als würde sie mit jemandem sprechen, den niemand außer ihr sehen konnte.
    In dem Artikel hieß es weiter, jeder Ort habe seinen gepeinigten Außenseiter. Marnie sei dieser für Mirage Bay gewesen. Selbst im Alter von zweiundzwanzig Jahren habe sie noch wie ein argwöhnisches, halb verwildertes Kind gewirkt, das niemanden an sich heranließ, außer ihre Freundin LaDonna und ihre Gramma Jo, die allerdings gar nicht ihre richtige Großmutter war.
    Josephine Hazelton verkaufte frisches Obst und Gemüse an einem Stand an der Straße und war in der Stadt als die Gemüsefrau bekannt. Wenn man ihr ein paar Münzen extra gab, las sie einem aus der Hand. Was Marnie betraf, so erzählte sie jedem, der es wissen wollte, dass sie die Kleine als Baby in einem Bach neben dem Haus gefunden habe, der in den Ozean mündet. Das Kind sei in Decken gewickelt in einem Bastkorb flussabwärts getrieben wie Moses in der Bibel.
    Auch Butchs Freunde waren in diesem Artikel interviewt worden, und alle waren überzeugt, dass Marnie ihn getötet habe, weil er sich über ihre Verunstaltung lustig gemacht hatte. Ihr Gesicht war verwachsen, und wenn sie lächelte, was allerdings nur selten vorkam, verzog sich ihr Mund zu einer eigenartigen Grimasse. Sie hatte außerdem ein rotes Geburtsmal, das sich vom Nacken nach vorn bis zu ihrer Kehle erstreckte, wie Finger, die sie erdrosseln wollten.
    Marnies makabres Aussehen machte sie seit ihrer frühen Kindheit zur Zielscheibe von Spott und Hohn. Wenn die Ablehnung, die ihr in der Stadt widerfuhr, unerträglich wurde, versteckte sie sich. Doch Butch und seine Kumpel machten sich einen Spaß daraus, sie zu verfolgen. Er hatte sie so erbarmungslos gehänselt, dass viele Leute glaubten, sie hätte genug Grund gehabt, ihn zu töten. Andererseits war Butch der meistgefürchtete Footballspieler der Highschool. Man brauchte schon einen Haufen Typen, um ihn zu Boden zu bekommen, und Marnie war nur ein schwaches Mädchen.
    Im Gegensatz zu ihren entstellten Gesichtszügen schien ihr Körper von unglaublicher Schönheit gewesen sein. In dem Bericht wurden Ortsansässige zitiert, die schworen, sie habe Brüste wie eine Botticelli-Venus, lange geschmeidige Arme und Beine und einen ansehnlichen Po gehabt. Alison erinnerte sich Wort für Wort an die Aussagen. Die Jungen aus der Stadt wussten alle, wie sie aussah, da sie es liebte, in den Tidebecken auf dem Grundstück ihrer Großmutter zu baden – und dabei hatte sie nie mehr an, als Gott ihr gegeben hatte.
    Dies sorgte für ein weiteres Gerücht – nämlich, dass Butch sie beim Baden beobachtet und versucht habe, sie zu vergewaltigen, woraufhin sie ihn mit der Heugabel abgewehrt habe. Auf ziemlich brutale, heftige Weise abgewehrt.
    Aber aus welchem Grund dachte Tony Bogart nun, Alison hätte etwas mit dieser abscheulichen Gewalttat zu tun?
    Sie blickte ihn verärgert an. “Was für eine Spur hast du denn? Wenn du beabsichtigst, mich zu beschuldigen, dann solltest du besser handfeste Beweise vorbringen.”
    “Ich habe dich überhaupt nicht beschuldigt. Ich habe lediglich eine Frage gestellt, die du nicht beantwortet hast. Wo warst du, als mein Bruder getötet wurde?”
    Eine Türangel quietschte, und Tony verstummte. Er blickte an Alison vorbei und sah sich suchend in der Eingangshalle um, um die Ursache des Geräuschs auszumachen.
    “Villard, sind Sie das?”, fragte er. “Kommen Sie nur, leisten Sie uns Gesellschaft. Ich hatte noch gar keine Gelegenheit, Ihnen zur Hochzeit mit unserer schönen Alison zu gratulieren.”
    Andrew trat aus dem Schatten heraus. Als er zu ihnen an die Tür kam, beobachtete Alison, wie sich ein feindseliger Ausdruck auf Tonys Gesicht breitmachte. Er schien Andrew tatsächlich zu hassen – und sie wahrscheinlich genauso.
    Andrews Stimme klang kühl. “Wie kommen wir zu dieser Ehre?”
    “Das sollten Sie wissen”, entgegnete Tony. “Sie haben ja jedes Wort mitverfolgt.”
    Andrew ging auf den anderen Mann zu, als wolle er ihn angreifen. Fast wünschte sich Alison, dass er es täte. Jemand musste Tony einen Dämpfer verpassen. Andrew war sicher nicht so kampfgeschult wie Tony, aber er war um einiges größer.
    “Lassen Sie meine Frau in Ruhe. Es ist mir vollkommen egal, von welcher Behörde Sie kommen, wenn Sie Alison etwas zu sagen haben, dann wenden Sie sich zuerst an mich.”
    Niemand rührte sich, nur Tonys Zeigefinger zuckte. Er bewegte ihn hin und her, als würde er den Abzug eines Revolvers betätigen. Sein

Weitere Kostenlose Bücher