Das Arrangement
und ließ sich die salzige Seeluft über das Gesicht und durchs Haar wehen. Er atmete tief den frischen Duft ein, der von den grünen und goldenen Seegräsern auf den Dünen herüberwehte.
Während die Sommerhitze in den Raum drang und er von dem hellen Glitzern des endlosen blauen Ozeans fast geblendet wurde, wünschte er, er wäre auf dem Wasser. Die Sehnsucht danach spürte er beinahe körperlich. Er musste segeln. Seit Alisons Unfall vor sechs Monaten war er nicht mehr auf der Jacht gewesen.
Die Bladerunner hatte sich bereits in Mirage Bay befunden, als sie im vergangenen Februar zurückgekommen waren. Andrew hatte sie wegen ein paar Verbesserungen in die Werft geschickt und nach dem Unfall dort gelassen, wo sie auf dem Trockendock repariert wurde. Jetzt war er nicht unglücklich, dass er sie nicht hatte herbringen lassen. Er wollte die Jacht dort haben, wenn er mit Alison zurückging, selbst wenn er nicht damit rausfahren sollte.
Das Segeln war inzwischen nicht mehr dasselbe. Allein der Gedanke daran erinnerte ihn sofort an die schrecklichen Erlebnisse des letzten Winters. Er fühlte sich beinahe ebenso isoliert wie sie – die fremde, stille Frau am anderen Ende des Hauses. Er hatte sich schon seit einiger Zeit von seinen Geschäften zurückgezogen und Stacy mehr und mehr Verantwortung übertragen, doch das war von ihm so beabsichtigt. Ebenso hielt er sich größtenteils aus dem Gesellschaftsleben heraus. Es war fürchterlich, allein auszugehen. Immer wieder musste er Fragen zu Alison beantworten.
Interessant, wie alles letztendlich zu ihr führte. Es schien offensichtlich unmöglich, sie aus seinen Gedanken zu verbannen, doch was hatte er erwartet …? Sie stellte den Mittelpunkt all dieser rätselhaften Ereignisse dar, die zurzeit sein Leben bestimmten. Womöglich war sie das eigentliche Rätsel.
Sein Magen knurrte laut, und er blickte automatisch zu dem Teller hinüber, den er auf der eingebauten Ablage mit den Schränken hatte stehen lassen. Über dem Versuch, etwas Kreatives zustande zu bringen, hatte er doch glatt sein Frühstück vergessen, das aus leckeren Sommerfrüchten und einem Vollkorncroissant bestand.
Er ging zum Kühlschrank, den er mit Säften, Früchten und frischem Gemüse gefüllt hatte. Seit er nach Regines Tod das Trinken aufgegeben hatte, bevorzugte er mehr und mehr gesundes Essen. Eigentlich war er nie jemand gewesen, der bis zum Umfallen trank, doch irgendwann schien täglich eine höhere Dosis notwendig zu sein, um die geistlosen Gespräche mit den Stars und Sternchen sowie ihrer Gefolgschaft erträglich zu machen. Andrew hatte sich durch zu viele Mittagessen getrunken und zu viel Mist während zahlloser Dinnerpartys und Preisverleihungen von sich gegeben.
Müll rein, Müll raus. Immer wieder die gleichen Worthülsen. Eines Tages hatte er den Überblick verloren und irrtümlich eine neue Göttin am Rockhimmel angerufen und ihr zu dem Preis gratuliert, der an ihre verhasste Gegnerin gegangen war. Die Diva hatte Andrew mit einem Schwall von Schimpfwörtern bedacht, was dieser ziemlich komisch fand. Vor lauter Lachen war ihm der Hörer aus der Hand gefallen. Als er hinterher aufstand, um sein Glas neu zu füllen, war die Schnapsflasche leer.
Für Andrew war das ein Zeichen gewesen.
Er beschloss daraufhin, Stacy so viel wie möglich von diesen Promotion-Geschäften zu überlassen. Sie waren gerade dabei, alles so umzuorganisieren, dass der größte Teil von seinen Mitarbeitern in Manhattan erledigt werden konnte. Um den Rest würde er sich von dort aus kümmern, wo er sich gerade aufhielt, wie zum Beispiel in Oyster Bay. Stacy würde die Belegschaft vergrößern müssen, was die Kosten erhöhte, doch das war in Ordnung. Im Moment benötigte er vor allem Zeit, nicht Geld.
Er nahm sich eine Flasche mit Karotten-Ananas-Saft heraus und ging damit zu seinem Zeichentisch, immer noch in Gedanken an seinen neuen Entwurf. Hier schien in letzter Zeit alles anzufangen und zu enden, bei Entwürfen. Er kam nie dazu, seine Kreationen zu bauen, schaffte es nicht mal, das Design zu vollenden, obwohl das seine größte Leidenschaft war.
Die Wände seines Büros hingen voll mit Fotografien und Zeichnungen von klassischen Schiffen, die meisten davon aus Holz gearbeitet und seiner Meinung nach Kunstwerke. Heutzutage wurden die richtigen Rennjachten aus Kunststoffen hergestellt, und obwohl ihre Linienführung wundervoll und ihre Geschwindigkeit beeindruckend war, fehlte ihnen die Seele ihrer
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