Das Arrangement
Magisches, Palastartiges gemacht. Die orientalischen Laternen waren durch Kristalllüster ersetzt worden, und vom gefliesten Dach hingen Zweige wie Girlanden herunter, die mit Hunderten von winzigen Lämpchen versehen waren. Doch das eindrucksvollste Licht kam im Moment vom Horizont über dem Meer, an dem ein Sonnenuntergang in kräftigen Rot- und Lilatönen erstrahlte.
Mit den lodernden Farben des Himmels im Hintergrund wandte sich Andrew zu Marnie um. “Ich kann die Huldigung meiner Schwiegermutter an die Schönheit meiner Frau kaum übertreffen, doch ich möchte noch hinzufügen, dass ich dieses Kleid, das Alison heute Abend trägt, einfach bezaubernd finde … und dass ich es kaum erwarten kann, bis ich es ihr endlich ausziehen darf, nachdem all unsere lieben Gäste wieder gegangen sind.”
Das war völlig unangebracht, aber die Menge jubelte. Marnie spielte ihre Aufregung nicht, bei dem Gedanken an Andrews Worte vibrierte sie innerlich. Die ganze Woche über hatte sie sich vor dieser Veranstaltung gegrault. Sie hasste es, im Mittelpunkt zu stehen. Das war schon immer so gewesen, noch bevor sie Alison Fairmont wurde. Doch heute schien es, als wäre sie gegen diese Angst gefeit. Abgesehen von der Gefahr, irgendwelche dummen Fehler zu machen, fühlte sie sich wohl in ihrer Haut. Die Leute hier schienen sie so zu akzeptieren, wie sie war.
Sie fühlte sich ein bisschen beschwipst, obwohl sie nur zwei Gläser Champagner getrunken und seit ihrer Ankunft in Mirage Bay keine Schlaftabletten mehr genommen hatte. Die Pillen zehrten an ihren Kräften und machten sie vergesslich, was besonders heute Abend sehr riskant gewesen wäre. Wer wusste schon, was Julias Gäste sie fragen und von ihr erwarten würden? Wer wusste, was die Familienmitglieder noch sagen und tun würden?
“Vielleicht darf ich mir auch erlauben, einen Toast auszusprechen?”
Der Mann, der jetzt aufstand, war nicht sehr groß, dafür aber ziemlich stämmig. Nichtsdestotrotz sah er in seinem weißen Dinnerjacket außerordentlich gut aus. Julia hatte Marnie vor der Party über alle Gäste informiert und vor allem Jack Furlinghetti erwähnt, einen ihrer Vermögensverwalter. Als sie ihn, während die Cocktails gereicht wurden, vorgestellt hatte, war Marnie besonders sein neugieriger, forschender Blick aufgefallen. Es war offensichtlich, dass ihr Kennenlernen vor allem Julia sehr wichtig gewesen war.
“Auf dass Sie Ihr Herz und nicht den Kopf verlieren”, sagte Furlinghetti, womit er einen weiteren Lacher provozierte. “Und auf dass Ihre Kinder sehr reiche Eltern haben werden.”
Der Anwalt saß noch nicht auf seinem Stuhl, als sich ein weiterer Gast meldete. “Wird das schwarze Schaf der Familie Fairmont dem Paar denn auch einen Toast widmen?”
Bret war bereits auf dem Weg zum Podium. Marnie beobachtete, wie er den schmalen Korridor entlangschritt, der durch die Tische gebildet wurde. Wie jeder Mann an diesem Abend trug auch er einen tadellosen Smoking und trotz der geöffneten Bierflasche in seiner Hand hatte er einen klaren Blick und machte einen relativ nüchternen Eindruck, nüchterner zumindest als Marnie sich im Moment vorkam. Er war auch während des ganzen Dinners bemerkenswert zurückhaltend gewesen. Sie hatte ihn an diesem Abend nicht aus den Augen gelassen, bis der Tumult mit den Toasts ausgebrochen war und sie abgelenkt hatte.
Julia gab der Band das Signal zu spielen, und der Keyboarder stimmte einen Song von der Liste mit Lieblingsstücken von Marnie und Andrew an, die sie zusammengestellt hatten. Die kleine Gruppe von Musikern aus dem Ort war angeheuert worden, um zu spielen, bis die Dave Matthews Band eintraf, was nach dem Dinner und all den Toasts der Fall sein sollte. Jedenfalls bald, da die Trinksprüche gleich verstummen würden, wie Marnie hoffte.
Unterdessen lief Bret unbeirrt zum erhöhten Podium, das als Bühne diente, und nahm sich ein Mikrofon vom Ständer. “Nun brauche ich nicht zu schreien, um gehört zu werden”, erklärte er den leicht irritierten Partygästen. “Ich weiß doch, dass meiner Mutter das gar nicht gefallen würde.”
Der Keyboardspieler sah ratlos zu Julia hinüber und wartete auf ein Zeichen.
Julia rieb mit dem Daumen ständig gegen den riesigen Diamantring an ihrem Ringfinger. Das Funkeln in ihren Augen ließ Böses ahnen.
“Mach schnell, Bret”, sagte sie lächelnd und tat so, als sei sie amüsiert. “Es wird Zeit, dass unsere Ehrengäste tanzen.”
Sie nickte den Musikern zu, damit sie
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