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Das Aschenkreuz

Das Aschenkreuz

Titel: Das Aschenkreuz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Astrid Fritz
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dürfen wir uns frei bewegen.» Serafina konnte den Ärger in ihrer Stimme kaum verbergen. Dieser Mann wurde ihr immer unangenehmer. «Und daher glaube ich, dass es nur unsere Meisterin angeht, wen ich wo aufsuche.»
    «Warum so aufgebracht, Schwester Serafina?» Pater Blasius sah sie aus seinen dunklen Augen freundlich an. «Sicher hattet Ihr Eure guten Gründe, den Stadtarzt aufzusuchen, da habe ich keinerlei Zweifel. Indessen solltet Ihr nicht verkennen, dass ein alleinstehender Mann durchaus schwach werden könnte im Beisein eines Weibes. Auch als freundliche Arme Schwester seid Ihr eine Frau, und zwar in der Blüte ihrer Jahre und sehr hübsch obendrein.»
    Er machte eine Pause und zwinkerte ihr lachend zu. «Glaubt nicht, dass ich, nur weil ich Geistlicher bin, keine Augen für so etwas habe. Und wie heißt es doch bei Markus?
Wachet und betet, dass ihr nicht in Versuchung fallet! Denn der Geist ist willig; aber das Fleisch ist schwach.
» Er wurde wieder ernst. «Seht diese Art von Aufsicht doch lieber als väterliche Sorge im Namen unseres Herrn.»
    Der junge Mönch neben ihm trat unruhig von einem Bein aufs andere. «Ich müsste nach Bruder Cyprian sehen, ob er bei Kräften ist. Schließlich kommen heute wieder schwere Stunden auf ihn zu, so unser Herrgott will.»
    «Lass gut sein, Bruder Immanuel, ich war bereits bei ihm. Es geht ihm gut. Und nun wollen wir mit der Messe beginnen.»
    Enttäuscht erkannte Serafina, dass für ihre Unterredung mit Jodok keine Zeit mehr blieb. Nun gut, so würde sie ihn nach dem Gottesdienst abpassen müssen.
    «Wärt Ihr so freundlich und würdet uns durch die Seitenpforte hineinlassen? Vor dem Portal ist kein Durchkommen mehr.»
    «Aber gern, Schwester Serafina.» Pater Blasius nickte. «Nur müsst Ihr Euch einen Augenblick gedulden, bis wir den Altar gerichtet haben. Ich werde Euch holen kommen.»
    «Danke, Pater. Und nach der Messe würde ich gern noch ein paar Worte mit Jodok reden.»
    «Der Junge hat zu tun», gab Nidank an Blasius’ Stelle schroff zurück. «Vielleicht ein andermal.»
    Damit verschwanden die Männer in der Sakristei, Ratsherr Nidank nicht, ohne Serafina noch einmal einen ärgerlichen Blick zuzuwerfen.
    Heiltrud, die das Gespräch aus nächster Nähe verfolgt hatte, schüttelte den Kopf. «Ich fürchte, mit dem Ratsherrn hast du es dir gehörig verdorben.»
     
    Für diesmal langweilte Serafina des Einsiedlers Heimsuchung mit den Wundmalen Christi fast. Es geschah alles haargenau wie beim letzten Mal, als sie dabei gewesen war. Der in Lumpen gehüllte Cyprian verharrte zunächst an derselben Stelle hinter dem Altar, im Schatten der halbdunklen Kapelle, in ebenderselben Haltung. Als Pater Blasius an die entsprechende Stelle seiner Lesung kam, glaubte Serafina zu erkennen, wie er Cyprian mit der Hand ein Zeichen gab, und musste fast auflachen. Wahrscheinlich verstand der arme Mann so wenig Latein, dass er sonst seinen Einsatz verpasst hätte. Zugleich bückte sich dieser Bruder Immanuel, als sei ihm etwas heruntergefallen.
    Ihr Blick schweifte zu Ratsherr Nidank, der schräg vor ihr in der einzigen Bankreihe kniete. Mit strengem Blick verfolgte er das Geschehen, wobei Serafina den Eindruck hatte, dass er seine Aufmerksamkeit weniger auf den Einsiedler als auf Jodok und die beiden neuen Ministranten richtete. Alle drei wirkten denn auch sichtlich angespannt.
    Als Bruder Cyprian sich anschickte, mit erhobenen Händen durch den Mittelgang zu wandeln, ging ein Aufschrei durch die Menge, und Heiltrud bekreuzigte sich ein ums andre Mal. Für diesmal hatte es den Gemarterten wahrhaftig hart getroffen. Das dunkelrote Blut rann ihm aus der Handfläche bis zum Ellbogen hinunter! Das war schon fast zu viel des Guten, und Serafina beschloss, dass sie sich dieses Spektakel kein drittes Mal mehr ansehen würde. Zumal sich ihr der Verdacht aufdrängte, dass dieser Einsiedler womöglich ein ausgemachter Scharlatan war und alle Welt zum Narren hielt.
    Nach dem Empfang der heiligen Kommunion machten sie sich auf den Heimweg. Vergeblich hatten sie noch eine Weile auf Jodok gewartet, doch auf Heiltruds Drängen hin waren sie schließlich aufgebrochen. Obwohl der Tag noch jung war, flirrte die Luft bereits vor Hitze.
    «Jetzt renn doch nicht so», maulte Heiltrud und blieb stehen. Dabei hatten sie noch nicht einmal das Dörfchen Ebnot erreicht.
    Serafina seufzte. Ihre Mitschwester war wirklich schlecht zu Fuß. «Ist schon recht. Lass uns dort unter dem Baum ein bisschen

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