Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Aschenkreuz

Das Aschenkreuz

Titel: Das Aschenkreuz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Astrid Fritz
Vom Netzwerk:
kraftvollen Fußtritt in den Unterleib versetzte. Wimmernd wand sich der Pater auf dem Boden.
    «Bist du verletzt?»
    Der Medicus betrachtete Serafina voller Sorge, während er ihr den Knebel aus dem Mund zog und dann ihre Fesseln löste. Sie würgte und spuckte aus.
    «Nein.» Schwankend kam sie auf die Beine. «Aber wenn Ihr nicht gekommen wärt …»
    Sie brach ab und fiel ihm in einer Welle von Dankbarkeit und Erleichterung um den Hals.
    «Sosehr ich es genieße, dich in den Armen zu halten», flüsterte Achaz ihr ins Ohr, «so muss ich dir doch sagen, dass wir Zuschauer haben.»
    Unvermittelt ließ Serafina ihn los. In sicherem Abstand hatten sich tatsächlich gut zwei Dutzend Männer und Frauen versammelt und gafften sie an, Mund und Augen weit aufgerissen.
    «Ihr könnt nach Hause gehen. Das Blutwunder fällt aus», rief Achaz ihnen zu. «Oder wartet – ein paar von euch Männern könnt ich brauchen, um den da in die Stadt zu bringen. Euer Priester ist nämlich ein zweifacher Mörder, der eben gerade fast seinen dritten begangen hätte. An dieser unschuldigen Regelschwester hier.»
    Er kniete sich nieder, um Blasius die Hände vor die Brust zu binden. «Du kannst schon mal anfangen, um dein eigenes Seelenheil zu beten, Blasius.»
    Noch immer standen die Menschen so fassungslos, dass keiner ein Wort herausbrachte.
    «Ein Betrüger ist er obendrein.» Serafina klopfte sich benommen Gras und Erde vom Rock. «Er und dieser Einsiedler. In dem Schuppen dort findet sich alles, was man für ein Blutwunder braucht.»
    Sie holte tief Luft und starrte erst Achaz, dann den gefesselten Priester an. War das alles nun Traum oder Wirklichkeit? In ihrem Kopf begann es sich zu drehen.
    «Wo ist eigentlich Cyprian?», fragte sie, als der Schwindelanfall vorüber war.
    Der Stadtarzt deutete zum Waldrand. «In großen Sprüngen auf und davon. Wahrscheinlich auf Nimmerwiedersehen. – Und Euch ist wirklich nichts geschehen, Serafina?»
    Ihr war sehr wohl aufgefallen, dass er sie kurz zuvor noch mit dem vertraulichen Du angesprochen hatte. Fast tat es ihr leid, dass dieser Augenblick vorüber war.
    Sie rieb sich ihre schmerzenden Handgelenke, und auch ihr Daumen war wieder veilchenfarben angelaufen.
    «Dank Euch ist es nicht so weit gekommen.» Leise fügte sie hinzu: «Ihr habt mir das Leben gerettet. Womöglich schon das zweite Mal.»
    «Ach was.» Verlegen strich er sich das Haar aus der Stirn. «Außerdem habt Ihr das wettgemacht. Hättet Ihr dem Kerl nicht so beherzt gegen das Schienbein getreten, hätte der mich ohne Erbarmen ans Bruderhäuslein genagelt.»
    «Das Verdienst kommt eher diesem Hund zu.» Sie beugte sich nieder und kraulte dem Tier, das sich ihr schwanzwedelnd zu Füßen gesetzt hatte, den Nacken. «Du bist ein treues Tier. Hätte nicht gedacht, dass du zurückkommst.»
    «Ein wahrhaft guter Einfall, einen Wachhund mit in die Höhle des Löwen zu nehmen. Erst recht ein so imposantes, furchteinflößendes Tier wie diesen Zerberus hier.»
    «Spottet nur. So klein der Hund ist, so ein mutiges Herz hat er auch.» Sie spürte, wie sie allmählich wieder ihre Sinne beisammen hatte. «Außerdem gehört er gar nicht zu mir. Er ist mir nur nachgelaufen.»
    Dann stutzte sie. «Woher wusstet Ihr, dass ich hier bin?»
    Achaz lachte. «Ich gebe zu, ich bin manchmal nicht der Schnellste im Schlussfolgern. Aber zwei und zwei kann ich schon noch zusammenzählen. Nachdem ich Euch vorgestern berichtet hatte, dass diese Wandschmiererei von den Mönchen angezettelt worden war, habt Ihr dreingeschaut, als wäre Euch der Leibhaftige persönlich erschienen. Da wusste ich: Ihr wart am Ende Eurer Spürarbeit angekommen. Und da Ihr mich heute früh, einem Freitagmorgen, nicht zur Exhumierung begleiten wolltet, wurde mir klar, dass alles mit dem Blutwunder zusammenhängen musste.»
    Er hielt einen Moment inne, als ob er das alles immer noch nicht glauben könne. Dann fuhr er fort:
    «Ich hab’s geahnt, dass Ihr auf dem Weg zur Wallfahrtskapelle sein würdet, in aller Frühe schon, allein und auf eigene Faust – und Euch damit in höchste Gefahr bringen würdet. Und so hatte ich mir heute Morgen im Mietstall ein Pferd geschnappt und bin hier herausgaloppiert. Der kleine Hund hat mir übrigens den Weg gewiesen – er saß winselnd vor dem Bruderhäuslein. Irgendwie scheint er einen Narren an Euch gefressen zu haben.»
    «Dann wart Ihr der Reiter, den ich gehört habe?»
    Wieder lachte er, und es war ihm anzusehen, wie die Anspannung von

Weitere Kostenlose Bücher