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Das Aschenkreuz

Das Aschenkreuz

Titel: Das Aschenkreuz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Astrid Fritz
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dann erst den Mann ohne Bauch entdeckt. Und ganz laut den heiligen Martin um Beistand gerufen, damit das Böse hinter den dunklen Bäumen nicht auch noch den Barnabas holt. Aber es kam kein himmlischer Schutz, nur diese zwei Männer, und die haben mich, den Barnabas, geschlagen.»
    Er unterdrückte ein Schluchzen.
    «Wo warst du zuvor? Bevor du den Schlüsselbund gesehen hast?»
    «Dort.» Er streckte sein kurzes Ärmchen in Richtung Waldrand.
    «In deiner Hütte?»
    «Ja, in meinem kleinen Haus.»
    «Wann bist du von dort fort?»
    «Mit den Lerchen, wie jeden Morgen.»
    «Und wo wolltest du hin?»
    «In die Stadt, wie jeden Morgen.»
    Der Zöllner haute ihn gegen die Schulter. «Da haben wir’s. Ich kenn deine armselige Hütte. Der gerade Weg von dort in die Stadt führt gar nicht hier vorbei.»
    «Der gerade Weg bringt Unglück», stieß Barnabas hervor. «Wisst Ihr das denn nicht? Nur wer …»
    «Jetzt hab ich aber genug! Die Befragung eines Verdächtigen ist Sache der Ratsherren. Auf geht’s, Narrenzwerg, ab in den Turm mit dir.»

[zur Inhaltsübersicht]
    Kapitel 15
    L asst mich sofort zu ihm. Es ist schließlich unsere Aufgabe, einem Menschen in Not beizustehen.»
    Langsam, aber sicher wurde Serafina wütend. Noch nie war einer der freundlichen Armen Schwestern der Zutritt zu einem Gefangenen verwehrt worden.
    «Außerdem ist er verletzt», fügte sie hinzu.
    Der Turmwächter des Christoffelstores, der ihr breitbeinig und mit seinem Stock in der Faust den Eingang zum Turm versperrte, grinste breit. Er war um einiges älter als sie, sein Gesicht mit Pockennarben überzogen.
    «Es ist mir herzlich wurscht, was Eure Aufgabe ist, gute Schwester. Meine ist es jedenfalls, niemanden außer die Herren Untersuchungsrichter hereinzulassen.»
    «Gut, dann warte ich eben auf die hohen Herren.»
    Sie trat zurück und stellte sich zu der alten Kräuterfrau in den Schatten der Stadtmauer.
    «Soll ich deiner Meisterin Bescheid geben, wo du bist?», fragte Gisla.
    Serafina nickte dankbar. Eben gerade hatte sie beschlossen, sich nicht vom Fleck zu rühren, bis man sie zu Barnabas lassen würde. Und wenn sie sich den ganzen Tag die Beine in den Bauch stehen musste. Auf dem Weg hierher hatte sie nämlich vergebens versucht, mit Barnabas zu sprechen. Ignaz, der Zöllner, hatte sie angewiesen, Abstand zu seinem Gefangenen zu halten, hatte hierbei sogar sein Kurzschwert gezückt, und so waren sie und Gisla mutlos hinterhergetrottet bis zum Obertor. Dort hatte sich ein bewaffneter Büttel zu ihnen gesellt, während der Leichenkarren in Richtung Wilhelmitenkloster verschwand, wo er beschaut werden sollte.
    Sie hatte es sich schon gedacht, dass man Barnabas nicht erst zur Anhörung in die Ratsstube, sondern gleich in einen der Tortürme bringen würde. Als sie schließlich beim Christoffelstor angelangt waren, hatte er sich noch einmal nach ihr umgedreht und ihr einen verzweifelten Blick zugeworfen.
    «Verlier nicht den Mut, Barnabas, alles wird sich richten.»
    Ihren Worten zum Hohn hatte der Stockwart ihn im Aufgang zum Turm mit drei kräftigen Stockschlägen in Empfang genommen, dann war die eisenbeschlagene Tür hinter den beiden ins Schloss gefallen.
    Niedergeschlagen blickte sie Gisla hinterher, wie sie die Große Gass hinuntereilte, die sich jetzt mit Marktleuten und deren Kundschaft füllte. Für Serafina stand außer Zweifel, dass der Bettelzwerg mit dieser Gräueltat nichts zu tun hatte. Doch da war noch etwas, und das musste jedem, der mit Augen und Verstand gesegnet war, stutzig machen: Beide Toten waren mit einem Aschenkreuz gezeichnet gewesen, und da Bruder Rochus eindeutig dahingemetzelt worden war, konnte auch der erste Todesfall nichts anderes als ein Mord gewesen sein. Ganz gleich, wer da also seine teuflische Hand im Spiel hatte – dem armen Hannes stand ein christliches Begräbnis zu!
    Dem Stand der Sonne und der zunehmenden Hitze nach ging es bereits gegen Mittag, als sich endlich zwei Herren in dunklem Tappert und Birett dem Christoffelsturm näherten. Der eine war ausgerechnet Ratsherr Nidank, den kleinen, schmerbauchigen Mann an seiner Seite kannte Serafina ebenfalls, wenn auch nur flüchtig. Sie seufzte erleichtert auf: Ratsherr Laurenz Wetzstein, Zunftmeister der Bäcker, galt als besonnen und gradlinig. Im Schlepptau hatten sie denselben Schreiber, der schon im Hause Pfefferkorn die Feder geführt hatte.
    Entschlossen stellte sie sich den Männern in den Weg.
    «Gott zum Gruße, Ihr Herren.»
    Wetzstein

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