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Das Aschenkreuz

Das Aschenkreuz

Titel: Das Aschenkreuz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Astrid Fritz
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schöne Serafina. – Und dies hier …» Er zog eine blaugrün schimmernde Feder hervor. «… für die nicht minder schöne Grethe.»
    Sie bedankten sich ehrlich gerührt und wollten schon zur Tür hinaus, als Barnabas Serafina zurückhielt.
    «Halt Augen und Ohren auf, aber hüte dich vor jenen, die große Worte im Mund führen.»
     
    Mehr als erleichtert über Barnabas’ schnelle Genesung machten sie sich auf den Rückweg. Doch dessen rätselhafte Bemerkung zum Abschied hatte Serafina ins Grübeln gebracht. Was konnte er damit nur gemeint haben?
    «Sag mal, Grethe – könntest du mir einen Gefallen tun, wenn wir das nächste Mal zum Einkaufen ausgehen?», fragte sie ihre Freundin kurz vor dem Stadttor.
    «Dich heimlich zu deinem Arzt bringen?» Grethe zwinkerte ihr verschwörerisch zu. «Der Kerl gefällt dir wohl? Vergiss nur nicht, dass du Keuschheit gelobt hast.»
    «Du spinnst ja gehörig! Nein, es geht mir um diesen Diebold, Hannes’ Bruder. Ich will mehr über ihn herausfinden. Das sollte ganz einfach sein, wenn wir zusammen unter die Leute gehen. Mal hier beim Fischhändler, mal dort beim Karrenbeck nachfragen – wenn du verstehst, was ich meine.»
    «Ehrlich gesagt, versteh ich überhaupt nichts. Was hast du jetzt mit diesem Heißsporn zu schaffen?»
    «Du kennst ihn?»
    «Hast du vergessen, dass ich hier aufgewachsen bin? Jeder in Freiburg kennt ihn. Unter uns Kindern hieß er nur ‹Diebold, der Kampfhahn›, weil er Streit gesucht hat wie das Huhn seine Körnchen. Aber seit er diese Josefa als Braut hat, ist es um einiges besser geworden mit ihm.» Sie runzelte die Stirn. «Was also willst du von ihm?»
    «Na ja …», druckste Serafina herum. Eigentlich hatte sie gegenüber Grethe ihren ungeheuerlichen Verdacht für sich behalten wollen. Trotzdem beugte sie sich nach kurzem Zögern dicht an deren Ohr.
    «Ich hatte dir doch erzählt, dass ich nicht an das Märchen von Hannes’ Selbstmord glaube. Könnte es nicht vielmehr sein, dass dieser Diebold in einem Anfall von Wut oder Eifersucht auf Hannes losgegangen ist?»
    «Bist du von allen guten Geistern verlassen?» Grethe legte ihr beschwörend die Hand auf den Arm. «Selbst wenn dem so wäre – was meinst du, was geschieht, wenn Diebold das mitbekommt? Dass du ihn aushorchst, meine ich. Womöglich bringst du dich dabei selbst in höchste Gefahr.»

[zur Inhaltsübersicht]
    Kapitel 12
    S chließlich hatte Grethe, als gute Freundin, Serafinas Ansinnen doch noch nachgegeben, wenn auch widerwillig. Und so begannen sie, auf dem Markt und in den Gassen Erkundigungen über Diebold Pfefferkorn einzuziehen. Dabei waren sie solcherart vorgegangen, dass sie sich in ihrer Eigenschaft als freundliche Arme Schwestern um das Wohl der Familie Pfefferkorn sorgten. Was Serafina nach und nach aus den Auskünften heraushörte, war, dass Diebold sein aufbrausendes, ungezügeltes Wesen keinesfalls verloren hatte. Von einem der Fleischergesellen der Niederen Metzig hatten sie sogar erfahren, dass er bei einer ausgiebigen Zecherei in die Runde gegrölt habe, eines Tages werde er diesem Erzschelm von kleinem Bruder noch den Hals umdrehen.
    Das war an einem Donnerstag gewesen, und so beschloss Serafina, am nächsten Tag zur Blutwunderkapelle zu wandern, um über den Ministranten Jodok mehr über das Verhältnis zwischen Diebold und seinem Bruder herauszufinden. Nach wie vor strömten die Gläubigen in Massen nach Sankt Peter und Paul, von weit her inzwischen, und mit ihnen floss eine Menge Geld herein für den Orden der Wilhelmiten.
    Serafina bat Heiltrud, sie zu begleiten. Sie wollte, getreu dem Wunsch der Meisterin, einen ersten Schritt auf ihre Mitschwester zugehen. Noch immer nämlich wich Heiltrud ihr aus, und wenn es einmal nicht zu vermeiden war, dass sie miteinander sprachen, so tat Heiltrud dies mit einem mehr als sauertöpfischen Gesichtsausdruck.
    Zu Serafinas großer Überraschung stimmte sie zu.
    «Von mir aus. Ich hatte ohnehin vor, mal wieder zur Kapelle zu gehen.»
    Es war ein schwülwarmer Morgen Anfang Juli, und schon auf halbem Wege durch das lichte Tal der Dreisam stand ihnen der Schweiß auf der Stirn. Wenigstens waren sie für einige Zeit dem Gestank der engen Gassen entkommen.
    «Auf dem Heimweg geht es dann wieder bergab», versuchte Serafina ihre Weggefährtin aufzuheitern, die alle paar Schritte mit einem Schnaufen innehielt. Da Heiltrud auch dieser freundlichen Bemerkung nur mit einem verbissenen Schweigen begegnete, fuhr Serafina fort:

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