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Das Attentat

Das Attentat

Titel: Das Attentat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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den Wagen in der Mitte des gepflasterten
Hofes an, und wir stiegen aus. Bannister folgte mir die zehn weißen
Marmorstufen zur Haustür empor. Wir warteten etwa zehn Sekunden, nachdem ich
auf den Klingelknopf gedrückt hatte, bevor sich die Tür öffnete und ein Butler
erschien.
    »Sir?«
Sein Akzent war makellos englisch. Ich erklärte ihm, wer wir seien und daß wir
Walker zu sprechen wünschten. »Wollen Sie bitte eintreten, Gentlemen?« Er
verbeugte sich leicht, während wir an ihm vorbei in den Hausflur traten, nahm
dann unsere Hüte und führte uns auf eine in feingemasertem Teakholz gehaltene
Doppeltür zu. Die beiden Flügel wurden auf dramatische Weise aufgestoßen, und
der Butler kündigte uns mit einem Unterton von Zweifelhaftigkeit an, als wären
wir ehemalige königliche Hoheiten, die eine Krone verhökern wollten.
    Der
Raum wurde als Büro benutzt — an der einen Wand stand eine Reihe von
Karteischränken, in der einen Ecke ein schwerer Safe und in der Mitte ein
riesiger Schreibtisch, dessen Platte mit Leder bezogen war. Am Fenster stand
ein Bursche und blickte, uns den Rücken zugewandt, hinaus. Als er sich langsam
zu uns umwandte, stellte ich fest, daß er einen unauffälligen, aber sehr teuren
Anzug trug und einen verächtlichen Ausdruck auf dem Gesicht hatte.
    »Ja?«
sagte er mit scharfer Stimme.
    Er
war groß, mit Holzfällerschultern und einem gewaltigen Brustkasten. Sein
kurzgeschnittenes, dichtes schwarzes Haar war mit Grau durchsetzt. Seine Augen
waren blau, aber so verwaschen, daß sie fast farblos waren. Die graue, straffe
Haut ließ die Oberlippe dünn wirken, ohne die auffallende Fülle der Unterlippe
zu beeinträchtigen. Ich nahm an, daß ihm der Butler bereits mitgeteilt hatte,
wer wir waren, selbst wenn der Wachmann am Tor unten nicht angerufen haben
sollte, und so hielt ich es nicht für erforderlich, uns erneut vorzustellen.
    »Ich
hätte gern einige Fragen an Sie gestellt, Mr. Walker«, sagte ich leichthin.
    »Ich
heiße nicht Walker«, sagte er kalt. »Ich heiße Grossman, Martin Grossman.«
    Irgendwie
war ich enttäuscht — der Unterschied, ob man mit zehn Millionen Dollar oder mit
zehn Dollar sprach, schien nicht groß zu sein.
    »Ich
wollte mit Mr. Walker sprechen«, sagte ich. »Vielleicht konnte Ihr Butler nicht
meinen Akzent verstehen?«
    »leb
habe ihn angewiesen, Sie hierherzubringen«, sagte Grossman. »Walker ist noch in
New York. Vielleicht kann ich Ihre Fragen beantworten.«
    »Ich
glaube nicht«, sagte ich in bedauerndem Ton.
    Sein
Mund wurde noch straffer. »Ich finde, daß sich Ihr Benehmen hart am Rand des Ungehobeltseins befindet, Wheeler.«
    »Das
ist ein falscher Eindruck, aber Sie brauchen sich nicht zu entschuldigen.« Ich
lächelte voller Wärme. »Sie werden dahinterkommen, daß ich Ihnen nach einiger
Zeit entsprechen werde, Mr. Grossman.«
    Im
Augenblick beschloß er, es hinzunehmen. »Walker ist mein Privatsekretär. Sie
erzählen am besten mir, um was es sich handelt.«
    »Um
ein Mädchen namens Lily Teal , die verschwunden ist.«
    »Ist
sie mit Walker befreundet?«
    »Es
sieht so aus«, sagte ich. »Sie arbeitete für Waring’s ,
das Juweliergeschäft, und anscheinend war Walker ein Verehrer von ihr —
jedenfalls bestand er immer darauf, daß sie ihn bediente, wenn er in den Laden
kam.«
    Seine
Lippen verzogen sich zu etwas, das ein halbverächtliches Grinsen war, noch
bevor es zu einem richtigen Lächeln wurde. »Das scheint mir eine sehr spärliche
Voraussetzung, Lieutenant. Ist es nicht eine weitgehend übliche Gewohnheit,
sich in einem Laden immer von derselben Verkäuferin bedienen lassen zu wollen?«
    »Vielleicht«,
sagte ich.
    »Und
das ist der einzige Grund, warum Sie versuchen, Walker für das Verschwinden des
Mädchens verantwortlich zu machen?«
    »Das
habe ich nie behauptet«, sagte ich. »Ich dachte nur, er könnte uns vielleicht
helfen — uns einen Hinweis geben.«
    »Ich
bin überzeugt, daß er das nicht kann«, sagte Grossman barsch. »Wenn Sie mich
also entschuldigen wollen, ich werde...«
    Die
Doppeltür schwang schnell auf, und ein dünner Bursche mit einer randlosen
Brille eilte ins Zimmer.
    »Martin«,
sagte er mit dringlicher, hoher Stimme, »Sie müssen diesen Nachrichtendienstvertrag
unterzeichnen, bevor...« Er hielt plötzlich inne, als er uns erblickte.
    »Walker?«
sagte ich schnell.
    »Ja.«
Er nahm seine Brille ab und starrte mich an. »Wer sind Sie?«
    »Lieutenant
Wheeler von der Mordabteilung«, sagte ich. »Sind Sie

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