Das Asthma-Selbsthilfebuch
überempfindlichen Bronchien bzw. Asthma leben. Letzteres betrifft etwa zehn Prozent der Gesamtbevölkerung dieser Welt.
Krankheitsentwicklung bei Kindern
Eine Reihe von Studien hat die Krankheitsentwicklung bei Kindern beobachtet, bei denen im Alter bis zu sechs Jahren pfeifende oder giemende Atemgeräusche feststellbar waren. Bei den meisten dieser Kinder war dies ein harmloses Zeichen der Luftbewegung in den noch relativ engen Atemwegen. Dennoch erhöht sich offenbar das Risiko eines Asthmas, je länger giemende Atemgeräusche im Verlauf der Kindheit feststellbar sind. So entwickelte fast die Hälfte derjenigen Kinder, die auch noch mit sechs Jahren giemten, später eine Asthmaerkrankung. Diese wiesen auch als Jugendliche und junge Erwachsene häufig eine eingeschränkte Lungenfunktion auf.
WISSEN
Asthmarisiko bei Kindern
Ein erhöhtes Risiko für fortbestehende pfeifende Atemgeräusche und eine Asthmaentwicklung besteht bei:
häufigen pfeifenden Atemgeräuschen im ersten Lebensjahr
einem Hautekzem
einem erhöhten Serum-IgE-Spiegel (→ Seite 47 )
Asthma der Mutter
mütterlichem Rauchen
Schwergradiges Asthma
Glücklicherweise treten schwergradige Asthmaverläufe nur in max. fünf Prozent der Fälle auf. Betroffene Patienten müssen häufiger in der Klinik wegen Asthmaanfällen behandelt werden. 60 Prozent der Kosten zur Behandlung von Asthma werden für das Management schwergradiger Verlaufsformen ausgegeben.
Als mögliche Ursache für schlecht behandelbares, schweres Asthma wird ein vermindertes Ansprechen sowie eine zahlenmäßige Reduktion von Betarezeptoren in der glatten Muskulatur der Bronchien (→ Seite 28 ) diskutiert. Diese Betarezeptoren sind notwendig, um die Bronchien zu erweitern. Auch eine verminderte Funktion der Steroidrezeptoren ist denkbar, d. h. dass entsprechende Patienten nicht oder nur gering auf die Gabe von Cortison ansprechen.
Zusätzlich besteht offenbar auch relativ häufig eine Fehlfunktion des Kehlkopfes bzw. der Muskeln, welche die Stimmbänder versorgen. Mittels computertomografischer Darstellung dieser Region konnte nachgewiesen werden, dass Patienten mit schwergradigem Asthma häufig eine erhebliche Stimmband-bedingte Verengung des Kehlkopfeinganges aufweisen. Diese war auch in der Lungenfunktionsuntersuchung nicht immer erkennbar.
Neue Untersuchungen konnten anhand von Säuremessungen in der Speiseröhre dagegen nicht feststellen, dass – wie früher vermutet – ein beschwerdefreier Rückstrom von Magensaft in die Speiseröhre (sog. asymptomatischer Reflux) bei schwergradigem Asthma gehäuft auftritt bzw. bei der Entstehung der schwergradigen Verlaufsformen eine Rolle spielt.
Neben der Lungenfunktion ist insbesondere die Messung der Stickoxide in der Ausatemluft (FENO, → Seite 42 ) eine sehr empfindliche Methode zur Feststellung eines höhergradigen Asthmas. Bei diesen Formen findet sich häufig eine fehlende Reduktion der Stickoxide nach antientzündlicher Therapie z.B. mit inhalativen Corticoiden (ICS).
Es gibt nur wenige Informationen über den natürlichen Verlauf von schwergradigem bzw. schwer therapierbarem Asthma. In einer größeren Studie benötigten im Intervall 50–60 Prozent der betroffenen Patienten Cortison systemisch in Tablettenform, wobei – insbesondere bei männlichen Jugendlichen–sich die Lungenfunktion im Verlauf der Jahre kontinuierlich verschlechterte.
Die Sterblichkeit bei Asthma
Erfreulicherweise hat in Deutschland die Therapie mit inhalativen Corticoiden zu einer Abnahme der schweren Asthmaanfälle sowie der Asthmasterblichkeit geführt. In den letzten zehn Jahren sind ein Drittel weniger Patienten durch Asthma verstorben, das heißt, die Asthmasterblichkeit liegt jetzt bei ca. 4 000 Patienten pro Jahr. Die Mehrzahl solcher Todesfälle ließe sich vermeiden, wenn Patienten besser informiert wären oder sie die Behandlungsempfehlungen ihres Arztes gewissenhafter befolgten.
Tödliche Komplikationen durch Asthma sind am häufigsten bei Betroffenen über 55 Jahre, weil im höheren Alter oft Begleiterkrankungen z.B. des Herzens vorliegen. Gerade für diese Patientengruppe gilt: Kenntnisse über die individuelle medikamentöse Behandlung ihrer Erkrankung, deren konsequente Einhaltung und die Anwendung vorbeugender Maßnahmen senken das Risiko von Komplikationen.
Asthmavorkommen: Bestehen geografische Unterschiede?
In der 1991 begonnenen und kürzlich abgeschlossenen weltweit größten Langzeitstudie (ISAAC-Studie) zum Vorkommen
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