Das Attentat - 0
funkelte ein Schwert.
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NEUN
Die Reise in die Nacht
»Steht mir zur Seite, solange ihr könnt. Einen Tag, eine Woche, ein Jahr, eine Minute. Was ihr auch geben könnt, wie lange ihr auch stehen könnt, ich nehme es dankend an.«
– Sabbat, Episteln
Es war sie.
»Ach, leck mich! Die Beati«, flüsterte Corbec.
Milo gaffte. Er war noch nicht über den Schock des Todes des Pilgermädchens hinweg und sah immer noch vor seinem geistigen Auge, wie es vor den Panzer lief, um ihn abzulenken. Die Szene kam ihm zu sehr wie eine Wiederholung der Geschichte vor.
»Brin!«, brüllte Corbec, doch Milo rannte bereits aus seiner Deckung.
»Du bist noch mal mein Tod, Junge!«, fügte Corbec hinzu, während er Chirias Hände abschüttelte und ihm folgte.
Milo rannte auf die Schnellstraße. Die Beati schien ihn gar nicht zu sehen. Gott-Imperator, aber sie sah in ihrer vergoldeten, gravierten Rüstung so wunderschön aus.
Er schrie etwas. Einen Moment später hatte Corbec ihn erreicht und riss ihn mit einem Hechtsprung zu Boden. Beide landeten hart und schrammten sich am Straßenbelag die Haut auf.
Die Koaxialwaffen des Todesklinge schwenkten herum, um die goldene Gestalt vor ihnen aufs Korn zu nehmen, und feuerten los, aber die Heilige war nicht mehr da. Die leere Stelle auf der Straße wurde mehrfach in ihre Bestandteile zerlegt und aufgelöst.
Mit einem einzigen Sprung hatte sie sich auf den Rumpf des gewaltigen Vehikels hinter der Demolierer-Kanone und neben dem Hauptgeschütz befördert. Das Schwert kreiste wie eine Sense in ihrer Hand.
Der massige Lauf des Hauptgeschützes fiel krachend auf den Rumpf und rollte dann auf die Straße. Die Schnittstelle am Stumpf des Geschützlaufs knisterte vor sich entladender elektrischer Energie.
»Du lieber Gott-Imperator …«, stammelte Corbec ungläubig.
Die Beati riss das Schwert hoch, fasste es mit beiden Händen und stieß es mit der Spitze voran tief in den Rumpf des Panzers.
Der Panzer blieb abrupt stehen. Sie hatte den Fahrer gefunden und getötet.
Die Dachluke klappte auf, und ein Offizier kletterte nach draußen und machte Anstalten, sich hinter die drehbar angebrachte Boltkanone zu klemmen. Sie sprang wieder, wobei sie einen Salto beschrieb, und landete auf den Füßen oben auf dem Turm hinter dem Luk. Ihre schnurrende Klinge durchschnitt Hals und Waffe gleichermaßen.
»Corbec … Corbec, haben Sie das gesehen …?«, keuchte Milo, der die Geschehnisse fasziniert beobachtete.
»Der Imperator beschützt ganz gewiss, mein Junge«, murmelte Corbec.
Die Beati zog eine goldene Granate aus dem Gürtel, schaltete den Zünder ein und ließ sie durch das offene Luk fallen. Dann sprang sie mit weitem Satz vom Panzer hinunter.
Milo und Corbec sprangen auf und rannten in Deckung.
Der Todesklinge explodierte nicht, stattdessen wogte Feuer durch sein Inneres und sprengte mehrere Luken weg. Ein Besatzungsmitglied taumelte brennend nach draußen und fiel auf die Straße.
Das nach unten zeigende Schwert locker in der rechten Hand, schritt die Beati mit dem brennenden Panzer im Rücken und in funkelnder Rüstung auf sie zu.
Milo und Corbec drehten sich zu ihr um.
»Ich wünsche einen guten Tag, Brüder«, sagte sie.
Beide Geister lächelten unwillkürlich.
»Das war erstaunlich, Heiligkeit«, sagte Milo.
»Heiligkeit?«, wies sie ihn zurecht. »Begrüßt ihr so eine Freundin? Ich bin Sabbat. Nennt mich so, wenn ihr mich etwas nennen müsst.«
Corbec sah Milo an. Er war verblüfft. Der Junge sah es wirklich nicht. Dies war Sanian, ein Mädchen, von dem Milo jahrelang geträumt hatte. Aber von Angesicht zu Angesicht erkannte er sie nicht wieder.
Doch bei näherem Hinsehen, ging Corbec auf, hätte er sie auch nicht wiedererkannt. Er wusste nur, dass es Sanian war, weil Gaunt es ihm gesagt hatte. Diese Frau, dieses Wesen, war nicht mehr die Esholi, die er auf Hagia kennengelernt hatte. Sanian war still, bescheiden und zurückhaltend gewesen. Diese Frau strotzte nur so vor Selbstsicherheit, Macht und Elan.
Und wenn Sanian ein Augenschmaus gewesen war, dann war die Frau vor ihnen schön. So schön, dass es schmerzte. Sie strahlte. Jenseits von allem Sex, jenseits von allem Verlangen. Sie war eine göttliche Inkarnation der Schönheit.
Und sie hatte soeben einen Superschweren Panzer in direktem Zweikampf besiegt.
Corbec kam sich plötzlich albern und erbärmlich vor.
»Das ist nichts im Vergleich zu den Heldentaten, die Sie in Ihrer Zeit vollbracht haben, Colm«,
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