Das Attentat - 0
sie schauten mit der Waffe im Anschlag hinein. Noch eine Hab-Wohneinheit, alles ganz normal außer …
… dass diese völlig leer war. Kein Teppich, keine Läufer oder Matten, kein Schirm an der Deckenlampe, nackte Wände. Eine Tür an einer Seite, verschlossen. Ein Konsolentisch in der Mitte des Raums mit einem Buch darauf.
»Klar!«, sagte Caober. »Weitergehen …«
»Warten Sie!«, zischte Gaunt. Er hatte ein furchtbar unbehagliches Gefühl. Er ging in den nackten Raum und roch dessen muffige Kühle. Was ging da vor? Konnte das ein Zufall sein?
Er ging zu dem kleinen Tisch, der so merkwürdig mitten im Raum stand, und griff nach dem Buch, das dort lag. Es war alt. So alt, dass es auseinander fiel und sich in Staub auflöste.
Er öffnete den Deckel und las die Titelseite.
Es war eine Erstausgabe von Über den Einsatz von Armeen von DeMarchese.
Gaunt hatte selbst eine Ausgabe dieses obskuren Werks. Taktiker Biota hatte es ihm gegeben, kurz bevor er Aexe Cardinal verlassen hatte.
Wie war das möglich? Was für ein extremer Zufall sollte das sein? Gaunt verspürte ein wachsendes Gefühl der Panik und Furcht. Er war von Warpmagie umgeben. Er starrte auf die geschlossene Seitentür. Was lag dahinter? Was?
Er ging darauf zu und drehte den Knauf. Die Tür öffnete sich leicht. Gaunt roch frische, saubere Luft. Im Eingang waren Pflanzen. Ranken und Sträucher. Dieser Seitenraum war offenbar eine Art Herbarium, ein Gewächshaus für …
»Feinde!«, rief Caober aus der Tür und fing an zu schießen.
Gaunt schlug die Tür zu und lief zu ihm.
Ein Trupp Blutpakt-Soldaten kam ihnen im Flur des Habitats entgegen. Sie benutzten die Türbuchten als Deckung und schossen mit Lasergewehren und Waffen mit fester Munition.
Nach zehnminütigem brutalen Kampf waren sie alle tot.
Am Ende des Kampfes befand Gaunt sich am Ost-Ausgang des Habitats. Er erwog einen Moment, zu diesem seltsamen kahlen Raum zurückzukehren, aber jetzt schien es keine so große Rolle mehr zu spielen. Sein Blut war in Wallung. Er hatte soeben einen Blutpakt-Offizier mit seinem Energieschwert aufgespießt, und als die drei Trupps schließlich die Fancibelstraße betraten, hatte er das alte Buch und den kahlen Raum bereits vollkommen vergessen.
Gol Kolea sprang aus dem Hab-Fenster in die Gasse darunter und spurtete vierzig Meter weit zum hinteren Ende des schmutzigen Lagerschuppens, der er vor sich sah. Jedes schwarze, glaslose Fenster entlang der Gasse, das auf ihn niederstarrte, schien die Drohung verborgener Schützen zu bergen, aber niemand schoss auf ihn. Als er schließlich die schmierige Wand erreichte und dort niederkauerte, atmete er schwer, aber er konnte immer noch das Knattern einer Autokanone in der Nähe hören.
DaFelbe versuchte ihn über Kom zu erreichen und wollte seine Position wissen. Die Verbindung war sehr schlecht, die Nachricht war völlig verstümmelt. Kolea konnte DaFelbe kaum verstehen. Kolea schnippte zweimal rasch gegen das Mikrofon, das nonverbale Signal für Ich kann jetzt nicht reden.
Er kroch bis zum Ende der Rückwand des Lagerschuppens, kam dann rasch hoch, sodass er über die niedrige Barriere schauen konnte, und schoss darüber hinweg. Zwei Blutpakt-Soldaten, die mit dem Rücken zu ihm an der nächsten Mauer standen, fielen tot zu Boden, vollkommen überrumpelt.
Er duckte sich wieder. Noch mehr Geknatter. Jetzt auch Geschrei. Ein paar Schüsse jaulten über ihn weg.
Er biss die Zähne zusammen, spurtete zur offenen Tür des Schuppens und hechtete in Deckung. Neuerliche Schreie in einer rauen Sprache, bei der er sich innerlich krümmte.
In der Düsternis arbeitete er sich die Innenwand entlang, eine Verladebucht empor und weiter zu einem Granatloch in der Wand. Durch die gezackte Öffnung konnte er auf den Verladehof hinter dem Schuppen schauen. Dort sah er die zwei Männer mit der Autokanone hinter einem Stapel Fertigbauteile. Er sah sie, aber der Schusswinkel war lausig.
Er musste weiter nach oben …
Eine mit Klammern an der Wand befestigte Leiter führte von der Verladebucht zu einer Stauplattform im ersten Stock. Er warf sich das Lasergewehr über die Schulter und kletterte die Leiter empor.
Er stieg gerade auf die Plattform, als ihm aufging, dass er nicht allein war. Er warf sich vorwärts, als die Gestalt aus der Dunkelheit auf ihn losging, und sie fielen grunzend und um sich schlagend übereinander. Sein Gegner war behände, und Kolea erhaschte einen flüchtigen Blick auf eine gezückte Klinge.
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