Das Asthma-Selbsthilfebuch
auf. Bei Nichtasthmatikern kann die BHR z.B. durch Schadstoffexposition (Rauch, Kälte, Chlorwasser) oder nach einem bronchialen Infekt bzw. einer Lungenentzündung auftreten. Die Diagnose einer BHR gelingt durch Messung der Lungenfunktion mithilfe des inhalativen Reiz- oder Provokationstests (→ Seite 41 ).
Wichtig
Jeder Asthmatiker hat überempfindliche Atemwege! Vermeiden Sie daher unnötige Reizungen z.B. durch kalte oder schadstoffbelastete Luft.
Wie häufig ist Asthma?
Man schätzt, dass in den westlichen Industrieländern circa fünf Prozent der Erwachsenen und 10–13 Prozent aller Kinder an Asthma erkranken. Bei Kindern stellt es die häufigste chronische Erkrankung dar. Die Diagnose Asthma wird in 75 Prozent der Fälle erstmalig bereits im Alter unter sieben Jahren gestellt. Hierbei handelt es sich meist um ein allergisches Asthma. Allerdings kann die Erkrankung in jedem Alter beginnen, wobei ein Erkrankungsbeginn nach dem fünfzigsten Lebensjahr sehr selten vorkommt.
Insgesamt leiden in Deutschland circa sechs Millionen Menschen an Asthma. Während hier die Zahl der Asthmakranken bis 1992 anstieg und seitdem weitgehend konstant ist, nimmt Asthma weltweit immer noch weiter zu.
Wie wird Asthma ausgelöst?
Wissenschaftliche Studien sprechen dafür, dass die Entstehung von Asthma auf ein multifaktorielles Geschehen zurückzuführen ist. Dabei sind insbesondere die erbliche Veranlagung sowie Umgebungsfaktoren bedeutend. Bronchiale Überempfindlichkeit, Entzündung der Atemwege und Allergien ebnen dabei der Entstehung von Asthma den Weg.
Wirtschaftsstruktur und Entwicklungsstatus der jeweiligen Länder ergeben unterschiedliche Trigger- oder Auslösefaktoren: In Schwellenländern sind erhöhte Konzentrationen von Luftschadstoffen durch Industrie sowie aktives und passives Rauchen wichtige Auslöser. So ist in China und Indien der rasche Anstieg von Asthma und Allergien auf die unkont rollierte Industrialisierung mit Schadstoffbelastung durch Stickoxide, Ozon und Schwebstäube zurückzuführen. In Ländern der westlichen Welt sind Zigarettenrauch, Übergewicht und übertriebene Hygiene auslösende Faktoren für die Asthmaentstehung.
Übertriebene Hygiene
Studien konnten zeigen, das Asthma bei Kindern, die auf Bauernhöfen aufwachsen und verstärkt Keimen ausgesetzt sind, seltener vorkommt als bei Kindern in Stadtwohnungen. Die Verstädterung der Bevölkerung begünstigt offenbar die Entstehung von Asthma im Kindesalter. Statt im Freien zu spielen, bleiben die Kinder oft im eigenen Zimmer und beschäftigen sich mit Fernsehen und Computerspielen. Die mangelnde körperliche Aktivität sowie der fehlende Kontakt mit Erregern der natürlichen Umgebung verhindert die Entwicklung einer normalen kindlichen Immunabwehr. Mit anderen Worten: Etwas Dreck stärkt das Immunsystem und schützt vor Asthma und Allergien. Zu viel Reinlichkeit führt zu mangelhaftem Training und unzureichender Entwicklung des Immunsystems.
Diese »Hygiene-Hypothese« konnte durch eine kürzlich in der anerkannten Fachzeitschrift Science publizierten Studie untermauert werden. Dabei konnten Forscherteams in München und Boston an Labormäusen nachweisen, dass solche, die keimfrei aufgewachsen waren, besonders viele natürliche Killer-T-Zellen in Lunge und Darm aufwiesen, die nach Aktivierung eine Reihe von Botenstoffen ausschütten. Diese Botenstoffe spielen bei Autoimmunkrankheiten und Entzündungen eine Rolle. Die daraus resultierende überschießende Reaktion des Immunsystems machte die Labormäuse anfälliger für Asthma.
Zu häufige Antibiotikabehandlungen
Somit ist auch erklärt, warum Kinder, die häufig mit Antibiotika behandelt werden,häufiger an Asthma leiden. Aktuelle Untersuchungen sprechen dafür, dass auch die unnötige Behandlung von bestimmten Darmkeimen wie Helicobacter pylori bei fehlenden Magenbeschwerden die Entstehung von Asthma nach sich ziehen kann.
Das Helicobacter pylori ist ein Bakterium, das bei 50 Prozent der Weltbevölkerung nachweisbar ist. Nur bei gleichzeitigem Auftreten von Magenbeschwerden gilt es als Risikofaktor für die Entstehung von Magengeschwüren und -krebs und ist auch nur dann behandlungsbedürftig. Leider wird das Helicobacter pylori allzu häufig prophylaktisch mit Antibiotika bekämpft, auch wenn keine Beschwerden vorliegen.
Umweltschadstoffe und Rauchen
Luftschadstoffe wie Stickoxide und Ozon sowie in der Luft enthaltene Schwebstäube, die sogenannten partikulären Luftschadstoffe,
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