Das Arrangement
anmutigen Vorfahren.
Er stellte die Saftflasche ab, ohne sie geöffnet zu haben, nahm seinen Bleistift und skizzierte den Rumpf mit wenigen Strichen. Das entsprach schon eher seinen Vorstellungen. Ein schnelles und elegantes Boot, eine kleine, wendige Segeljacht. Genau wie
sie.
Ungewollt wanderten seine Gedanken geradewegs zu Alison. Wie ein Wagen, der in der Kurve immer wieder von der Straße abkommt, musste er andauernd an diese Frau denken, die selbst tagsüber nackt in einem kühlen dunklen Raum mit heruntergezogenen Jalousien schlief.
Mehrmals schon war er zu ihr gegangen, um mit ihr zu reden, doch sie öffnete nie die Tür, wenn er anklopfte. So war er unaufgefordert hineingegangen, hatte sie auf dem Bett vorgefunden, mit zerknüllten Laken, ausgestreckt wie ein Akt auf einem Gemälde.
Manchmal hätte er schwören können, sie schlief mit offenen Augen, wie eine Sphinx. Er wusste einfach nie, wie er sich dieser Fremden gegenüber verhalten sollte, die er aus dem Meer gefischt hatte. Auf jeden Fall musste er sich vorsehen, um nicht dem Bann der Sirene zu erliegen und selbst an den Felsen zu zerschmettern.
Jemand hatte versucht, ihm etwas anzuhängen, indem er den Unfall seiner Frau wie Mord aussehen lassen wollte. So viel stand fest. Kurz vor dem Unglück hatte man in seinem Namen eine Lebensversicherung über zwei Millionen Dollar für Alison abgeschlossen. Alles war per Fax und Telefon arrangiert worden, inklusive der Vorlage der Ergebnisse ihrer jährlichen medizinischen Untersuchung. Jeder konnte das gewesen sein, auch Alison selbst. Stimmen waren am Telefon einfach zu verstellen.
Wenige Tage vor dem Unfall hatte er ihr erklärt, dass er die Scheidung wolle. Laut Ehevertrag standen ihr für jedes Ehejahr eine Million Dollar zu, wenn die Scheidung von ihm ausging, und nichts, wenn sie sie eingereicht hätte. Ohne mit der Wimper zu zucken, hatte sie das Geld verlangt. Er hatte es auf das von ihr genannte Konto überweisen lassen, und achtundvierzig Stunden später war sie von seinem Schiff verschwunden.
Das reichte, um einen Mann nachdenklich zu stimmen. Die Frau, von der er sich scheiden lassen wollte, verschwand zusammen mit einer netten Summe Bargeld, und er wurde des Mordes angeklagt? Wenn tatsächlich seine Frau dahinterstecken sollte, war das Rache, wie sie im Buche steht. Zum Glück war der Plan nach hinten losgegangen.
“Andrew?”
Beim Klang ihrer Stimme zuckte er erschrocken zusammen. Es war nicht Alisons. Aber das hing selbstverständlich mit all den Operationen zusammen, rief er sich selbst in Erinnerung.
Er blickte auf und sah sie in der Tür zu seinem Büro stehen, geschmeidig und gebräunt in weißen Shorts, ihr dunkles, leicht zerzaustes Haar über ihre Schultern fallend. Sie hielt seine Nachricht in den Händen. Gut, dachte er, sie hat es gelesen.
Sie war auf, lief herum und redete.
Sie schlief nicht wie die Sphinx.
Sehr gut.
2. KAPITEL
S ie blickte an sich hinunter, um sich zu vergewissern, dass ihr Wickeltop weit genug heruntergerutscht war, um ihre Brüste zur Geltung zu bringen. Ihr Fransenrock reichte bis zur Mitte der Oberschenkel, was hier an dieser Straßenecke ein Witz war. Die meisten Mädchen ließen ihren Hintern aus den Klamotten aufblitzen, und bei manchen zeigte sich widerlich wabbeliges Fleisch. Nicht gerade ein netter Anblick im hellen Tageslicht. Wenigstens hatte sie noch Klasse. Und sie war schlau genug, einen Rock zu tragen, die Uniform eines arbeitenden Mädchens. Miniröcke waren nicht nur sexuell aufreizend, sondern auch äußerst praktisch.
Ein glänzend silberner Porsche hielt am Straßenrand. Nicht gerade sehr diskret von diesem blöden Mistkerl, dachte sie, als sie zur Fahrertür hinüberging. Das Fenster wurde heruntergelassen, und das Milchgesicht eines Mittdreißigers musterte sie.
“Ich suche eigentlich eine Blondine, die jünger und gut ausgestattet ist”, sagte er.
“Na, da hast du aber Glück.” Sie blinzelte ihm kokett zu und zog sich den Seidenschal vom Kopf, um ihre platinblonden Locken zu enthüllen, um die sie selbst eine Gwen Stefani beneidet hätte. Es war eine Perücke, aber dem Typ würde das egal sein. Er wollte sich ja lediglich einen runterholen lassen, und das hieß, seinen Fantasien so weit wie möglich Genüge zu leisten.
Mit “jünger” hatte er leider Pech, aber was die gute Ausstattung betraf, konnte sie zu Diensten sein. Sie umfasste ihre Brüste und drückte sie nach oben, während sie sich zum Wagenfenster
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